Bildung und Qualifikation, und die sich daraus ergebende Möglichkeit der beruflichen Anerkennung, sind die Grundvoraussetzung für eine umfassende und individuelle Teilhabe in einer modernen Gesellschaft. Dies gilt im besonderen Maße für Menschen mit Migrationshintergrund, da nur durch gesellschaftliche Partizipation ein nachhaltiger Integrationsprozess gelingen kann.
Der Nationale Integrationsplan betont so auch das Ziel einer erfolgreichen beruflichen Erstausbildung als wesentliche Voraussetzung für eine gelingende Integration. Vertreter aus der nationalen Privatwirtschaft und der Regierung der Bundesrepublik Deutschland haben sich daher im Nationalen Pakt für Ausbildung und Fachkräftenachwuchs gemeinsam verpflichtet, in enger Zusammenarbeit mit den Bundesländern allen ausbildungswilligen und ausbildungsfähigen jungen Menschen ein Angebot auf Ausbildung zu unterbreiten. Mit der Erklärung „Potenziale erschließen, Integration fördern – Mehr Bildung und Ausbildung für Jugendliche aus Zuwandererfamilien“ haben beide Seiten im Frühjahr 2009 die Beständigkeit ihres Engagements und ihre Kenntnis um die Verbesserungswürdigkeit der Ausbildungsreife und der Erhöhung der Ausbildungsbeteiligung von Jugendlichen mit Migrationshintergrund bekräftigt.
Migrationshintergrund als Teilkompetenz
Die Vorbereitung auf den späteren beruflichen Werdegang beginnt in den Erziehung- und Bildungseinrichtungen vor Ort. Um Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund besser erreichen zu können, sollen Pädagoginnen und Pädagogen, Lehrerinnen und Lehrern mit Migrationshintergrund für die entsprechenden Einrichtungen verstärkt gewonnen werden.
Neben der Schule, ist es in erster Linie das Elternhaus, welches einen zentralen Einfluss auf die Bildungsbiographien von jungen Menschen nimmt. Nach einer Studie der OECD ist der familiäre Einfluss auf die Lese-, mathematische und naturwissenschaftliche Kompetenz doppelt so hoch wie der von Schule, Lehrkräften und Unterricht. Familien, die wegen problematischen sozioökonomischen Umständen sowie migrationsbedingter Ursachen eine große Distanz zum Bildungssystem besitzen, können ihren Kindern entsprechend weniger Unterstützung bei deren Bildungs-, Ausbildungs- und Berufswahlprozessen geben.
Sozioökonomische Manifestation und Verständnishürden
42 Prozent der Zuwanderer in Deutschland haben das Gefühl, dass Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund nicht die gleichen Chancen haben, wie deutsche Kinder und Jugendliche. Weiter wird bemängelt, dass sich diese Ungleichheit bei den folgenden Generationen nicht verbessern würde. Dieses Gefühl der Diskriminierung ist besonders stark bei Familien mit geringem sozioökonomischem Status ausgeprägt. Keine bzw. geringe Deutschkenntnisse, eine unsichere Aufenthaltsperspektive, fehlende Informationen über das deutsche Bildungssystem oder ein traditionell anderes Verständnis über die Rollenverteilung zwischen Bildungseinrichtung und Eltern können dazu führen, dass sie sich von den Anforderungen der Schulen überfordert fühlen. Darüber hinaus führen fehlende Kenntnisse über Bildungssystem und –abschlüsse zu elterlichen Entscheidungen über Bildungskarrieren, die den individuellen Fähigkeiten ihrer Kinder nicht gerecht werden. Auf der anderen Seite wird das pädagogische Personal nicht ausreichend auf die Zusammenarbeit mit zugewanderten Eltern vorbereitet. Meistens scheitert die interkulturelle Kommunikation an manifesten Verständnisproblemen zwischen den Interaktionspartnern.
Initiative ist gefragt
Um diesen und anderen Tatbeständen entgegenzutreten, räumen die Länder der Zusammenarbeit mit den Elternteilen daher einen hohen Stellenwert ein. Bund, Länder und Kommunen unterstützen durch unterschiedliche Initiativen Kitas, Schulen, außerschulische Bildungsträger, kommunale Einrichtungen, Migrantenorganisationen und anderer Akteure vor Ort, Eltern mit Migrationshintergrund in ihrer Erziehungs- und Bildungskompetenz zu stärken. Dabei sollen ihnen bessere Sprachkenntnisse und Kenntnisse über das deutsche Bildungssystem vermittelt sowie die Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Bildungseinrichtungen und den Eltern verstärkt werden.
Best –Practice-Beispiel: Stadt Heilbronn
Der Integrationsbeauftragte der Stadt Heilbronn koordiniert und steuert die fachliche Ausbildung eines Pools von etwa 100 Multiplikatoren mit Migrationshintergrund. Diese werden seit Herbst 2009 in 12 Grundschulen, ab Herbst 2010 flächendeckend an allen Heilbronner Kindertagesstätten und Grundschulen als Mittler und Kursleiter zu Informationen über die Themen „Wie funktioniert die Schule?“ und „Wie funktioniert der Kindergarten?“ eingesetzt und sind auch für Informationsgespräche zwischen Eltern und Lehrern buchbar. Pro Kurs werden mehrere Treffen kostenfrei in Gruppen durchgeführt. Die Treffen werden je nach Bedarf auch in der Muttersprache der Eltern angeboten, um intensive Diskussionen und Informationsaustausch zu ermöglichen.
Informationsveranstaltungen für Eltern mit Migrationshintergrund
Die gezielte Förderung der Migrantinnen und Migranten ist der Schlüssel zu einer erfolgreichen Integrationsarbeit. Imap unterstützt verschiedene Zielgruppen, die einer speziellen Förderung bedürfen. Eine besondere Rolle nehmen dabei Kinder, Jugendliche, Frauen und Eltern ein. Das imap Institut führt hier Coachings und Seminare durch zur Stärkung der Erziehungskompetenz für Eltern mit Migrationshintergrund. Hier bekommen die Eltern Informationen und Praxisübungen zu den Themen Bildung, Gesundheit und Erziehung.
imap GmbH
Institut für interkulturelle Management- und Politikberatung
Sternstraße 58
40479 Düsseldorf