Berlin, 25. Juli 2011 – „Die Wirtschaft läuft auch in diesem Jahr auf vollen Touren“, kommentiert Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben eine aktuelle Umfrage des DIHK. Die Binnenwirtschaft übernähme zunehmend die konjunkturelle Stützungsfunktion. Auch die Investitionsabsichten der Unternehmen erreichen ein neues Rekordniveau, zeigt die Auswertung der rund 24.000 befragten Unternehmen. „In nahezu allen Branchen stehen die Zeichen auf Personalaufbau. Industrie, Handel und Bau weisen so gute Beschäftigungspläne auf wie seit der Wiedervereinigung nicht mehr“.

Allerdings mache sich der Fachkräftemangel auf dem Arbeitsmarkt mehr und mehr bemerkbar: Knapp ein Drittel der Unternehmen sehe hier bereits für die kommenden zwölf Monate ein Risiko für die eigene Geschäftsentwicklung, sagt Wansleben – doppelt so viele wie zu Jahresbeginn 2010. „Betroffen sind Zeitarbeit, Gesundheitswirtschaft, IT- und industrienahe Dienstleister, Baugewerbe sowie Maschinenbau“. Die Fachkräftesicherung werde mehr und mehr zum Megathema.

Deshalb gelte es bereits jetzt die Weichen richtig zu stellen. Viele Unternehmen eröffnen beispielsweise ihre eigenen Schulungszentren, unter ihnen der baden-württembergische Lösungsanbieter Bizerba. „In unserem Schulungszentrum in Balingen bieten wir Weiterbildungen an“, erklärt Robert Keller, Director Business Services bei Bizerba. „Unsere eigenen Techniker schulen sich dort im Umgang mit moderner Wäge- und Datentechnik. Auch die Mitarbeiter von Unternehmen, in denen unsere Technik installiert wird, nehmen am Ausbildungsprogramm teil“.

Ein wichtiges Element zur Sicherung des Fachkräftebedarfs sei es auch, deutsche Fachkräfte im Ausland zurückzugewinnen, sagt Ernst Burgbacher, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundensminister für Wirtschaft und Technologie. Grundsätzlich sei es erfreulich, dass unsere Fachkräfte im Ausland einen Spitzenruf genössen. Entscheiden sei aber: „Wir müssen diesen Erfahrungsschatz dann auch nutzen. Deshalb müssen wir Rückkehrern aus dem Ausland eine Brücke bauen“. Dazu müssten alle verantwortlichen Akteure stärker kommunizieren, wie attraktiv Deutschland sei. „Wir haben viele Trümpfe in unserem Blatt, die wir noch aktiver ausspielen sollten“.

Die Bertelmann Stiftung hat ermittelt, dass Deutschland – allein innerhalb Europas – jährlich 1.500 hochqualifizierte Wissenschaftler und Führungskräfte abgibt (Quelle: BMWI). Nach Schätzungen der GSO arbeiten mindestens 200.000 hochqualifizierte Deutsche derzeit in den USA, der Schweiz und der EU.

Die Bundesagentur für Arbeit versucht derzeit, Ingenieure und IT-Spezialisten aus den europäischen Nachbarländern nach Deutschland zu vermitteln – meist im Auftrag von Mittelständlern. Dort ließen sich mittelfristig aber nicht mehr viele Menschen für Deutschland begeistern, deshalb versuche man jetzt, die Menschen aus Entwicklungsländer für Deutschland zu interessieren, sagt Monika Varnhagen, Chefin der Zentrale Auslands- und Fachvermittlung (ZAV) der Bundesagentur für Arbeit, im Gespräch mit der WELT. Besonders in Indonesien und Vietnam gebe es viele Ingenieure, die deutsche Abschlüsse haben und Deutsch sprechen. Zudem gebe es auch eine große Bereitschaft, eine gewisse Zeit lang in Deutschland zu arbeiten.

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