Der schnellste Weg zu frühzeitigen und kosteneffektiven Maßnahmen zur Bekämpfung von HIV

Mathematische Berechnungen von Behandlungsergebnissen können Kosten senken und schnellere Prävention ermöglichen

Mit insgesamt 5,6 Millionen HIV-Infizierten herrscht in Südafrika die weltweit größte HIV-Epidemie. Umfassende klinische Tests zur Bewertung kombinierter Präventions- und Behandlungsmethoden sind oft zu teuer und langwierig. Anstelle dieser Tests können auch mathematische Modelle dabei helfen, die Wirksamkeit verschiedener HIV-Interventions-Kombinationen zu beurteilen. Dies zeigt eine neue Studie1 von Elisa Long und Robert Stavert von der Yale University in den Vereinigten Staaten. Ihre Ergebnisse erscheinen jetzt in der Springer-Fachzeitschrift Journal of General Internal Medicine2.

Zurzeit erhalten 60 Prozent aller behandlungsbedürftigen HIV-Infizierten in Südafrika keine Behandlung. Da die finanziellen Mittel im Kampf gegen HIV knapp sind, muss bei jeder Vorgehensweise eine Kosten-Nutzen-Analyse erstellt werden. Eine Reihe neuer klinischer Tests hat bewiesen, dass verschiedene biomedizinische Interventionen die Übertragung von HIV reduzieren. Dazu gehört die freiwillige Beschneidung von Männern – inzwischen von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und dem Joint United Nations Programme on HIV/AIDS als Präventivstrategie empfohlen – wie auch vaginale Mikrobizide und orale Prophylaxe; alle genannten Maßnahmen bieten allerdings nur partiellen Schutz vor einer HIV-Infektion. Long und Stavert machen in ihrer Studie deutlich, dass das Kombinieren verschiedener Interventionsmaßnahmen HIV-Infektionen in Zukunft nicht nur um bis zu zwei Drittel senken, sondern sich in einer ressourcenschwachen Region wie Südafrika auch als durchaus kosteneffektiv erweisen könnte.

Um zukünftige Entwicklungen der Krankheit prognostizieren zu können, entwarfen die Autoren ein mathematisches Modell; berücksichtigt wurden Krankheitsverlauf, Mortalität, Morbidität und heterosexuelle Übertragung von HIV. Unter Nutzung südafrikaspezifischer Daten bewerteten die Wissenschaftler gesundheitliche Vorteile und Kosteneffektivität eines „Kombinationsansatzes“: Alle drei der genannten Methoden kamen zum Einsatz, in Kombination mit dem zurzeit üblichen Maß an antiretroviraler Therapie, Screening und Beratung.

Für jede Intervention berechneten sie für einen Zeitraum von 10 Jahren HIV-Neuerkrankung und -Prävalenz. Die Autoren gehen davon aus, dass die HIV-Prävalenz in der Bevölkerung bei den aktuellen Raten von Screening und Beratung in den nächsten zehn Jahren von 19 auf 14 Prozent zurückgehen wird. Ihr Kombinationsansatz aus Beschneidung, vaginalen Mikroziden und oraler Prophylaxe könnte die Prävalenz im genannten Zeitraum jedoch auf zehn Prozent senken – 1,5 Millionen HIV-Infektionen weniger, selbst wenn Screening und antiretrovirale Therapie auf dem aktuellen Stand bleiben. Zusätzlich könnten eine stärkere antiretrovirale Therapie und Screening-Frequenz weitere zwei Millionen Infektionen innerhalb von zehn Jahren verhindern – das wären insgesamt 60 Prozent der prognostizierten Fälle.

Die Wissenschaftler erstellten auch eine Kosten-Nutzen-Analyse für diese Interventionsstrategien. Dort, wo die Mittel knapp sind, schlagen sie vor, die Gelder in folgender Reihenfolge einzusetzen: zuerst für mehr Beschneidungen, anschließend für häufigeres Screening, für den Einsatz vaginaler Mikrobizide und für eine verstärkte antiretrovirale Therapie. Sie gehen außerdem davon aus, dass das Weglassen der oralen Prophylaxe aus der Kombinationsstrategie immer noch 90 Prozent der Behandlungsvorteile bringen könnte, bei 25 Prozent weniger Kosten.

„Da es keine randomisierten klinischen Multiinterventions- oder Beobachtungsstudien gibt, liefert ein mathematisches HIV-Epidemiemodell wertvolle Einblicke in die Vorteile eines Portfolios aus biomedizinischen, diagnostischen und Behandlungs-Programmen. In Südafrika hat die Verteilung der begrenzten verfügbaren Mittel zum Einsatz gegen HIV oberste Priorität. Unsere Studie macht deutlich, dass ein Multiinterventionsportfolio gegen HIV fast zwei Drittel der prognostizierten HIV-Neuinfektionen verhindern könnte; es stellt darüber hinaus eine kosteneffektive Nutzung der Mittel dar“, erklären die Autoren.

Quellen
1. Long, E.F. and Stavert, R.R. (2013). Portfolios of biomedical HIV interventions in South Africa: a cost-effectiveness analysis. Journal of General Internal Medicine. DOI 10.1007/s11606-013-2417-1
2.The Journal of General Internal Medicine is the official journal of the Society of General Internal Medicine.

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