Freiberg 22.06.2011: Jubiläen – an ihnen kreuzen sich Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Mit den Festen, Jubiläen und Ritten der Bergakademie Freiberg im 20. Jahrhundert beschäftigten sich die Doktoranden des Graduiertenkollegs Freiberg im diesjährigen Agricola-Kolloquium der TU Bergakademie Freiberg zum Berg- und Hüttenmännischen Tag 2011.
Die Bergakademie habe im Kaiserreich um ihre Existenz gekämpft, betonte Nele-Hendrikje Lehmann in ihrem Vortrag über die Erinnerungskultur an der Bergakademie zwischen 1900 und 1918. Um das Überleben der Hochschule zu sichern, bemühten die Rektoren die Tradition. So hätten sie bei feierlichen Anlässen immer wieder hervorgehoben, dass die Bergakademie die älteste montanwissenschaftliche Hochschule der Welt sei. Allein aus diesem Grund müsse sie erhalten bleiben. In der Weimarer Republik dominierten nationale Feste die TU Bergakademie Freiberg. Stefanie Preißler erläuterte, dass an die Gründung des Kaiserreichs erinnert worden sei. Ein Großteil der Professoren habe der Republik skeptisch bis ablehnend gegenüber gestanden, begründete die Industrie-Archäologin.
Unter sozialistischen Vorzeichen feierte die Bergakademie ihr 200-jähriges Bestehen im November 1965 der TU Bergakademie Freiberg. Bertram Triebel erklärte, dass die SED das Jubiläum genutzt habe, um das sozialistische System zu legitimieren. So propagierte die Partei, dass die Hochschule erst in der DDR ihre „Blütezeit“ erreiche. In der Tat sind an der Bergakademie nach 1945 zahlreiche neue Institute entstanden. Anke Geier, ebenfalls Doktorandin am Graduiertenkolleg Freiberg, redete über die Gründung der Sektion Erdöl-Erdgas. Bereits Ende der 1950er habe die SED-Führung beschlossen, in der DDR nach Erdöl suchen zu lassen. Für die Suche nach dem schwarzen Gold habe man Fachleute benötigt, unterstrich Frau Geier. Sie sollten an der Sektion Erdöl-Erdgas ausgebildet werden.
Wie die Erinnerung an die Vergangenheit von der Gegenwart eingeholt wurde, beschrieb schließlich auch Franco Lehmann mit dem Schwerpunkt der Feierlichkeiten 1990. Er sprach über die Feier zum 225-Jubiläum der Bergakademie Freiberg. Geplant als sozialistische Jubelfeier, wussten die Studenten und Wissenschaftler nach dem Herbst ´89 nicht, wie sie auf die Hochschulgeschichte zurückschauen sollten. Bei dem Festkonzil hätten Redner die enge Beziehung zwischen Bergakademie und Politik kritisiert, andere hingegen nur die wissenschaftlichen Leistungen gewürdigt, so der Historiker. Letztlich waren die Vorträge auch dazu gedacht, auch die Arbeit der Doktoranden des Graduiertenkollegs Freiberg insgesamt einer interessierten Öffentlichkeit vorzustellen. Denn im Jahr feiert die TU Bergakademie Freiberg ihr 250 jähriges Jubiläum und dazu sollen dann eine Reihe wissenschaftlicher Arbeiten, unter der Leitung von Prof. Dr. Helmut Albrecht vorliegen.
Die Projektübersicht und Hinweise zu den einzelnen Doktoranden finden Sie im Internet unter http://graduiertenkolleg-freiberg.de/
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