Gezielte finanzielle Anreize für Patienten können das Gesundheitsbewusstsein fördern
New York / Heidelberg, 21. November 2011

In Australien lassen sich Ärzte im Gesundheitssystem mit finanziellen Anreizen locken (Pay-for-Performance). Würde dies auch bei den Patienten funktionieren? Könnte man sie durch Anreize dazu bewegen, ungesunde Verhaltensweisen abzulegen und Vorsorgeangebote häufiger zu nutzen? Dr. Marita Lynagh von der University of Newcastle in Australien und ihre Kollegen glauben, dass dies durchaus der Fall sein kann. Mit ihrem Team ging sie der Frage nach, inwieweit finanzielle Anreize Patienten zu einer Änderung von Risikoverhalten motivieren können. Ihre Arbeit lässt den Schluss zu, dass derartige Anreize vor allem bei „einfachen“ Verhaltensänderungen gut zu erzielen sind, wie zum Beispiel bei Impfungen. Dies gilt vor allem in sozial benachteiligten Schichten. Ihr Artikel erscheint online im Springer-Journal International Journal of Behavioral Medicine.
Ebenso wie das Prinzip der qualitätsorientierten Vergütung bei Ärzten lässt sich diese Vorgehensweise auch auf die einzelnen Patienten gut übertragen. Allerdings stellt sich die Frage, ob dieses System fair ist und funktionieren kann. Lynagh und ihr Team haben dazu neuere Studien unter die Lupe genommen, die sich mit der Frage beschäftigen, inwieweit finanzielle Anreize zur Änderung des Verhaltens des Einzelnen beitragen, etwa beim Aufhören zu rauchen oder bei Gewichtsabnahme.
Deutlich wurde, dass finanzielle Anreize nicht bei allen Verhaltensweisen gleich gut ziehen. Am besten funktionieren sie dort, wo eine Verhaltensänderung einfach, unauffällig und zeitlich begrenzt ist, wie etwa bei Impfungen oder der Gesundheitsvorsorge und –aufklärung. Weniger effektiv greifen sie bei komplexen und ‚alten‘ Gewohnheiten, wie etwa beim Rauchen, der Ernährung und sportlichen Aktivitäten. Den finanziellen Anreiz an soziale Unterstützung und Aufklärung zu koppeln, erhöht allerdings auch in diesem schwierigeren Bereich die Erfolgsquote.
Gut funktionieren solche Anreize in sozial benachteiligten Schichten, besonders, wenn eine Verhaltensänderung durch finanzielle Unterstützung für Fahrten, Medikation oder Kinderbetreuung ‚belohnt‘ wird.
Allerdings sieht es im Augenblick nicht so aus, als könne eine einmalige finanzielle Unterstützung eine langfristige Verhaltensänderung bewirken. Auf Dauer gesehen erscheint eine regelmäßige Vergütung sinnvoller, beispielsweise auch sich steigernde Zahlungen bei gleichzeitiger regelmäßiger Überwachung. Dies gilt insbesondere für so schwierige Bereiche wie die Behandlung von Suchterkrankungen und wenn jemand motioviert werden soll, das Rauchen aufzugeben. In diesen Fällen stellt eine langfristige Verhaltensänderung eine echte Herausforderung dar.
Die Autoren: „Um das Gesundheitsbewusstsein der Bevölkerung wirkungsvoll zu stärken und damit das Gesundheitswesen zu entlasten, müssen die Behörden Anreize schaffen, die sich in der Praxis leicht umsetzen lassen. Finanzielle Anreize sind kein Allheilmittel gegen Risikoverhalten, können aber in bestimmten Bevölkerungsschichten sicherlich zu einer Verhaltensänderung beitragen.“
Quelle
Lynagh MC (2011). What’s good for the goose is good for the gander. Guiding principles for the use of financial incentives in health behavior change. International Journal of Behavioral Medicine. DOI 10.1007/s12529-011-9202-5
Der vollständige Artikel steht Journalisten auf Anfrage zur Verfügung.
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