Destatis, 03. April 2008

Vätern und Müttern liegt die Gesundheit ihrer Kinder besonders am Herzen, aber auch gesellschaftspolitisch ist das Thema Kinder- und Jugendgesundheit relevant. Der folgende Beitrag liefert statistische Erkenntnisse über Erkrankungen von Jungen und Mädchen, über das Rauchverhalten von Jugendlichen und über Unfälle von Minderjährigen im Straßenverkehr. Dabei werden aus den verschiedenen Statistiken die jeweils aktuellsten Ergebnisse verwendet.

Kleine Kinder sind häufiger krank

Kranke Kinder und Jugendliche nach Familienformen und Altersgruppen 2005
Zoom Kranke Kinder und Jugendliche

Im Jahr 2005 waren nach den Ergebnissen der vierjährlichen Zusatzbefragung des Mikrozensus am Befragungstag oder in den vier Wochen davor rund 9% aller Minderjährigen krank. Nicht bei den ganz Kleinen, sondern in der Altersgruppe der 3- bis unter 6-Jährigen waren die meisten Kinder krank. Mit zunehmendem Alter sinkt der Anteil der Erkrankten.

Von den Kindern, die bei verheirateten Eltern lebten, waren 8,3% krank, von den in einer Lebensgemeinschaft lebenden Kindern 9,8% und von den bei allein Erziehenden lebenden Kindern 10,4%. In allen Altersgruppen wiesen die Kinder und Jugendlichen bei allein Erziehenden die höchsten Anteile an Kranken auf.

Ambulante und stationäre Behandlung

Kranke und unfallverletzte Kinder bzw. Jugendliche in ambulanter Behandlung 2005
Zoom Kranke und unfallverletzte Kinder bzw. Jugendliche

Rund 82% aller kranken und unfallverletzten Minderjährigen waren 2005 wegen ihrer gesundheitlichen Beschwerden in ärztlicher Behandlung. Knapp 77% der kranken Kinder und Jugendlichen wurden ambulant beim Arzt oder in einem Krankenhaus behandelt, rund 5% benötigten eine stationäre Versorgung.

In der Altersgruppe der 12- bis unter 15-jährigen Mädchen ist mit rund 24% der höchste Anteil nicht ärztlich behandelter Kranker zu finden.

Die häufigsten Krankenhausdiagnosen von Mädchen und Jungen

Kinder und Jugendliche müssen je nach Alter aus ganz unterschiedlichen Gründen ins Krankenhaus. Bei vollstationärem Aufenthalt findet sich bei den unter 3-Jährigen erwartungsgemäß die Geburt an erster Stelle und an zweiter Stelle „Störungen im Zusammenhang mit kurzer Schwangerschaftsdauer und niedrigem Geburtsgewicht“. Bei den 3- bis unter 9-Jährigen werden im Jahr 2006 am häufigsten „Chronische Krankheiten der Gaumen- und Rachenmandeln“ und danach Verletzung innerhalb des Schädels („Intrakranielle Verletzung“) diagnostiziert.

Bei den häufigsten Diagnosen der Älteren sind geschlechtsspezifische Unterschiede zu beobachten. Bei Mädchen im Alter von 9 bis unter 12 Jahren sowie von 15 bis unter 18 Jahren waren Mandel- und Blinddarmoperationen am häufigsten („Chronische Krankheiten der Gaumen- und Rachenmandeln“ und „Akute Appendizitis“). Im Alter von 12 bis unter 15 Jahren lag die Diagnose „Akute Appendizitis“ vor „Bauch- und Beckenschmerzen“.

Jungen im Alter von 9 bis unter 18-Jahren hatten bei einem vollstationären Krankenhausaufenthalt am häufigsten eine „Intrakranielle Verletzung“. An zweiter Stelle folgten bei den 9- bis unter 15-Jährigen die „Akute Appendizitis“ beziehungsweise bei den 15- bis unter 18-Jährigen „Psychische und Verhaltensstörungen durch Alkohol“.

Jungen im Straßenverkehr stärker gefährdet als Mädchen

Unfälle von und mit Kindern oder Jugendlichen gehören nach wie vor zum traurigsten Kapitel unseres Verkehrsalltages. Im Durchschnitt kam im Jahr 2006 alle 9 Minuten ein Kind oder ein Jugendlicher unter 18 Jahren im Straßenverkehr zu Schaden, fast jeden Tag wurde ein Kind getötet. Diese Bilanz zeigt die Statistik der Straßenverkehrsunfälle.

Im Jahr 2006 verunglückten insgesamt 61 440 Minderjährige unter 18 Jahren auf Deutschlands Straßen, immerhin 6,5% weniger als im Vorjahr. 309 Kinder unter 18 Jahren verloren bei Straßenverkehrsunfällen ihr Leben, das waren 74 Kinder oder 19% weniger als 2005. Der Anteil der unter 18-Jährigen an allen Verunglückten im Straßenverkehr betrug 14%, ihr Bevölkerungsanteil lag bei 18% (14,6 Millionen). Bezogen auf die altersgleiche Bevölkerung verunglückten 422 Kinder unter 18 Jahren je 100 000 Einwohner.

Die meisten (30%) der im Jahr 2006 im Straßenverkehr verunglückten Mädchen und Jungen im Alter unter 18 Jahren saßen in einem Pkw, 29% waren mit dem Fahrrad und 19% mit einem motorisierten Zweirad unterwegs. Fast jedes sechste verunglückte Kind unter 18 Jahren kam als Fußgänger zu Schaden. Innerhalb dieser Altersgruppe ergibt sich jedoch ein unterschiedliches Bild: Kinder unter 6 Jahren verunglückten am häufigsten als Mitfahrer in einem Pkw (56%), 6- bis 9-Jährige als Fußgänger (35%) und 10- bis 14-Jährige als Fahrradfahrer (49%). Ab dem 15. Lebensjahr können die Jugendlichen auch motorisiert am Straßenverkehr teilnehmen. Dies hat zur Folge, dass die meisten 15- bis 17-Jährigen (42%) mit einem motorisierten Zweirad verunglückten.

Gemessen an ihrem Bevölkerungsanteil sind Jungen im Straßenverkehr stärker gefährdet als Mädchen. In Deutschland waren 51% der Einwohner unter 18 Jahren männlich und 49% weiblich. Dagegen betrug der Anteil der Jungen sowohl bei den verunglückten als auch bei den getöteten Minderjährigen 58%. Die Gründe für die höhere Unfallgefährdung dürften vor allem in der stärkeren Verkehrsbeteiligung und der größeren Risikobereitschaft von männlichen Kindern und Jugendlichen liegen.

Jungen rauchen mehr, Mädchen fangen früher an

Täglicher Zigarettenkonsum von jugendlichen Rauchern 2005
Zoom Täglicher Zigarettenkonsum von jugendlichen Rauchern

Tabakkonsum ist eine gesundheitsriskante Verhaltensweise, insbesondere im Jugendalter, da sich der Körper noch im Wachstum befindet und die organische Entwicklung noch nicht abgeschlossen ist.

Im Mikrozensus wurde auch nach dem Rauchverhalten gefragt. Im Jahr 2005 bekannten sich 17,2% der Jugendlichen im Alter von 15 bis unter 18 Jahren, die diese Frage beantwortet haben, zum Rauchen – 18,2% der Jungen und 16,1% der Mädchen. Dabei bezeichneten sich 13,2 % der Jungen als regelmäßige Raucher, bei den Mädchen waren es 12,0%.

Unter den nicht rauchenden Jungen in dieser Altersgruppe gaben 0,9% an, ehemalige Raucher zu sein. Mädchen scheinen nach ersten Versuchen das Rauchen häufiger wieder aufzugeben. Bei ihnen war der Anteil der ehemaligen Raucherinnen mit 1,2% etwas größer.

Für das Gesundheitsrisiko durch Rauchen ist die Menge des Tabakkonsums mit ausschlaggebend. Zigarettenraucher wurden im Mikrozensus auch nach der täglich durchschnittlich gerauchten Menge befragt. Bei den Jugendlichen rauchen über 99% Zigaretten. Zigarren und Zigarillos und auch Pfeifentabak spielen in diesem Alter keine Rolle.

Mehr als drei Viertel (77,3%) der regelmäßig Zigaretten rauchenden Jugendlichen gaben an, im Durchschnitt 5 bis 20 Zigaretten am Tag zu rauchen. Mehr als 20 Zigaretten am Tag rauchten 2,8% von ihnen. Nach der Definition der Weltgesundheitsorganisation werden sie als starke Raucher eingestuft. Jeder Fünfte (19,8%) der regelmäßigen Zigarettenraucher dieser Altersgruppe quantifizierte seinen Zigarettenkonsum auf unter 5 Stück pro Tag.

Gewisse geschlechtsspezifische Unterschiede sind dabei auszumachen: Von den Jungen rauchten 17,9% weniger als 5 Zigaretten, 79,4% 5 bis 20 Zigaretten am Tag. Die Vergleichswerte für die weiblichen Jugendlichen lagen bei 22,2% bzw. 74,7%.

Das durchschnittliche Einstiegsalter in den Zigarettenkonsum lag bei den Jungen bei 14,9 Jahren, bei den Mädchen mit 14,7 Jahren etwas darunter.


Quelle: www.destatis.de

Autorinnen:
Evelyn Laue, Ingeborg Vorndran – Statistisches Bundesamt

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