Studie belegt mögliche medikamentöse Behandlung bei lärmbedingtem
Hörverlust

Heidelberg/New York, 30. Juni 2010

Wissenschaftler von der University of Auckland in Neuseeland haben herausgefunden, dass das Hörvermögen bei Ratten nach lärmbedingtem Hörverlust mit einem wirksamen, neuen Medikament wieder hergestellt werden kann. Bei der bahnbrechenden Entdeckung wurde festgestellt, das durch die Injektion des sogenannten Wirkstoffs „ADAC“ Adenosinrezeptoren im kochleären Gewebe aktiviert werden, die zu einer Wiederherstellung des Hörvermögens führen. Die Untersuchungsergebnisse bereiten den Weg für effektive, nicht-operative Behandlungsmethoden zur Wiederherstellung des Hörvermögens nach lärmbe-dingtem Hörverlust. Die Arbeit von Dr. Srdjan Vlajkovic und seinem Team1 erscheint in der Sonderaus-gabe zum Thema Innenohr des Fachjournals Purinergic Signalling von Springer.

Lärmbedingter Hörverlust ist eine der häufigsten Berufskrankheiten, von der bis zu fünf Prozent der Welt-bevölkerung bedroht sind. Besonders verbreitet ist die Krankheit im Militär und in der Industrie (Bauwe-sen, Bergbau, Forstwirtschaft und Luftfahrtindustrie). Zurzeit sind Hörgeräte und Cochlea-Implantate die einzigen Behandlungsmethoden bei Hörverlust. Erst in letzter Zeit wurden medikamentöse Therapiekon-zepte für lärmbedingten Hörverlust vorgeschlagen, denn bis heute gibt es praktisch keine Behandlungs-methoden, mit denen Schäden am Innenohr behoben und die Einflüsse von Hörverlusten reduziert werden können.

In der Studie von Dr. Vlajkovic und seinem Team wird das Behandlungspotential des Adenosin-Amin-Kongenerens (ADAC) – einem selektiven A1-Adenosin-Rezeptoragonisten – bei lärmbedingtem Hörverlust untersucht. Dabei wurden Wistar-Ratten in einer akustischen Kammer für 2 – 24 Stunden Schmalbandge-räuschen ausgesetzt, um Cochlea-Schädigungen und einen dauerhaften Hörverlust herbeizuführen. Über eine Injektion in den Bauch wurde den Tieren ADAC oder eine Placeboformulierung verabreicht, entweder als Einzelinjektion nach sechs Stunden oder mehrere Injektionen am Tag. Mithilfe der sogenannten gehörspezifischen Reaktion des Gehirnstamms (ABR) untersuchen die Wissenschaftler das Hörvermögen der Ratten vor und nach den Behandlungen. Darüber hinaus setzten sie histologische Techniken ein, um die Anzahl der fehlenden Haarsinneszellen nach der Lärmbelastung sowie die lärmbedingte Produktion freier Radikale zu ermitteln.

Ihre Untersuchungsergebnisse zeigen, dass Cochlea-Schädigungen und Hörverluste bei Ratten, die Schmalbandgeräuschen ausgesetzt wurden, durch die Verabreichung von ADAC deutlich reduziert werden können. Die besten Ergebnisse wurden bei einer frühzeitigen Verabreichung von ADAC sechs Stunden nach der Lärmbelastung erzielt, im Vergleich zu einem späteren Behandlungsbeginn nach 24 Stunden. Die nachhaltigste Behandlungsstrategie war die mehrfache Injektion von ADAC für die Dauer von fünf Tagen nach der Lärmbelastung. Durch diese Behandlungsmethode wurde der Hörverlust wesentlich reduziert und der Erhalt von Haarsinneszellen deutlich verbessert.

Die Autoren kommen zur Schlussfolgerung: „Diese wissenschaftliche Studie unterstreicht die wichtige Rolle der Adenosin-Signalübertragung bei der Linderung von Cochlea-Schädigungen, die durch oxidativen Stress verursacht wurden. Insbesondere das ADAC hat sich als attraktiver pharmakologischer Wirkstoff zur Behandlung von lärmbedingten Cochlea-Schädigungen sowohl bei akuter als auch bei längerer Lärmbelastung herausgestellt.“

Quellenangabe
1. Vlajkovic SM et al (2010). Adenosine amine congener mitigates noise-induced cochlear injury. Puri-nergic Signalling; DOI 10.1007/s11302-010-9188-5

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