Höheres Risiko bei neuen Modellen für Kniegelenkersatz

Bei einer Kniegelenk-OP, die noch nicht lange erprobt ist, steigt das Risiko für eine baldige Folgeoperation

New York / Heidelberg, 14. Dezember 2011

Orthopäden müssen eine steile Lernkurve durchlaufen, um neue Prothesen samt entsprechender Instrumente und Methoden kennenzulernen, bevor sie diese neuen Modelle für ein künstliches Knie genauso sicher und wirksam beherrschen wie die Vorläufermodelle. Wird einem Patienten ein bislang noch nicht erprobtes Prothesenmodell eingesetzt, so liegt die Wahrscheinlichkeit, dass er frühzeitig eine weitere Folgeoperation braucht, bei 48 Prozent im Vergleich zu den herkömmlichen Prothesen. Dies gilt für die ersten 15 Operationen bei dem neuen Modell. Die Arbeit von Mikko Peltola vom National Institute for Health and Welfare in Finnland und seinen Kollegen wird in der Springer-Fachzeitschrift Clinical Orthopaedics and Related Research online veröffentlicht.

Der Ersatz bzw. die Arthroplastik des gesamten Knies wird bei Patienten durchgeführt, die an einer Kniearthrose leiden. Es gibt eine große Anzahl verschiedener Hersteller und Modelle von Knieendoprothesen, die eingesetzt werden können. Mit den neuen Technologien, Marketingmaßnahmen und einer wachsenden Anzahl von Patienten, die eine Knieoperation benötigen, kommen ständig neue Modelle auf den Markt.

Dem Krankenhauspersonal fällt bei der Auswahl der Implantate und Instrumente eine wichtige Rolle zu, denn diese Entscheidung hat Auswirkungen auf die betroffenen Patienten. Nach Aussage der Wissenschaftler verwenden Kliniken aber häufig neue Modelle und Verfahren, ohne Wirksamkeit und der Nutzen zu hinterfragen.

Peltola und sein Team haben die Risiken untersucht, inwieweit die Verwendung neuer Modelle einer Total-Knieendoprothese eine frühzeitige Folgeoperation bedeutet. Auf der Grundlage von Daten des finnischen Arthroplastik-Registers untersuchten sie Kliniken, die zwischen 1998 und 2004 Eingriffe durchgeführt haben, bei denen das gesamte Knie wegen Primär-Arthrose ersetzt wurde. Von insgesamt 23.707 Patienten, die sich einem derartigen chirurgischen Eingriff unterzogen haben, wurden 22.551 Personen fünf Jahre lang regelmäßig nachuntersucht.

Die Wissenschaftler fanden heraus, dass bei den ersten Patienten, bei denen das neue Endoprothesen-Modell eingesetzt wurde, die Wahrscheinlichkeit einer weiteren Operation größer war. Für die ersten 15 Patienten, bei denen das neue Modell eingesetzt wurde, war die Wahrscheinlichkeit einer Folgeoperation um 48 Prozent höher als bei Patienten, bei denen ein konventionelles Modell verwendet worden war. Insgesamt war das Risiko einer Folgeoperation in den ersten zwei Jahren nach der OP am höchsten. Der Lernkurve flachte sich nach den ersten 15 Operationen, in denen das neue Modell zum Einsatz gekommen war, schnell wieder ab und das Risiko ging zurück.

Für die Autoren bedeutet dies: „Die Patienten sollten darüber informiert werden, wenn ein völlig neues Prothesen-Modell bei ihnen eingesetzt werden soll. Sie sollen auch die Möglichkeit haben, sich für das bisherige Verfahren entscheiden zu können. Auch wenn die Einführung neuer Modelle unerläßlich ist, so muss dennoch gewährleistet werden, dass die neue Technologie beherrscht wird.“

Quelle
Peltola M et al (2011). Introducing a knee endoprosthesis model increases risk of early revision surgery. Clinical Orthopaedics and Related Research.DOI 10.1007/s11999-011-2171-9

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