Prof. Dieter KempfDer IT-Dienstleister DATEV eG, Nürnberg, profitiert von einer starken Nachfrage nach Cloud-Dienstleistungen, Software und Beratung. Im ersten Halbjahr 2013 ist die Genossenschaft erneut deutlich schneller als der Markt gewachsen. Der Umsatz stieg in den ersten sechs Monaten (1. Januar – 30. Juni) auf 401,9 Millionen Euro (Vorjahr: 382,6 Millionen Euro) und damit um fünf Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. „Für das Gesamtjahr 2013 trauen wir uns zu, das Wachstumsniveau bei fünf Prozent zu halten“, sagte Prof. Dieter Kempf, Vorstandsvorsitzender der DATEV, heute auf der Jahrespressekonferenz des Unternehmens in Nürnberg. „Bei einer für 2013 prognostizierten Steigerung des Marktvolumens im gesamten IT-Sektor von 2,2 Prozent ist das ein ausgesprochen gutes Signal für unsere Genossenschaft.“

Das Wachstum im ersten Halbjahr gründet in erster Linie auf einem hohen Interesse an IT-Dienstleistungen im Rechnungswesen sowie Seminaren und Beratung. Weitere Umsatztreiber waren Dokumentenmanagementsysteme, Druck- und Versanddienstleistungen für Dritte sowie höhere Umsätze im Bereich elektronische Steuererklärungen. Getragen von dieser Entwicklung erhöhte sich auch die Zahl der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen beim viertgrößten deutschen Softwarehaus seit Jahresanfang um 76 auf 6.487. Auch die Zahl der Mitglieder konnte mit 40.085 noch leicht gesteigert werden.

Geschäftsjahr 2012: Wachstum auf gesamter Breite

Im Geschäftsjahr 2012 (1. Januar – 31. Dezember) hatte DATEV den Umsatz um 3,9 Prozent auf 760 Millionen Euro gesteigert. Das Betriebsergebnis betrug 45,8 Millionen Euro. Davon werden 33,9 Millionen Euro als genossenschaftliche Rückvergütung (5,0 Prozent des rückvergütungsfähigen Umsatzes; Vorjahr: 4,6 Prozent) an die Mitglieder ausgeschüttet. Deren Zahl war bis Ende 2012 auf 40.013 (Vorjahr: 39.771) gestiegen und hatte damit die Marke von 40.000 überschritten. Auch die Zahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter war um 301 auf 6.411 (Vorjahr: 6.110) gewachsen.

Internet: Vertrauen durch Transparenz und Aufklärung

Deutliche Worte fand Kempf angesichts der aktuellen Diskussion um das geheimdienstliche Ausspähen von Internetdaten: „Vor allem mit Blick auf die Wahrnehmung in kleinen und mittelständischen Unternehmen brauchen wir von Politik und Sicherheitsbehörden schnell größtmögliche Transparenz und Aufklärung, um das Vertrauen in Cloud- und Internetdienste nicht dauerhaft zu beeinträchtigen.“ Als Unternehmen, das sich an verschiedenen Stellen für die weitere Digitalisierung der Prozesse zwischen Unternehmen, Steuerberatern und der Finanzverwaltung einsetzt, hat die DATEV ein elementares Interesse an einer Klärung. Unmittelbare Auswirkungen auf die Geschäfte der Genossenschaft mit den über 40.000 Mitgliedern und deren Mandanten sieht Kempf aber nicht: „Hohe Sicherheitsstandards und Datenschutz gehören schon seit fast 50 Jahren sozusagen zur DNA der DATEV“, betonte er.

Zudem sieht Kempf in der Debatte auch positive Aspekte: Insbesondere in Hinblick auf die Sicherheitslage in den Unternehmen, aber auch in Bezug auf den Umgang mit der zunehmenden Digitalisierung von Prozessen zwischen Bürgern, Unternehmen und Behörden erwartet er ein deutlich geschärftes Bewusstsein. In diesem Zusammenhang wies er auch darauf hin, dass die mittelständischen Unternehmen in Deutschland noch Nachholbedarf bei der E-Mail-Sicherheit haben. Geschäftskritische Informationen und Daten sollten via E-Mail ausschließlich verschlüsselt versendet werden, so Kempf.

Positive Ansätze in der digitalen Prozessabwicklung

Die Digitalisierung von Prozessen ist für die DATEV auch wesentlich für die Zukunftsfähigkeit des Standorts Deutschland. So begrüßte Kempf, dass eine Reihe neuer Verfahren zur digitalen Prozessabwicklung zwischen der Finanzverwaltung, Steuerberatern und deren Mandanten derzeit in der Einführung begriffen sind. Wichtiges Themenfeld in diesem Zusammenhang ist die elektronische Rechnung. DATEV setzt sich hier für den neuen, im Forum elektronische Rechnungen Deutschland entwickelten Standard ZUGFeRD ein. „Wir hoffen, dass dieser künftig auch in der Kommunikation mit Behörden und großen Unternehmen genutzt werden kann“, sagte Kempf. „Das neue pdf-Format für elektronische Rechnungen hat dann das Potenzial, wirklich zum Zugpferd für die sichere und effiziente unternehmensübergreifende Kommunikation rund um die betriebswirtschaftlichen Prozesse aller Unternehmen zu werden.“

Einen wichtigen Beitrag zur Digitalisierung liefert auch die Ablösung der alten Lohnsteuerkarte durch die elektronischen Lohnsteuerabzugsmerkmale (ELStAM) Über 860.000 Arbeitgeber sind bis Ende Juni 2013 über DATEV bereits in das Verfahren eingestiegen. Für mehr als 7,8 Millionen Arbeitnehmer wurde bereits die Datenübermittlung über das DATEV-Rechenzentrum durchgeführt – Tendenz steigend.

Für die Übermittlung der Jahresabschlüsse an die Finanzverwaltung ist ab dem Wirtschaftsjahr 2013 (mit wenigen Ausnahmen) die elektronische Form Pflicht. Viele Unternehmen arbeiten deshalb mit Unterstützung der steuerberatenden Berufe unter Hochdruck an der Umstellung auf die E-Bilanz. Bis zum 30. Juni wurden über das DATEV-Rechenzentrum bereits auf freiwilliger Basis knapp 4.900 E-Bilanzen erfolgreich an die Finanzverwaltung übersandt.

Handlungsbedarf bei SEPA, Kritik an GoBS-Novellierung

Eine Verfahrensumstellung durch die Vereinheitlichung des Zahlungsverkehrs in Europa steht 2014 unter dem Schlagwort SEPA an. „Leider wird der Umstellungsaufwand vielfach noch immer unterschätzt, denn er bringt mehr als nur neue Kontonummern und Bankleitzahlen“, so Kempf. Unternehmen, Kanzleien, Vereine und Kommunen müssten ihre kaufmännischen Prozesse an die neuen SEPA-Anforderungen anpassen, um weiterhin Überweisungen und Lastschriften ausführen zu können. „Da es keine Übergangsfrist gibt, drohen bei Nicht-Umstellung ernsthafte Liquiditätsprobleme.“ DATEV und Steuerberater bieten Unternehmen umfassende Informationen zu diesem Thema und entsprechende Anwendungen rund um den Zahlungsverkehr an.

Außerdem ging Kempf auf die Vorschläge des Bundesfinanzministeriums (BMF) zur Novellierung der seit 1995 geltenden „Grundsätze ordnungsmäßiger DV-gestützter Buchführungssysteme (GoBS)“ ein. Diese im Frühjahr 2013 vorgelegten Vorschläge aus Berlin gingen von Bedingungen aus, die nicht mehr zu einer modernen IT-Infrastruktur passten und könnten „von der Wirtschaft nicht akzeptiert werden“. Es dürften nicht zusätzliche bürokratische Lasten auf die Unternehmen und ihre Berater abgeladen werden. Kempf kritisierte vor allem, dass die im Herbst 2012 von Unternehmen, Kammern und Wirtschaftsverbänden erarbeiteten Vorschläge („Grundsätze ordnungsmäßiger Buchführung beim IT-Einsatz, GoBIT“) im BMF-Entwurf nicht berücksichtigt wurden. „Wir bauen nach wie vor darauf, dass Wirtschaft und Verwaltung solche weitreichenden Grundsätze gemeinsam erarbeiten und dann auch gemeinsam tragen.“ Dass die gemeinsame Kritik von Berufskammern, Berufsverbänden, Branchenverbänden und auch der DATEV nicht ganz wirkungslos war, zeige ein vom BMF in der letzten Woche vorgestellter, überarbeiteter Entwurf, der „immerhin schon das leidige Thema Kontierung auf dem Beleg vom Tisch“ sei, so Kempf. Was bei dem anberaumten Gesprächstermin mit Fachvertretern der Wirtschaft im September herauskomme, bleibe abzuwarten.

Ausblick: Simulationsstudie zum Ersetzenden Scannen

Unternehmen, die auf die Archivierung von Originaldokumenten in Papierform verzichten wollen, bewegen sich heute in einem rechtlich problematischen Umfeld. Daher will die DATEV noch im laufenden Jahr gemeinsam mit der Universität Kassel sowie weiteren Vertretern aus Rechtswissenschaft, Kammern und Verbänden eine Simulationsstudie zum ersetzenden Scannen durchführen. Hierfür wird unter anderem ein Gerichtsverfahren simuliert. Ersetzendes Scannen ist für Unternehmen und Kanzleien von besonderer Bedeutung, weil damit hohe Kosten vermieden und Papier-Archive deutlich reduziert werden können.

Diese und weitere Pressemitteilungen finden Interessierte im DATEV-Pressearchiv unter http://www.datev.de/portal/ShowPage.do?pid=dpi&nid=144758

 

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