Nachhaltigere und sozial gerechtere Tabakindustrie, das muss das Ziel der Bemühungen sein – zu diesem Resultat kommt eine Studie, die sich mit der Entwicklung der Tabakproduktion in Malawi/Afrika auseinandergesetzt hat. Hier wurde der Tabakanbau massiv ausgeweitet, was zu einer Entwaldung zur Schaffung neuer Anbaugebiete und einem sehr begrenzten Nutzen für die Bevölkerung des Landes führt, dessen wirtschaftliches Rückgrat die Tabakindustrie bildet.
Die großen Gewinner der Tabakindustrie in Malawi
Studie untersucht soziale, wirtschaftliche und ökologische Auswirkungen und Nachteile einer wachsenden Tabakindustrie
Die Tabakerzeuger sind die großen Gewinner der wachsenden Tabakindustrie in Malawi; die großen Verlierer sind die Umwelt und die Menschen, die Land an die Tabakfarmen verlieren. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie von Alois Mandondo vom Centre for Agrarian and Environmental Studies in Simbabwe. Sie erscheint online in der Springer-Fachzeitschrift Human Ecology. Der Agrarwissenschaftler Mandondo ist überzeugt, dass konzertierte und koordinierte Anstrengungen erforderlich sind, um das Dilemma zu lösen, mit dem das afrikanische Land durch diese Entwicklung konfrontiert ist.
Malawi ist seit Ende des 19. Jahrhunderts Marktführer bei der Tabakproduktion im südlichen Afrika, wo die Tabakindustrie bis heute das Rückgrat der Industrie bildet. Um die sozialen, wirtschaftlichen und ökologischen Auswirkungen und die Nachteile von Investitionen in die Tabakindustrie von Malawi zu bewerten, konzentrierten sich Alois Mandondo und sein Team auf zwei der wichtigsten Bezirke des Tabakanbaus in den Miombo-Wäldern. Die Wissenschaftler fanden heraus, dass der Nettogewinn der Industrie durch hohe staatliche Zuschüsse aufgezehrt wird. Der begrenzte Nutzen im Land selbst zeigt sich im Verlust von Arbeitsplätzen und Einkommen bei der Bevölkerung.
Die sozio-ökonomischen Auswirkungen durch die Ausweitung des Tabakanbaus in Malawi sind je nach Interessengruppe oder Geschäftsmodell höchst unterschiedlich. Die Tabakerzeuger profitieren am meisten von der Ausweitung der Industrie – und diejenigen, die Land an die großen Tabakfarmen verlieren, haben das Nachsehen. Allgemein reichen die Entschädigungsleistungen, welche die Lebensgrundlagen wiederherstellen sollen, nicht aus, um die Kosten des Landverlustes auszugleichen. Großflächige Farmen erzielen erheblich größere Gewinne als unabhängige oder kleine Erzeuger, die üblicherweise von einzelnen Familien betrieben werden.
Die hohe Entwaldungsrate zur Gewinnung neuer Anbauflächen stellt auch ein großes Umweltproblem dar. Der Platz wird für die kontinuierliche Vergrößerung der Tabakplantagen benötigt, außerdem dient das Holz als günstiger Brennstoff, um den Tabak zu trocknen und zu reifen. Die Beschaffungspraktiken für den Rohstoff sind nicht auf Nachhaltigkeit angelegt. Obwohl Farmen gesetzlich verpflichtet sind, auf mindestens zehn Prozent ihres Landes Baumpflanzungen zu unterhalten, wird dieses Gesetz nur selten durchgesetzt mit Hinweis auf die strategische Bedeutung der Tabakindustrie in Malawi. Ein Raubbau am natürlichen Wald durch kleine Holzlieferanten und andere sind die Folge davon. Durch die weltweit zunehmende Tabaknachfrage kommt noch hinzu, dass der Tabakanbau in die benachbarten Länder Sambia und Mosambik ausgeweitet wurde. Damit besteht nun auch dort die Gefahr einer rapiden Entwaldung.
„Die wichtigste Erkenntnis scheint zu sein, dass es keine Einzellösung für irgend eines der Probleme gibt: Jeder Lösungsversuch für ein Einzelproblem muss Teil eines koordinierten Vorgehens sein“, schreibt Alois Mandondo. „Unser Ziel ist, Möglichkeiten zur besseren Kontrolle und für Regelungen aufzuzeigen, die einen Übergang zu einer nachhaltigeren und sozial gerechteren Industrie ermöglichen. Dabei berücksichtigen wir gleichzeitig die technischen und politischen Änderungen, die bei einem solchen Übergang auftreten.“
Quelle: Mandondo, A. et al (2013). Assessing Societal Benefits and Trade-offs of Tobacco in the Miombo Woodlands of Malawi, Human Ecology. DOI 10.1007/s10745-013-9620-x.
Der vollständige Artikel steht Journalisten auf Anfrage zur Verfügung.
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