Fugazza und Miklósi untersuchten, ob Hunde die kognitive Fähigkeit zur zeitversetzten Nachahmung besitzen„Jetzt mach du es!“, sagt das Frauchen zu seinem Hund

Hunde folgen Handlungsmustern von Menschen und behalten sie im Gedächtnis

Hunde können Handlungen, die ihnen von Menschen vorgemacht wurden, erlernen, behalten und auch nach einer kurzen Pause wiederholen. Wie Claudia Fugazza und Adám Miklósi von der Eötvös-Loránd-Universität in Ungarn in einer neuen Studie herausfanden, beweist dies, dass Hunde die kognitive Fähigkeit besitzen, Handlungsanweisungen zu verschlüsseln und sie zeitversetzt wieder abzurufen. Die Ergebnisse ihrer Arbeit erscheinen in der Springer-Fachzeitschrift Animal Cognition.

Haushunde orientieren sich stark an menschlichen Kommunikationssignalen. Sie lernen, indem sie Menschen beobachten und können von ihnen in Lernsituationen leicht beeinflusst werden. Wahrscheinlich wurde ihre Fähigkeit, vom Menschen zu lernen, durch das Zusammenleben mit ihnen in sozialen Gruppen gestärkt.

Fugazza und Miklósi untersuchten, ob Hunde die kognitive Fähigkeit zur zeitversetzten Nachahmung besitzen. Acht ausgewachsene Haushunde wurden von ihren Besitzern nach dem Muster „Jetzt mach du es!“ trainiert. Bevor die Hunde die beobachtete Handlung des Menschen – wie das Laufen um einen Eimer oder das Läuten einer Glocke – nachahmen durften, mussten sie eine kurze Pause von 5 bis 30 Sekunden einlegen. Wissenschaftler beobachteten, ob die Hunde die Handlungen des Menschen auch noch nach einer Pause von vierzig Sekunden bis zehn Minuten nachahmen konnten. Während dieser Pausen wurden die Hunde mit anderen Aktivitäten abgelenkt. Die Forscher suchten nach Belegen für die Fähigkeit der Hunde, die gezeigten Handlungen zu verschlüsseln und nach einer Unterbrechung wieder abzurufen.

Claudia Fugazza beschreibt einen der Tests: „Ausgehend von der gleichen Startposition gab die Besitzerin Valentina ihrer Hündin Adila den Befehl, sitzen zu bleiben und ihre Aufmerksamkeit auf sie zu richten. Anschließend wurden drei zufällig ausgewählte Objekte jeweils in der gleichen Entfernung von Adila abgelegt. Nachdem Adila ihre Position eingenommen hatte, zeigte Valentina ihrer Hündin eine Handlung mit einem bestimmten Gegenstand, wie beispielsweise das Läuten einer Glocke mit ihrer Hand.

Anschließend machten Valentina und Adila eine Pause und gingen hinter einen Sichtschutz, der die benutzten Gegenstände vor dem Hund verbarg. Da sich das Objekt nicht mehr in ihrem Blickfeld befand, konnte sich die Hündin nicht mehr auf die konkrete Lernsituation konzentrieren. Während der Pause spielten Valentina und Adila entweder mit einem Ball oder führten andere Trainingseinheiten durch, beispielsweise indem Valentina ihre Hündin Platz machen ließ. Oder beide setzten sich entspannt auf die Wiese, wo Adila tun und lassen konnte was sie wollte – herumschnüffeln, vorbeilaufende Passanten anbellen und so weiter.

Am Ende der Pause ging Valentina mit ihrer Hündin zurück zur Startposition und gab ihr das Kommando „Jetzt mach du es!“. Claudia Fugazza ergänzt: „In einer Kontrollsituation wurde das Kommando von einer anderen Person gegeben, die nicht wusste, welche Handlung der Hündin zuvor von ihrer Eigentümerin gezeigt worden war. Nach dem Kommando führte die Hündin in den meisten Fällen die Handlung aus, die ihr zuvor gezeigt worden war.“

Die Versuche zeigten, dass Hunde in der Lage sind, bekannte und neue Handlungen nach unterschiedlich langen Pausen zu wiederholen. Bekannte Handlungen können sie nach Unterbrechungen von bis zu zehn Minuten wiederholen und neue Aufgaben nach einer Unterbrechung von einer Minute. Diese Fähigkeit wurde unter verschiedenen Bedingungen beobachtet, selbst wenn die Hunde während der Pausen mit unterschiedlichen Aktivitäten abgelenkt wurden.

Die Autoren kommen zu der Schlussfolgerung: „Die Fähigkeit, Handlungen zu verschlüsseln und nach einer Unterbrechung wieder abzurufen ist ein Hinweis darauf, dass Hunde eine Handlung des Menschen mental nachbauen und memorieren können. Darüber hinaus ist die Fähigkeit, eine neue Handlung nach einer Pause ohne vorherige Übung nachzuahmen, ein Beweis dafür, dass Hunde eine bestimmte Art von Langzeitgedächtnis besitzen. Dies würde man als ‚deklaratives Gedächtnis‘ bezeichnen, also ein Gedächtnis, aus dem zum Beispiel Fakten oder Wissen bewusst abgerufen werden können.“

Quelle
Fugazza C & Miklósi A (2013). Deferred imitation and declarative memory in domestic dogs. Animal Cognition; DOI 10.1007/s10071-013-0656-5

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