Im Klimawandel verändert sich Rheinland-Pfalz. Vor dreieinhalb Jahren hat das Land ein interdisziplinäres Forschungsprojekt auf den Weg gebracht, um Chancen und Risiken des Klima- und Landschaftswandel zu beschreiben. Heute wurden vor rund 200 Teilnehmern Ergebnisse aus „KlimLandRP“ im Hambacher Schloss vorgestellt.

„Die Klimaerwärmung hinterlässt Spuren“, stellte Klimaschutzministerin Eveline Lemke fest. „Es liegen uns jetzt Daten zu fünf wichtigen Umweltsektoren vor, die zeigen, was wir schon tun können und wie wir weiterarbeiten müssen. Wir müssen vielfach neu planen. Ziel ist es, die Klimaveränderungen einschätzen, Anpassungsmaßnahmen entwickeln und Gegenmaßnahmen treffen zu können.“ Zur Vorsorge gehöre auch die Energiewende mit umfassendem Einsatz von Erneuerbaren Energien. „Rheinland-Pfalz soll sich bis 2030 zu 100 Prozent mit Regenerativenergien versorgen und wird damit dauerhaft klimaschädliche Gase vermeiden und so den Klimawandel begrenzen“, sagte Lemke.

Einige Beispiele aus der Untersuchung zeigen den Handlungsbedarf: So gefährden Starkniederschläge zunehmend wertvolle Ackerböden. Eine schonende Bewirtschaftung wird so immer wichtiger. In einigen Regionen gilt es, die Wasseraufnahme der Böden zu verbessern während in anderen Regionen beregnet werden muss, um Ernten zu sichern. Für den Weinbau zeichnet sich eine Verschiebung des Rebsortenspektrums ab – hin zu Sorten, die mehr Wärme vertragen. Die Artenvielfalt wird sich neu zusammensetzen, der Zuzug neuer Arten hat schon begonnen. So begünstigen höhere Temperaturen und eine Ausweitung der Vegetationsperiode die Wanderung von Tieren und Pflanzen der Mittelmeerländer nach Norden – dazu gehört zum Beispiel das Insekt „die Gottesanbeterin“.

Ministerin Lemke: „Wir brauchen Erklärungen wie sie die Studie liefert, um richtig auf Klimaveränderungen reagieren zu können.“ Schon jetzt sei klar, dass dies erst der Anfang sei. „Es bedarf weiterer regionalisierter Untersuchungen und einer Ausweitung auf Themen wie „Ökonomie“ und „Gesundheit“, um den Klimawandel in seiner Gesamtheit zu erfassen und die im Land notwendigen Anpassungsoptionen zu entwickeln. Für die Zukunft werden genauere Prognosen erwartet, insbesondere im Hinblick auf lokale Folgen des Klimawandels und konkrete Maßnahmen an einzelnen land- und forstwirtschaftlichen Standorten.“

Das „Rheinland-Pfalz Kompetenzzentrum für Klimawandelfolgen“ http://www.klimawandel-rlp.de/ hat das Forschungsprojekt Klima- und Landschaftswandel in Rheinland-Pfalz („KlimLandRP“) gemeinsam mit dem renommierten Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) und mehreren universitären Partnern koordiniert. Begonnen 2008, hat es die Vielfalt der rheinland-pfälzischen Natur- und Kulturlandschaft betrachtet, die land- und forstwirtschaftliche Nutzung eingeschlossen. Mögliche Veränderungen wurden zunächst für einen Zeitraum von bis zu 50 Jahren projiziert, je nach Fragestellung auch bis zum Jahr 2100. Das interdisziplinäre Forschungsprojekt hatte ein Gesamtvolumen von ca. 1,8 Millionen Euro für dreieinhalb Jahre.

Anhang
1. Klimawandel in Rheinland-Pfalz
·    Die Jahresmitteltemperatur in Rheinland-Pfalz ist seit 1901 um rund 1,1 Grad Celsius angestiegen (Jahresmitteltemperatur in RLP: 8,6 Grad Celsius; 1961 bis 1990, langjähriges Mittel)

·    Wärmere Sommer, in Rheinland-Pfalz plus 1,3 Grad Celsius und wärmere Winter plus 0,95 Grad Celsius
·    Steigende Anzahl von Sommertagen (Höchsttemperaturen von mindestens 25 Grad Celsius ), vor allem im Rheintal: dort in den letzten 50 Jahren in den Ballungszentren ein Plus von circa 25 Sommertagen!

·    Früherer Beginn und längere Vegetationszeiten
·    Immer häufiger extreme Witterungsereignisse
2. Zusammenfassung: Ergebnisse „KlimLandRP“
Wasser

Im Westen und Nordwesten wird mehr Wasser abfließen.

Trockenperioden in den Flusstälern von Rhein, Mosel und Nahe nehmen zu.

Fließgewässer werden flächenhaft im Sommer weniger Wasser führen, was sich unter anderem auf die Wasserqualität und die Eignung für Schifffahrt nachteilig auswirken kann. Während der Vegetationsperiode werden Perioden mit geringem Wasservorrat im Boden deutlich zunehmen. Infolgedessen ist Wasserstress vor allem auf flachgründigen Standorten wahrscheinlich.

Boden

Bis Ende 2100 wächst im gesamten Land die Gefahr für Bodenabtrag durch die Zunahme von Starkregen. Bereits in der nahen Zukunft bis 2050 wird davon der Westen von Rheinland-Pfalz, insbesondere die Eifel und die Moselregion, betroffen sein. Erosionsgefährdete Standorte müssen durch eine angepasste Landnutzung geschützt werden. Im Ackerbau wird eine bodenschonende Bewirtschaftung noch wichtiger und möglichst viel Niederschlag soll in den Böden gespeichert werden. In besonders trockenen Regionen wird der Beregnungsbedarf ansteigen.

Wald

In den einzelnen Waldorten wird es eine Mischung aus „geeigneten“ Baumarten und der Aufbau von Laub-Nadel-Mischwäldern geben müssen. Reduzierte Niederschläge in den großen Flusstälern (Rhein, Mosel und Nahe) betreffen die Hauptbaumarten, deren Ertrag sich mindern kann.

Auf der anderen Seite kann eine Zunahme der mittleren jährlichen Temperatur zu einem besseren Wachstum von Buche, Traubeneiche und Kiefer in den höheren Lagen der Mittelgebirge (Hunsrück, Eifel und Westerwald) führen. Die künftige Eignung der Douglasie wird voraussichtlich bis 2100 schlechter sein als heute, aber deutlich besser als die der Fichte, die für trockene und feuchte Standorte nicht geeignet ist.

Biodiversität

Die Klimaänderungen der letzten 50 Jahre wirken bereits auf die Artenvielfalt ein. Höhere Temperaturen und eine Ausweitung der Vegetationsperiode im Frühjahr/Herbst verschiebt mediterran verbreitete Arten nach Norden. Der Zuzug neuer Arten wird vermutlich weiter anhalten.

Ein Rückzug von charakteristischen Arten der Mittelgebirge sowie z.B. von Mooren ist festzustellen. Für bestimmte Lebensräume muss evtl. angrenzender Raum durch einen funktionierenden Biotopverbund entwickelt werden, um eine Anpassung in der Höhe zu ermöglichen. Wärmeliebende Arten profitieren von den Klimaänderungen, können aber durch andere Faktoren (Landnutzung, andere abiotische/biotische Bindungen) an einer Ausbreitung gehindert sein.

Landwirtschaft

Besonders anfällig für die Folgen des Klimawandels sind Grünlandstandorte, die eine ständige Wasserzufuhr während der gesamten Vegetationsperiode benötigen. Reduzierte Sommerniederschläge bedeuten Trockenstress.

Im Weinbau können Anpassungsmaßnahmen notwendig sein. Die Untersuchungen zeigen eine für den Riesling eher negative Entwicklung, weil es wärmer wird. Eine Verschiebung und Erweiterung des Rebsortenspektrums zu Sorten mit höheren Wärmeansprüchen (z.B. Rotweine) ist hier denkbar, ebenso das Ausweichen des Rieslings auf kühlere Standorte.

Anpassungsmaßnahmen im Ackerbau bestehen vor allem in der Sicherstellung der Wasserversorgung z.B. durch Bewässerung oder Verdunstungsschutz.

 

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