Hunde in Jugendgangs haben Doppelfunktion

New York / Heidelberg, 16. Juni 2011

Wenn Jugendliche in Cliquen oder Gangs Hunde halten, geschieht dies hauptsächlich, um Kontakte zu knüpfen oder einen Gefährten zu haben. Hunde werden zwar auch als Statussymbol gehalten oder dienen dem Schutz des Besitzers, entgegen der landläufigen Meinung steht dies aber nicht im Vordergrund. Jennifer Maher und Harriet Pierpoint vom Centre for Criminology an der University of Glamorgan, Großbritannien, haben dieses Thema untersucht und ihre Ergebnisse nun in der Online-Ausgabe des Springer-Journals Crime, Law and Social Change veröffentlicht.

In Großbritannien wächst die Sorge über verantwortungslose Hundebesitzer und die Haltung sogenannter Status- oder Kampfhunde in Straßengangs. Immer wieder fallen Jugendliche mit ihren Hunden in Städten durch kriminelles und asoziales Verhalten auf. Dennoch ist die Verbindung von Hundehaltung und Kriminalität bei Jugendlichen keineswegs zwingend. Im Gegenteil: Die Beziehung zwischen Jugendlichen und Hunden kann durchaus positiv und vorteilhaft sein.

Im Mittelpunkt der Studie von Maher und Pierpoint stand das Verhältnis zwischen Cliquen und Gangs, ihren sozialen Normen und ihren Hunden. Dabei wurde die besondere Stellung von Hundebesitzern in diesen Gruppen sowie der Rang der Tiere selbst untersucht. Die Autoren begleiteten in diesem Pilotprojekt Jugendarbeiter in einer Stadt in Südwales bei ihrer Arbeit, um junge Hundebesitzer zu befragen, an die man normalerweise nicht so leicht herankommt. Insgesamt interviewten sie 25 Jugendliche und sieben Fachleute aus Tierschutz und Jugendarbeit, darunter einen Tierarzt, einen Tierheimleiter und einen Bewährungshelfer für Jugendliche.

Alle Jugendlichen sahen sich als Teil einer Gruppe und mehr als die Hälfte gehörte zu einer Jugendgang. Die Mehrheit besaß einen Hund, mehr als die Hälfte davon waren Kampfhunde. Der Wunsch nach einem Gefährten und nach Kontakt zu Freunden wurde vorrangig als Grund für die Hundehaltung angegeben. Interessanterweise deckte sich dies nicht mit den Gründen, die seitens der erwachsenen Betreuer und Fachleute genannt wurden.

Jugendliche und Helfer berichteten, dass Hunde zum Schutz gehalten werden, eine Rolle spielt auch das Gefühl von Macht und Coolness, das durch die Anwesenheit eines Hundes wächst. Manche Jugendliche setzen die Hunde als Waffe ein, sei es zum eigenen Schutz oder für Hundekämpfe. Die Autoren listeten mehr als 20 verschiedene Arten der Misshandlung von Hunden und anderen Kleintieren durch Jugendliche auf.

Die Autoren: „Einen Hund zu haben, ist bei den Jugendlichen intrinsisch motiviert, d.h. sie betrachten die Tiere als Gefährten und Teil der Gruppe. Sie haben aber auch eine extrinsische Funktion und werden als Statussymbol oder als Waffe betrachtet. Oft werden diese Hunde vernachlässigt und misshandelt. Den Jugendlichen ist dieser Widerspruch in sich nicht klar.“

Quelle
Maher J & Pierpoint H (2011). Friends, status symbols and weapons: the use of dogs by youth groups and youth gangs. Crime, Law and Social Change; DOI 10.1007/s10611-011-9294-5

Der vollständige Artikel steht Journalisten auf Anfrage zur Verfügung.

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