Neue wissenschaftliche Studie zeigt Handlungsbedarf beim übermäßigen bzw. unzureichenden Einsatz von Darmkrebsvorsorgeuntersuchungen
New York / Heidelberg, 12. Oktober 2010
Gemäß Dr. Robin Yabroff vom National Cancer Institute und ihren Kollegen richten sich in den USA nur 19 Prozent der Hausärzte nach den Praxisleitlinien für alle Arten von Darmkrebsvorsorgeuntersuchungen. Ungefähr 40 Prozent befolgten die Leitlinien bei einigen der von ihnen empfohlenen Untersuchungen und die restlichen 40 Prozent ließen die Leitlinien bei den von ihnen empfohlenen Vorsorgeuntersuchungen völlig außer Acht. Darüber hinaus zeigt ihre Studie1 zu hausärztlichen Empfehlungen für Darmkrebsvorsorgeuntersuchungen, dass viele Ärzte die Untersuchungen entweder übermäßig oder unzureichend einsetzen. Ihre Forschungsergebnisse erscheinen online in der Springer-Fachzeitschrift Journal of General Internal Medicine² .
Es heißt, dass Ärzte und Patienten durch die verschiedenen Möglichkeiten von Vorsorgeuntersuchungen in der Lage sind, die Risiken, Vorteile sowie weitere Merkmale der Darmkrebsvorsorgeuntersuchungen* abzuwägen, um die für den Patienten am besten geeignete Untersuchungsmethode auszuwählen. In der Realität allerdings erhalten viele Erwachsene in den USA keine geeignete Darmkrebsvorsorgeuntersuchung.
Die Autoren befragten 1.266 Hausärzte, die in den USA an einer Umfrage des amerikanischen Krebs-forschungszentrums (National Cancer Institutes) teilnahmen, um sich über die Praxis der Darmkrebs-vorsorgeuntersuchungen zu informieren.
Die meisten Hausärzte folgten zwar den Leitlinien, wenn es darum ging den Zeitpunkt der Erstunter-suchung bei einem durchschnittlichen Risikopatienten auf 50 Jahre festzulegen und die Zeiträume für die einzelnen Untersuchungen festzusetzen. Doch nur wenige Ärzte (19 Prozent) waren in der Lage, sowohl den Zeitpunkt der Erstuntersuchung als auch die Untersuchungsintervalle für alle Vorsorgeun-tersuchungen gemäß den Leitlinien zu bestimmen. Tendenziell waren es eher jüngere Ärzte mit Facharztanerkennung, die Empfehlungen gemäß der Leitlinien gaben. Darüber hinaus verwendeten sie häufiger elektronische Patientenakten, berücksichtigten die Patientenwünsche bei der Untersuchung und sie haben klinische Erkenntnisse aus veröffentlichten Studien berücksichtigt.
Eine Koloskopie in kürzeren Untersuchungsabständen als es die Leitlinien fordern, werden am meisten von den Hausärzten verordnet. Es ist die teuerste Darmkrebsvorsorgeuntersuchung, die gleichzeitig am häufigsten ärztlich empfohlen wird. Ein Zuviel an Vorsorgeuntersuchungen kann für Patienten zu unnötigen Nachuntersuchungen führen und das Risiko von Komplikationen bei den Untersuchungen erhöhen.
Einige Hausärzte empfahlen die erste Vorsorgeuntersuchung bei Patienten über 50 Jahre oder längere Untersuchungsintervalle als in den Leitlinien vorgesehen. Der unzureichende Einsatz von Vorsorgeuntersuchungen führt zu einer geringeren Rate bei der Früherkennung oder der Erkennung von präinvasiven Krebserkrankungen.
Dr. Yabroff kommt zu dem Schluss: „Die Bemühungen um eine verbesserte Praxis bei der Darmkrebsvorsorgeuntersuchung sollten sich darauf konzentrieren, dass es weder ein Zuviel noch ein Zuwenig an Vorsorgeuntersuchungen gibt und alle Arten von Vorsorgemöglichkeiten gleichermaßen genutzt werden.“
*Folgende Optionen stehen für die Vorsorgeuntersuchung zur Verfügung: Nachweis von okkultem Blut im Stuhl, flexible Sigmoidoskopie, Koloskopie und Barium-Doppelkontrastmitteleinlauf.
Quellenangabe
1. Yabroff KR et al (2010). Are physicians’ recommendations for colorectal cancer screening guideline-consistent? Journal of General Internal Medicine; DOI 10.1007/s11606-010-1516-5
Der Volltext-Artikel ist für Journalisten auf Anfrage verfügbar.
Springer-Verlag GmbH, Heidelberg, Zweigniederlassung der Springer-Verlag GmbH, BerlinTiergartenstrasse 17D-69121 Heidelberg