Neue Studie vergleicht Sieges- und Leistungswille bei Jugendlichen
New York / Heidelberg, 6. Juli 2010
Ist Konkurrenzverhalten im Teenager-Alter eine gute oder schlechte Eigenschaft? Wie sich herausstellte ein bisschen von beidem: Ständig gewinnen zu wollen ist für die sozialen Beziehungen von Mädchen eher von Nachteil und kann unter Umständen zu einer Depression führen. Bei Jungen hingegen ist dies viel seltener der Fall. Sich Wettbewerbssituationen zu stellen, um sich durch hervorragende Leistungen auszuzeichnen, tut hingegen der seelischen Gesundheit beider Geschlechter gut. Eine neue Studie von Dr. David Hibbard von der California State University und Dr. Duane Buhrmester von der University of Texas in den Vereinigten Staaten untersucht den Einfluss von Wettbewerbsstärke auf die seelische Gesundheit von Jugendlichen und findet heraus, dass dabei sowohl die Art des Wettbewerbsverhaltens als auch das Geschlecht der Jugendlichen eine große Rolle spielt. Die Ergebnisse erschienen gerade in der Springer-Fachzeitschrift Sex Roles.
Konkurrenzkampf kann Fluch und Segen zugleich sein. Der Sieg des einen kann die Niederlage eines anderen bedeuten und das Bestreben, besser sein zu wollen als andere, kann, wenn es zu weit getrie-ben wird, rücksichtslos und selbstsüchtig wirken. Dementsprechend kann ein starker Siegeswille soziale und emotionale Nachteile mit sich bringen, was sich allerdings bei Männern und Frauen unterschiedlich stark auswirkt. Die Studie zeigt, dass ein starker Siegeswille als typisch männlich und damit auch als erstrebenswerter für Männer betrachtet wird.
Eine solche Untersuchung ist gerade im späten Jugendalter interessant, da Schulabgänger sich bei der Jobsuche durch Ehrgeiz und Konkurrenzfähigkeit gegenüber anderen behaupten müssen, gleichzeitig aber in diesem Alter auch enge Freundschaften und Liebesbeziehungen entstehen.
Hibbards und Buhrmeisters Studie untersucht, wie sich zwei Arten von Konkurrenzverhalten auf die seelische Gesundheit und soziale Kompetenz bei Mädchen und Jungen im Jugendalter auswirken: auf der einen Seite einen starken Siegeswillen, d.h. besser sein zu wollen als andere und auf der anderen Seite den Wunsch hervorragende Leistungen zu erbringen und persönliche Ziele zu erreichen. Insgesamt 110 Highschool-Schüler der Richardson Independent School District in Dallas, Texas, die kurz vor dem Abschluss stehen sowie ihre besten Freunde gleichen Geschlechts und ihre Eltern wurden dazu aufgefordert einen Fragebogen auszufüllen, der nach Wettbewerbsverhalten, der Einstellung zu Ge-schlechterrollen, Selbstwertgefühl, Anzeichen einer depressiven Verstimmung, Einsamkeit, Aggression, Mitgefühl, der Fähigkeit enge Freundschaften einzugehen und Schulnoten der Teilnehmer fragte.
Die Autoren fanden heraus, dass mehr Jungen als Mädchen einen starken Siegeswillen angaben. Ging es um den Wunsch, sich durch hervorragende Leistungen auszuzeichnen, konnten keine Unterschiede zwischen beiden Geschlechtern festgestellt werden. Für Mädchen war ein starker Siegeswille mit Ein-samkeit und Depression sowie weniger engen Freundschaften verknüpft. Der Wille hervorragende Leis-tungen zu erzielen, stand hingegen für beide Geschlechter in engem Zusammenhang mit einem höheren Selbstwertgefühl und weniger depressiver Verstimmung ohne dabei die soziale Kompetenz zu belasten.
Die Autoren kommen zu folgender Schlussfolgerung: Die Studie ging der übergeordneten Frage nach, ob ein starker Siegeswille als Motivation gut oder schlecht für Männer und Frauen ist. Die Ergebnisse erklären bis zu einem bestimmten Punkt die ambivalente Einstellung westlicher Kulturen bezüglich Wettbewerbsverhalten. Konkurrenzverhalten kann nur dann der Schlüssel zu seelischer Gesundheit sein, wenn nicht der Siegeswille antreibt, sondern der Wunsch durch hervorragende Leistungen zu brillieren. Wenn Frauen einen starken Siegeswillen und Dominanz gegenüber anderen zeigen, scheinen sie dafür einen emotionalen Preis in ihrem sozialen Umfeld zahlen zu müssen.
Quelle:
1. Hibbard DR & Buhrmester D (2010). Competitiveness, gender, and adjustment among adolescents.
Sex Roles DOI 10.1007/s11199-010-9809-z
Der vollständige Artikel steht Journalisten als PDF-Dokument zur Verfügung.
Kontakt: Corinna Schaefer, Springer, Tel. +49 6221 487 8414, corinna.schaefer@springer.com
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