junge Frau vor einem ApothekerschrankDie Internationalisierung des Medizinstudiums gewinnt zunehmend an Bedeutung. Laut Statistiken des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) absolvierte im Jahr 2013 rund ein Drittel der Medizinstudierenden Auslandsaufenthalte wie ERASMUS-Programme, Famulatur im Ausland oder Forschungsprojekte. Diese Erfahrungen erweitern nicht nur den fachlichen Horizont, sondern fördern auch interkulturelle Kompetenzen und globales Denken. Trotz der weiten Verbreitung von Auslandsaufenthalten oder der teils verpflichtenden Famulatur im Ausland unter angehenden Medizinern findet eine systematische Integration internationaler Elemente in die Ausbildung bislang kaum statt.

 

Internationalisierung als Zukunftsaufgabe für die medizinische Ausbildung

Die Nachfrage nach Lehrangeboten im Bereich „Global Health“ unter den Studierenden steigt. Trotz der hohen Beteiligung an internationalen Aktivitäten ist die Integration dieser Erfahrungen in das Medizinstudium noch schwach ausgeprägt. Auslandsaufenthalte werden oft individuell organisiert und systematisch nicht in die Ausbildung eingebunden.

Global Health stellt ein bedeutendes Thema in der medizinischen Ausbildung dar. Es geht darum, die Gesundheit weltweit zu verbessern, gesundheitliche Ungleichheiten anzugehen und die Auswirkungen der Globalisierung auf Gesundheitsergebnisse zu berücksichtigen. Die interdisziplinäre Natur von Global Health umfasst Bereiche wie Sozialwissenschaften, Anthropologie, Geschichte, Ethik, Ökonomie und Recht.

 

Global Health als didaktischer Zugang für eine Internationalisierung des Medizinstudiums

Global Health eröffnet neue Perspektiven für die Internationalisierung des Medizinstudiums. Dieses interdisziplinäre Feld befasst sich mit den globalen Herausforderungen für Gesundheit und Medizin in einer vernetzten Welt. Die Einbindung von Global Health in die medizinische Ausbildung bietet vielfältige didaktische Möglichkeiten. Studierende können internationale Erfahrungen sammeln und eine globale Perspektive auf Gesundheitsfragen entwickeln.

Laut Hochschulrektorenkonferenz (HRK) engagieren sich rund 270 Mitgliedsuniversitäten in Deutschland für die Internationalisierung ihrer Curricula. Gerade im Medizinstudium gab es in der Vergangenheit wenig explizite Vorgaben zur Internationalisierung, obwohl das Fach traditionell international ausgerichtet ist.

 

Medizinische Ausbildung international: Das Schwerpunktcurriculum Global Health

Das Schwerpunktcurriculum Global Health an der Universität Gießen bietet Medizinstudierenden die Möglichkeit, internationale Elemente im klinischen Abschnitt des Studiums zu integrieren. Unter der Leitung von Dr. Michael Knipper verknüpft das Curriculum bereits vorbestehende freiwillige Lehrangebote mit neu entwickelten Zusatzelementen.

Dr. Knipper ist nicht nur Koordinator des Schwerpunktcurriculums, sondern auch Leiter der Sektion „Global Health & Human Rights“ am Gießener Graduiertenzentrum Sozial-, Wirtschafts- und Rechtswissenschaften (GGS). Seine Forschungsinteressen umfassen Medizingeschichte und -ethnologie mit Schwerpunkt auf medizinischem Pluralismus, interkulturellen Aspekten der Medizin, Global Health, Migration und dem Menschenrecht auf Gesundheit.

Aktuelle Studien und Publikationen von Dr. Knipper und seinen Kollegen befassen sich mit Themen wie den gesundheitlichen Herausforderungen von Geflüchteten in Mittelhessen und den Auswirkungen von Stigmatisierung und Diskriminierung auf die Gesundheit von Migranten. Diese Forschungsarbeiten unterstreichen die Relevanz einer internationalen Ausrichtung der medizinischen Ausbildung und die Bedeutung von Global Health als zukunftsweisendes Lehrgebiet. Praktische Erfahrungen im Ausland können dabei besonders wertvoll sein. Die medizinische Forschung profitiert ebenfalls von dieser internationalen Perspektive.

 

Fazit

Die Internationalisierung der medizinischen Ausbildung eröffnet vielfältige Perspektiven für die Zukunft des Medizinstudiums. Der Erwerb interkultureller Kompetenzen und die Auseinandersetzung mit globalen Gesundheitsthemen werden zu wichtigen Bestandteilen einer zeitgemäßen Medizinerausbildung. Auslandserfahrungen bieten die Chance, klinische Fertigkeiten zu vertiefen und neue Sichtweisen kennenzulernen. Um die Zukunftsfähigkeit des Medizinstudiums zu sichern, gilt es, die Internationalisierung der Ausbildung konsequent voranzutreiben und global relevante Gesundheitsthemen curricular zu verankern.

Bild von kian2018 auf Pixabay