Nach mentalem Stress könnte sich ein maximal einstündiger Schlaf tagsüber positiv auf das Herz-Kreislaufsystem auswirken

New York / Heidelberg, 28. Februar 2011

Ein Kurzschlaf während des Tages könnte durchaus eine Entlastung für das Herz-Kreislaufsystem bringen. So lautet das Fazit einer neuen Studie von Ryan Brindle und Sarah Conklin, PhD, vom Allegheny College in Pennsylvania in den USA. Sie haben die Auswirkungen eines ‚Mittagsschlafs‘ auf die Erholung des Herz-Kreislaufsystems nach einem Belastungstest wissenschaftlich erforscht. Das Resultat belegt, dass die Probanden, die während des Tages mindestens 45 Minuten schliefen, nach einer psychischen Belastung einen niedrigeren Blutdruck aufwiesen als die Probanden, die ohne Schlaf auskommen mussten. Die Studie erscheint in der Online-Ausgabe der Springer-Fachzeitschrift International Journal of Behavioral Medicine.

Lange Arbeitszeiten, Schichtarbeit, vermehrte Angstzustände sowie eine intensivere Nutzung von Internet und Fernsehen in den späten Abendstunden – all dies sind typische Ausprägungen unserer heutigen Gesellschaft, die sich auf den Nachtschlaf auswirken. Dies hat zur Folge, dass sich unser Schlafpensum verringert hat. Heutzutage schlafen wir durchschnittlich nahezu zwei Stunden weniger als noch vor 50 Jahren, was sich langfristig gesundheitlich bemerkbar macht. Beispielsweise kann es einen Zusammenhang geben zwischen kürzerem Schlaf und einem erhöhten Bluthochdruckrisiko sowie allgemeinen Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Brindle und Conklin untersuchten mit Testpersonen im Labor, wie sich der Schlaf während des Tages auf die Erholung des Herz-Kreislaufsystems nach einem mentalen Belastungstest auswirken könnte. Sie teilten 85 gesunde Universitätsstudenten in zwei Gruppen ein: der einen Gruppe wurde ein 60-minütiger Schlaf während des Tages zugestanden; der anderen Gruppe nicht. Die Studenten wurden von den Wissenschaftlern außerdem darum gebeten, einen Fragebogen über die Schlafqualität auszufüllen. Sie mussten sich zudem einem körperlichen Belastungstest des Herz-Kreislaufsystems unterziehen und dabei eine komplexe Minusaufgabe lösen. Während des Experiments wurden Blutdruck und Puls der Studenten in regelmäßigen Abständen von Brindle und Conklin gemessen.

Sie stellten fest, dass der Schlaf am Tag offenbar einen erholsamen Effekt hat: die Gruppe von Studenten mit der Möglichkeit zu einem Kurzschlaf hatte geringere Ermüdungserscheinungen als die Gruppe, die tagsüber nicht schlafen konnte. Obwohl Blutdruck und Puls in beiden Gruppen zwischen der ‚Normalphase‘ und der Belastungsphase des Tests anstieg, konnte die ‚Schlafgruppe‘ ihre durchschnittlichen Blutdruckwerte während der Erholungsphase deutlich senken. Diese Ergebnisse zeigen, dass ein 45- bis 60-minütiger Schlaf während des Tages die Blutdruckerholung nach einer mentalen Belastung im Labor zu begünstigen scheint.

Brindle und Conklin schließen daraus: „Unsere Erkenntnisse zeigen, dass der Schlaf bei Tag für Herz und Kreislauf förderlich sein kann, weil sich dadurch unser Herz-Kreislaufsystem nach einer psychischen Belastung schneller erholen kann. Es sind jedoch weitere wissenschaftliche Untersuchungen nötig, um den Zusammenhang zwischen dem Schlaf am Tag und dem gesunden Herz-Kreislaufsystem zu erforschen. Darüber hinaus gilt es, die erholsamen und vorbeugenden Effekte eines Kurzschlafs in der Praxis nachzuweisen. Dies gilt insbesondere für Patienten mit einem bekannten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, wie auch für jene, die mit Schlafproblemen kämpfen.“

Quelle: Brindle RC and Conklin S (2011). Daytime sleep accelerates cardiovascular recovery after psychological stress. International Journal of Behavioral Medicine; 10.1007/s12529-011-9150-0

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