Der ICANN-Board of Directors hat beschlossen, die sogenannten „Neuen Top Level Domains“ einzuführen und das Bwerberhandbuch genehmigt. Der Vorstand stimmte mit 13 Stimmen dafür, eine Stimme lehnte die Vorlage ab und zwei „board members“ enthielten sich.

Während einer außerordentlichen Sitzung hat der Verwaltungsrat ein weitreichendes Konzept gutgeheissen, das zu einem dramatischen Anstieg der Zahl der Internet-Domain-Namen-Endungen – sogenannte generische Top-Level-Domains (gTLDs)- führen wird. Von derzeit 22 generische Top Level Domains, die so bekannte Domains umfasst wie zum Beispiel .com, org und . net, kann die Anzahl der TLDs auf mehrere hundert steigen.

„ICANN hat das Internet der Namensgebung geöffnet, um die globale menschliche Phantasie zu entfesseln. Die heutige Entscheidung respektiert die Rechte aller Gruppen neue Top Level Domains in ihrer Sprache oder Schrift zu schaffen. Wir hoffen, das ermöglicht, daß das Domain Name System besser der gesamten Menschheit dient“ , erklärte Rod Beckstrom, Präsident und CEO von ICANN.

Die Neue Top Level Domains könnten die Art und Weise verändern, wie Menschen sich Informationen über das Internet beschaffen und wie Unternehmen ihre Webseiten planen und aufbauen . Nahezu jedes Wort in jeder Sprache kann theoretisch zu einer Internet-Adresse werden. Das bietet Organisationen und Firmen auf der ganzen Welt die Möglichkeit, ihre Marken, Produkte und Namen besser zu vermarkten.

„Die heutige Entscheidung wird der Beginn eines neuen Internet-Zeitalter sein,“ verkündete Peter Dengate Thrush, Vorsitzender des ICANN-Board of Directors. „Wir haben der nächsten Generation eine Plattform für Kreativität und Inspiration zur Verfügung gestellt.“

Die Entscheidung für die neuen Top Level Domains erfolgt nach vielen Jahren der Diskussion, Debatte und Beratung mit der Internet-Gemeinschaft, mit Konzernen und Regierungen. Im Bewerberhandbuch, das erklärt, wie man sich für eine neue Top Level Domain bewirbt, sind sieben wesentliche Änderungen aus mehr als 1.000 Kommentaren der Öffentlichkeit eingebaut worden. ICANN versuchte, die Anliegen aller Beteiligten zu berücksichtigen und sicherzustellen, dass die Sicherheit, Stabilität und Ausfallsicherheit des Internet nicht beeinträchtigt wird.

ICANN wird in Kürze eine weltweite Kampagne beginnen, um die Welt über diese dramatischen Veränderungen durch die Neuen Top Level Domains zu informieren und das Bewusstsein für die Chancen neuer Top Level Domains zu wecken. Anträge für die neuen Top Level Domains durch die Sponsoren können vom 12. Januar 2012 bis zum 12 April 2012 gestellt werden. Vor-Registrierungen durch Endverbraucher sind z.B. bei ICANN Registrar Secura (http://www.domainregistry.de) bereits jetzt möglich.

In Deutschland wurde die ICANN-Entscheidung überwiegend positiv aufgenommen. Heise.de berichtet über die „Anbieter-Szene“: „Oliver Süme, Vorstand des Verbands der deutschen Internetwirtschaft eco, schätzt die Zahl der fest entschlossenen Bewerber aus Deutschland derzeit auf 15. Bekannt sind neben dem Vorreiter dotBERLIN weitere Städtedomain-Bewerber für .hamburg und .koeln sowie Bewerbungen für die Bundesländer .bayern, .saarland und .nrw. Das dotberlin-Team steckt zusätzlich hinter der generischen TLD-Bewerbung .hotel. Bei den generischen TLDs dürfte die Konkurrenz deutlich härter ausfallen als bei den Geo-Namen, für die die jeweiligen Städte oder Länder jeweils Unbedenklichkeitsbescheinigungen erteilen müssen.“ Der Tenor bei den sogenannten „Sponsoren“ von Neuen Top Level Domains ist eine freudige Stimmung: „Auf diesen Tag haben wir jahrelang hingearbeitet.“ Der Verband der Internet-Wirtschaft ECO unterstützt die Neue Top Level Domains ebenfalls und weist Kritik der EU an einer angeblich zu schwachen Berücksichtigung von Markenrechten als nicht zutreffend zurück.

Auch die Politik begrüßt die Neuen Top Level Domains. Eine dafür beispielhafte Stimme ist der IT-Sicherheits- und Internetexperte der FDP-Bundestagsfraktion, Jimmy Schulz, der die neue Vergabepraxis von Top-Level-Domains als „sinnvoll“ bezeichnet hat. „Die FDP-Bundestagsfraktion begrüßt die neuen Entwicklungen in der Domainvergabe. Die Möglichkeit für Unternehmen, sich eine frei wählbare Top-Level-Domain (TLD) zuzulegen, dürfte für Bewegung im Domainmarkt sorgen und die Vergabepraxis der Domains noch weiter in privatwirtschaftliche Hand legen“, erklärte Schulz am Montag.

Auch in der Presse gab es wenige kritische Stimmen, dafür aber witzige Überschriften mit einem Schuß Ironie zur Einführung der neuen Top Level Domains. Die „Financial Times“ schrieb:“Neue Domains: Nach .com kommt .apple oder .berlin“. Presse.com titelte : „Neue Web-Adressen: Von .anton bis .zebra alles erlaubt“. Und die „Frankfurter Rundschau“ erkannte:“Schöne neue Kürzel“, in Anspielung auf Huxleys „Schöne Neue Welt“. Bei „Welt Online“ klang der Beschluss von ICANN wie ein politische Forderung:“Freiheit für neue Internet-Adressen.“ Die „Süddeutsche“ aus München schrieb dagegen von einem „Aufbruch nach .bayern: Neue Schilder im Netz „, während „Werben & Verkaufen“ vom „Branding ohne Grenzen“ schwärmte. Beim ZDF hatte man hatte möglicherweise Kennedys Aussage:“Ich bin auch ein Berliner“ im Hinterkopf, als die ZDF-Redaktion formulierte:“ICANN macht Weg nach .berlin frei“, während „ibusiness“ an Obamas „Yes, we can“ dachte, als es verballhornte:“Yes, ICANN! – Firmennamen als Top-Level-Domains“.

Hans-Peter Oswald

http://www.domainregistry.de/neue-top-level-domains.html

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