Gezielter Einsatz von Säurehemmern bei Krankenhauspatienten

Neue Studie zu gastrointestinalen Blutungen: Wer ist Risikopatient?

Magen-Darmblutungen im Krankenhaus sind zwar selten, dennoch sind sie oft Ursache für eine Erkrankung, die unter Umständen tödlich enden kann. Um der Erkrankung entgegenzuwirken, werden in vielen Krankenhäusern alle Patienten prophylaktisch mit säurehemmenden Medikamenten behandelt – obwohl von dieser flächendeckenden Medikation abgeraten wird.

Shoshana Herzig vom Beth Israel Deaconess Medical Center in Massachusetts, USA, und ihre Kollegen glauben, dass das Risiko gastrointestinaler Blutungen bei einigen Patienten tatsächlich so hoch ist, dass die routinemäßige Verschreibung von säurehemmenden Arzneimitteln gerechtfertigt ist. Bei den meisten Patienten kann jedoch ohne Risiko auf diese Medikation verzichtet werden. In ihrer neuen Studie¹ wurde daher ein Risikoeinstufungssystem zur Identifizierung gefährdeter Patienten entwickelt; die Arbeit erscheint online in der Springer-Fachzeitschrift Journal of General Internal Medicine².

Aktuelle Studien haben gezeigt, dass das Risiko gastrointestinaler Blutungen bei nicht-schwerkranken Patienten in Krankenhäusern relativ gering ist. Einzelne können aber ein deutlich erhöhtes Erkrankungsrisiko aufweisen. Doch dem medizinischen Personal steht bisher keine Methode zur Verfügung, um Patienten mit dem größten Blutungsrisiko vorab zu erkennen. Die Autoren machten sich daher auf die Suche nach klinischen Faktoren, mit denen die gefährdeten Patienten identifiziert werden können. Ziel war, die säurehemmenden Arzneimittel gezielt dort einzusetzen, wo sie benötigt wurden, während die überflüssige Medikation bei nicht-gefährdeten Patienten vermieden werden sollte.

Über einen Zeitraum von drei Jahren untersuchten Herzig und ihre Kollegen die Akten von insgesamt 75.723 Patienten eines großen Lehrkrankenhauses. Nicht analysiert wurden die Daten von Patienten, die bereits wegen Magen-Darmblutungen aufgenommen worden waren bzw. solche, bei denen innerhalb des ersten Tages nach der Aufnahme eine Blutung auftrat; ausgeschlossen wurden auch Patienten, bei denen ein Herzkatheter gelegt wurde. Insgesamt hatten 203 Patienten eine Blutung erlitten.

Die Analyse ergab eine Reihe von Risikofaktoren, die die Wahrscheinlichkeit einer gastrointestinalen Blutung erhöhten: älter als 60, männlich, Lebererkrankung, akutes Nierenversagen, Sepsis, Aufnahme durch den sogenannten „medizinischen Dienst“, Einnahme prophylaktischer gerinnungshemmender Mittel, akute Blutgerinnungsprobleme. Mit diesen Informationen konnten die Autoren nun ein Risikoeinstufungssystem entwickeln. Das Ergebnis zeigte, dass das Risiko von gastrointestinalen Blutungen mit diesen genannten klinischen Faktoren anstieg.

Die Autoren unterstreichen die Notwendigkeit weiterer Studien zur Bestätigung dieser Daten. Dennoch lässt sich mit ihrem Einstufungssystem schon jetzt eine Untergruppe von Patienten identifizieren, bei denen der prophylaktische Einsatz von säurehemmenden Arzneimitteln nützlich sein kann, wie auch eine Gruppe, bei der diese Medikation überflüssig ist. Fazit der Autoren: „Unter der Voraussetzung weiterer Bestätigungen an anderen Kliniken, kann dieses System dazu beitragen, für jeden Patienten eine individuelle Entscheidung für oder gegen den prophylaktischen Einsatz von säurehemmenden Arzneimitteln treffen zu können.“

Quelle
1. Herzig SJ et al (2013). Risk factors for nosocomial gastrointestinal bleeding and use of acid-suppressive medication in non-critically ill patients. Journal of General Internal Medicine; DOI 10.1007/s11606-012-2296-x
2. Das Journal of General Internal Medicine ist das offizielle Organ der Society of Internal Medicine.

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