Doris Ahnen: Rheinland-Pfalz ist Bundesspitze im Chorgesang
Kirchen als zentrale ländliche KulturträgerinnenAltenkirchen. Rheinland -Pfalz liegt im Bundesvergleich an der Spitze aller Bundesländer, was die Chormitgliedschaften anbelangt. Staatsministerin Doris Ahnen stellt heraus, dass 5,9% der Bevölkerung ihres Bundeslandes aktives oder förderndes Mitglied eines Chores sind. „Diese Spitzenposition im Chorwesen verdankt Rheinland-Pfalz insbesondere den ländlichen Regionen.“ Im Bundesgebiet läge der Durchschnitt bei lediglich 2%. In ihrem Beitrag „Förderung der Landkultur – Eine Aufgabe der Bundesländer“ für die protestantische Fachzeitschrift „Kirche im ländlichen Raum“ sieht die Kulturministerin in diesem Sektor des lokalen und regionalen Kulturschaffens „häufig die Kirchen als tragende Säule, die als Ausgangspunkt und Träger der Chöre fungieren.“
Die Kulturpolitik in Rheinland-Pfalz ziele auf eine flächendeckende Förderung von Kunst und Kultur ab. Denn „in einer Welt, die auch in kultureller Hinsicht globalisiert und damit reichlich unübersichtlich geworden ist, ist es notwendig, sich auf die eigene Herkunft und damit auf seine Wurzeln zu besinnen.“
Das aktuelle Themenheft „Land-schaf(f)t Kultur“ der Zeitschrift „Kirche im ländlichen Raum“ beleuchtet darüber hinaus Möglichkeiten und Praxis ländlicher Kulturarbeit in Kulturzentren und Freilichtmuseen, durch Landespolitik und Kirchen. Insbesondere werden die Chancen der Nutzungserweiterung von historischen Dorfkirchengebäuden für diese soziokulturellen Aufgabe ausführlich erörtert. So schreibt der Geschäftsführer des Förderkreis Alte Kirchen Berlin-Brandenburg, Bernd Janowski, den Dorfkirchen eine bedeutende soziokulturelle Aufgabe für die Landbevölkerung zu und plädiert entsprechend für eine kulturelle Neubelebung der dörflichen Kirchengebäude, die er als „Zeitenbrücke“ ansieht, als oftmals einzige Konstante, als „der letzte verbliebene öffentliche Ort“ im sich wandelnden ländlichen Gemeinwesen. Mit der Dorfkirche besäßen die Menschen in ausgedünnten ländlichen Räumen oftmals auch Potential, auch eine Brücke in die Zukunft zu schlagen, zumal viele Dorfkirchen, insbesondere in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern schon immer multifunktional waren. Und die Gleichung „Dorfkirche = Grundstückswert minus Abrisskosten“ verkenne die vielen Chancen, die diese Gebäude für heute und morgen bergen.
Werner-Christian Jung, leitender Redakteur der Zeitschrift, betont in einem Beitrag, ländliche Räume schüfen heute „Kultur immer im Plural“. Jedoch „scheint diese Gleichzeitigkeit des kulturell Verschiedenen durch Globalisierung bedroht.“ Hier habe Kirche auf dem Land ein Wächteramt für die Vielfarbigkeit einer bedeutungstragenden Welt, bereits auf Ortsebene. Daraus leitet er die Forderung für ländliche Kirchengemeinden ab: „Unter dem Kulturdach „Zivilisation“ darf und muss es ökumenische, kulturelle Vielfalt geben, damit das fruchtbare Spiel von Identität und Relation weiter läuft – in Stadt und Land.“ Dorfkirchen gehörten einfach in räumliche wie seelische Landschaften, seien „nutzlos“ wie ländliche Freiluftmuseen, Kulturzentren und Heimvolkshochschulen und lüden – ganz unmuseal – auch zu neuen Ausdrucksformen des Glaubens ein.
Das Heft „Land-schaf(f)t Kultur“ (4/2008) ist im Verlag erhältlich (Preis: 4,50 € zzgl. Porto).
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