Rotaviren, Noroviren, Adenoviren und Salmonellen sind allesamt für den Ausbruch von Durchfallerkrankungen verantwortlich. Rotaviren sind die häufigsten Auslöser von Brech-Durchfall bei Säuglingen und Kleinkindern. Und: Nur gegen Rotavirus-Infektionen gibt es eine Impfung. Seit ihrer Einführung im Jahr 2006 hat die spezielle Schluckimpfung gegen Rotaviren viele Erfolge zu verzeichnen.
Rotaviren sind hoch ansteckend und können sehr leicht übertragen werden. Schon winzige Virusmengen reichen aus, um ein Kind zu infizieren. Betroffene Kinder scheiden die Viren in hoher Konzentration mit dem Stuhl aus.
Ein Kontakt mit den aggressiven Viren ist daher kaum zu vermeiden. Rotaviren sind zudem „Überlebenskünstler“, denn sie haften über einen langen Zeitraum auf Händen, Oberflächen, Spielsachen sowie im Trinkwasser und auch in Schwimmbädern. Sogar eine Übertragung durch die Nahrung ist möglich. Selbst peinliche Hygiene ist in der Regel kein Schutz, denn Seifen und die meisten Desinfektionsmittel sind unwirksam gegen das hartnäckige Rotavirus.
Eine Rotavirus-Infektion bei Säuglingen und Kleinkindern kann in ihrem Verlauf unberechenbar sein. Eine Belastung für alle Beteiligten ist sie allemal. In schweren Fällen sind mehr als 20 Brech-Durchfälle pro Tag keine Seltenheit. Die Gefahr der Austrocknung kann sich ganz schnell einstellen, so dass eine Behandlung im Krankenhaus nötig wird, um durch Infusionen den Flüssigkeits- und Elektrolytverlust auszugleichen. Antibiotika helfen – wie bei allen Viruserkrankungen – grundsätzlich nicht.
Vorbeugung kann jedoch die Schluckimpfung bieten. Inzwischen stehen zwei Impfstoffe zur Verfügung, die bereits ab der vollendeten sechsten Lebenswoche gegeben werden können. Je nach Impfstoff sind zwei bzw. drei Dosen im Abstand von mindestens vier bis sechs Wochen erforderlich, um den Schutz aufzubauen.
Seit ihrer Einführung im Jahr 2006 haben die Schluckimpfungen eine wahre Erfolgs-Geschichte geschrieben:
In unserem Nachbarland Österreich wird die Impfung seit 2007 als Standardimpfung für alle Säuglinge empfohlen und generell erstattet. Die Impfquote beträgt inzwischen über 70 Prozent. Krankenhauseinweisungen konnten seither halbiert werden.
Aber auch bei uns gibt es Erfolgsmeldungen. Im Bundesland Sachsen, wo die SIKO – die Sächsische Impfkommission – die Impfung seit 2008 empfiehlt, sind die Erkrankungen um 49,7 Prozent zurückgegangen. Die Krankenhauseinweisungen konnten ebenfalls um mehr als 51 Prozent gesenkt werden bei einer Impfquote von fast 57 Prozent. Seit 2009 wird die Schluckimpfung auch in Thüringen und Brandenburg öffentlich empfohlen. Die ersten Auswertungen werden für 2011 erwartet.
Sicherlich sind diese Erfolge auch verantwortlich dafür, dass trotz bislang fehlender bundesweiter Empfehlung durch die STIKO – Ständige Impfkommission am Robert Koch-Institut -, zahlreiche Krankenkassen die Kosten der Schluckimpfung ganz oder teilweise übernehmen. Eine Liste der Krankenkassen wird regelmäßig aktualisiert und findet man unter www.gesundes-kind.de oder auch www.kinderaerzte-im-netz.de.
Schluckimpfung gegen Rotaviren –
eine Erfolgsgeschichte seit 2006
Rotavirus-Infektionen…
…Rotavirus-Infektionen haben Saison von November bis April
…Brech-Durchfall mit hohen Flüssigkeitsverlusten betrifft Babys und Kleinkinder im Alter von 0 bis drei Jahren
…Schutz bietet die Schluckimpfung, die ab der 6. Lebenswoche gegeben werden kann
Die Schluckimpfung…
…Im März 2006 Einführung der ersten Schluckimpfungen (zwei Dosen im Abstand von 4 bis 6 Wochen) gegen Rotaviren
…Im Sommer 2006 Einführung einer zweiten Schluckimpfung (drei Dosen im Abstand von 4 bis 6 Wochen) gegen Rotaviren
…Schluckimpfung ab der sechsten Lebenswoche möglich
…Muss bis zur 24. bzw. 26. Lebenswoche abgeschlossen sein
Erfolge in Österreich…
…Einführung 2007
…Juli 2007 generelle Empfehlung als Standardimpfung; Erstattung durch „die öffentliche Hand“
…Impfquote steigt von 10% in 2007 auf 70% Ende August 2008
…Krankenhauseinweisung inzwischen halbiert: statt rund 5.000 Krankenhauseinweisungen mit 20.000 Krankheitstagen nur noch 2.500 Krankenhauseinweisungen mit 9.000 Krankheitstagen
Erfolge im Bundesland Sachsen …
…01.01.2008 generelle Empfehlung der Impfung durch die SIKO – Sächsische Impfkommission
…Erkrankungsrate sinkt um 49,7 Prozent
…Krankenhauseinweisungen nehmen um mehr als 51 Prozent ab
…Impfquote steigt von 53 Prozent in 2009 auf 57 Prozent in 2010
…Aufgrund der SIKO-Empfehlung übernehmen inzwischen zahlreiche Krankenkassen bundesweit die Kosten der Impfung ganz oder teilweise (detaillierte tagesaktuelle Liste: www.gesundes-kind.de)
…In Brandenburg und Thüringen wird die Schluckimpfung seit 2009 öffentlich empfohlen; erste Ergebnisse werden in 2011 erwartet
…STIKO – Ständige Impfkommission am Robert Koch-Institut – erachtet Schluckimpfung als sinnvoll; eine Empfehlung gibt es bisher nicht
Neue Studie…
…Studie zur Wirksamkeit von Rotavirus-Impfstoff (Madhi SA, Cunliffe NA, Steele d, Neuzil KM et al., Effect of Human Rotavirus Vaccine on Severe Diarrhea in African Infants; NEJM 2010; 362:289-298)
…Ergebnisse: Rotavirus-Impfstoff (Rotarix) bietet breite Schutzwirkung für Kinder im ersten Lebensjahr
…Studienteilnehmer: 4.900 Säuglinge in Südafrika und Malawi
…Bei 61,2 Prozent wurden Durchfallerkrankungen verhindert
..Diese Studie schließt an eine in 2007 in Lancet veröffentlichte epidemiologische Untersuchung mit Kindern in Europa an. Diese zeigte, dass der Impfstoff zu 100 Prozent vor einer Krankenhauseinweisung und zu 96 Prozent vor einer schweren Rotavirus-Infektion schützen kann.
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