Songs über Sex – was machen sie mit Jugendlichen?
Studie untersucht, wie sich sexualisierte Musiktexte auf die Verhaltensweisen und Einstellungen von Heranwachsenden auswirken
New York / Heidelberg, 6. September 2011
Lassen sich Jugendliche in ihrem Sexualverhalten und ihrer Haltung von sexualisierten Songtexten in der Popmusik beeinflussen? Die Wissenschaftler Cougar Hall, Joshua H. West und Shane Hill von der Brigham Young University in Provo, Utah, untersuchten den Trend, dass Musiktexte immer stärker explizit sexuelle Botschaften enthalten. Die Online-Ausgabe der Springer-Fachzeitschrift Sexuality & Culture hat ihre Ergebnisse zusammengefasst und gibt Sexualpädagogen Denkanstöße.
„Wir haben die bisherigen Forschungsergebnisse zu einem Zusammenhang zwischen sexualisierten Musiktexten und Sexualverhalten von Heranwachsenden angeschaut und kommen zu dem Schluss, dass Sexualerziehern leider stürmische Zeiten bevorstehen,“ sagt Cougar Hall, einer der Wissenschaftler.
Der Musikkonsum ist in den letzten Jahren bei Jugendlichen zwischen acht und achtzehn Jahren um 45 Prozent gestiegen. Diese Entwicklung nimmt mit der wachsenden Beliebtheit von MP3-Playern wie iPods stetig zu. Die Untersuchungen haben gezeigt, dass die Darstellung von Sexualität in den Medien – ob auf dem Bildschirm und in der Musik – auch Einfluss auf die sexuelle Aktivität hat. Teenager neigen dazu, die sexuelle Aktivität Gleichaltriger zu überschätzen, und eine der Ursachen dafür sind die Unterhaltungsmedien.
Die Wissenschaftler haben sich in ihrer Studie jedes Jahrzehnt von 1959 bis 2009 angeschaut und die amerikanische Hitliste ‚Billboard Hot 100‘ näher untersucht, die jeweils am Jahresende die beliebtesten Popsongs ermittelt. Demnach wurden in den letzten zwanzig Jahren Lieder mit sexuellen Textinhalten eher von männlichen und nicht-weißen Künstlern geschrieben. Insgesamt, so fanden sie heraus, habe es im Jahr 2009 mehr sexuelle Anspielungen gegeben als 1959.
Die Autoren weisen darauf hin, dass nicht alle sexuellen Anspielungen gleich zu bewerten sind. Erniedrigende und sexualisierte Songtexte können eine schädliche Wirkung auf Jugendliche haben. Vor allem Mädchen könnten das Gefühl vermittelt bekommen, ihr persönlicher Wert leite sich von ihrem sexuellen Wert ab und kann so auch zu einem schlechten Körperschema, Depressionen, Essstörungen und Drogenmissbrauch führen.
Unter dem Strich bewerten die Autoren den Einfluss durch übermäßig sexualisierte Songbotschaften als besorgniserregend. Ihr Fazit: „Popmusik kann junge Männer dazu verleiten, sich sexuell aggressiv zu verhalten und Frauen als Objekte zu behandeln. Jungen Frauen wird in den Songs häufig vermittelt, dass ihr Wert in der Gesellschaft darin bestehe, anderen sexuelles Vergnügen zu bereiten. Gesellschaftlich betrachtet ist es daher wichtig, dass Sexualerzieher sich dieser Problematik samt seiner Auswirkungen auf das Sexualverhalten von Heranwachsenden bewusst sind.“
Quelle
Cougar Hall, Joshua H. West, and Shane Hill (2011). Sexualization in lyrics of popular music from 1959 to 2009: Implications for sexuality educators. Sexuality & Culture.
DOI 10.1007/s12119-011-9103-4
Der vollständige Artikel steht Journalisten auf Anfrage zur Verfügung.
Kontakt: Joan Robinson, Springer, Tel. +49-6221-487-8130, joan.robinson@springer.com
Springer-Verlag GmbH, Heidelberg, Zweigniederlassung der Springer-Verlag GmbH, BerlinTiergartenstrasse 17D-69121 Heidelberg