Wer eine gesündere Lebensweise einschlagen will, sollte von Anfang an zweigleisig fahren

Eine Diätberatung in Kombination mit einem Sportprogramm bringt die besseren Ergebnisse

Die besorgniserregende Zunahme von Übergewicht und Fettleibigkeit weltweit ist ein Hinweis dafür, dass die aktuellen Motivationsstrategien, gesünder zu essen und mehr Sport zu treiben, nicht besonders erfolgreich sind. Ein Großteil der heutigen Forschung konzentriert sich auf Möglichkeiten, die dabei helfen, diese beiden wichtigen gesunden Verhaltensweisen nachhaltig beizubehalten. Eine dieser Studien von Abby King und ihren Kollegen von der Stanford School of Medicine in Kalifornien hat untersucht, wie eine Beratung für mehr Sport und eine gesündere Ernährung zeitlich erfolgen sollte. Sie kamen zu dem Ergebnis, dass eine gleichzeitige Beratung für Sport und Ernährung wohl am erfolgversprechendsten ist. Ihre Studie erscheint in der Springer-Fachzeitschrift Annals of Behavioral Medicine.

Im vielbeschäftigten und gestressten Leben mancher Menschen erzeugt eine Beratung über gesündere Ernährung und körperliche Betätigung häufig nur weiteren Stress. Viele Gesundheitsexperten glauben, dass sich Menschen von zu vielen Informationen und Anweisungen überfordert fühlen und dies dazu geführt hat, sich auf kleine Änderungen zu konzentrieren: eins nach dem anderen. Allerdings weisen einige Wissenschafter darauf hin, dass mit dieser Methode die gesteckten Ziele seltener erreicht werden, da für jede nachfolgende Änderung ein weiterer Motivationsschub benötigt wird. Häufig fehlt diese weitere Motivation. Die vorliegende Studie konzentriert sich deshalb auf den systematischen Vergleich der Methoden, um die erfolgreichste zu ermitteln.

Die Wissenschaftler teilten 200 Teilnehmer in vier Gruppen auf. Alle Teilnehmer waren 45 Jahre oder älter, betätigten sich körperlich wenig, aßen weniger als fünf Portionen Obst und Gemüse pro Tag und nahmen mehr gesättigte Fettsäuren zu sich als empfohlen. Sie berichteten auch über erhöhten Stress. Die vier Gruppen wurden in verschiedener Reihenfolge telefonisch beraten: Eine Gruppe wurde zunächst zur sportlichen Betätigung und vier Monate später zu Ernährungsfragen beraten, die zweite Gruppe nach dem selben Muster in umgekehrter Reihenfolge. Die dritte Gruppe wurde gleichzeitig zu den Themen Sport und Ernährung beraten und eine Kontrollgruppe nur zum Thema Stressmanagement.

Im Vergleich zur Kontrollgruppe konnten alle drei Gruppen ihre Ernährungsweise verbessern; die Erfolge in Bezug auf Sport waren sehr unterschiedlich. Die Teilnehmer, die zuerst zur körperlichen Bewegung beraten wurden, trieben deutlich mehr Sport im Vergleich zur Kontrollgruppe. Die Teilnehmer, die gleichzeitig zu Sport und Ernährung beraten wurden, gingen in diesem frühen Stadium nicht wesentlich mehr sportlichen Aktivitäten nach als vorher. Nach zwölf Monaten allerdings lagen beide Gruppen bei ihren sportlichen Aktivitäten bei dem national empfohlenen Richtwert.

Im Vergleich dazu war die Gruppe, die zuerst über Ernährung beraten wurde, im Durchschnitt nicht in der Lage, ihre sportlichen Aktivitäten innerhalb von zwölf Monaten auf diesen Richtwert zu steigern. Nur die Gruppe, die zu beiden Themen gleichzeitig beraten wurde, erreichte nach zwölf Monaten die nationalen Empfehlungen für Sport und Ernährung.

Aus diesen Ergebnissen lässt sich folgern, dass es einfacher ist, das Ernährungsverhalten zu ändern als sportliche Aktivitäten in den Alltag einzubauen. Dies gilt vor allem dann, wenn zu Beginn eines Programms vorwiegend zu Ernährungsfragen beraten wird. Das könnte darauf zurückzuführen sein, dass Essen an sich schon eine geplante Aktivität ist. Einen vollen Terminplan mit Sport zu ergänzen ist wahrscheinlich schwieriger, besonders dann, wenn die Menschen gleichzeitig ihr Essverhalten ändern wollen. Wer sich jedoch von Anfang an auf beides konzentriert, kann auch beides zur Priorität machen.

In ihren Ergebnissen weisen die Autoren darauf hin, „dass es für die moderne Bevölkerung wohl den größten nachhaltigen Erfolg verspricht, wenn sie gesundheitsbewusste Veränderungen in ihrer Lebensweise wie Sport und Ernährung gleichzeitig in Angriff nehmen.“ Weitere Studien seien nötig, um zu untersuchen, inwieweit sportliches Verhalten durch eine frühe Ernährungsberatung torpediert werden kann.

Quelle
King AC et al (2013). Behavioral Impacts of Sequentially versus Simultaneously Delivered Dietary Plus Physical Activity Interventions: the CALM Trial. Annals of Behavioral Medicine DOI 10.1007/s12160-013-9501-y

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