Frauen sind eher bindungsbereit, Männer bleiben lieber unabhängig

New York / Heidelberg, 7. April 2010

Auch wenn heterosexuelle Studenten und Studentinnen auf dem Unicampus heutzutage schneller ‚zur Sache kommen‘, so sind doch die Frauen im Vergleich zu den Männern nach wie vor eher an einer festen Beziehung interessiert. Ein lockerer Umgang mit dem Partner wird eher von den jungen Männern als von den Frauen gewünscht. Für beide Geschlechter haben sowohl Dates als auch One-Night-Stands ähnliche Vor- und Nachteile. Carolyn Bradshaw von der James Madison University in Virginia, Vereinigte Staaten, und ihre Kollegen gingen den Gründen nach, warum Studenten und Studentinnen lieber die eine oder die andere Art von Kontakten führen. Sie untersuchten auch die jeweiligen Vorteile und Risiken der unterschiedlichen Beziehungsformen aus Sicht der jungen Leute. Die Untersuchungsergebnisse sind jetzt in der Online-Ausgabe des Springer-Journals Sex Roles zu lesen.

Das Sichverabreden folgt normalerweise einem typischen Schema, bei dem der Mann agiert – er bittet die Frau, mit ihm auszugehen, arrangiert ein Treffen, unter Umständen kommt es zu einem ersten sexuellen Kontakt. Die Frau hingegen re-agiert: sie wartet auf eine Einladung, und dann akzeptiert sie die sexuellen Avancen des Mannes oder sie lehnt sie ab. Beide Partner kennen sich oder wollen sich näher kennenlernen und eine feste Beziehung ist nicht ausgeschlossen. Ganz anders verläuft es bei einer lockeren Beziehung oder einem One-Night-Stand: es kommt beiläufig zu einem sexuellen Kontakt und die beiden Personen kennen sich normalerweise gar nicht oder nur flüchtig. Sie treffen sich beispielsweise auf einer Party, sie haben etwas getrunken, sie flirten, es kommt zu sexuellen Handlungen von Küssen bis hin zum Geschlechtsverkehr – doch dabei bleibt es dann auch, eine feste Beziehung entwickelt sich nicht.

Bradshaw und ihr Team brachten 150 Studentinnen und 71 Studenten einer amerikanischen Universität im Süden des Landes in eine Reihe von Kontaktsituationen, in denen es zu ganz verschiedenen Arten von Treffen mit unterschiedlichen Umständen kam: vom One-Night-Stand bis hin zum Ausgehen. Beispielsweise bestand Aussicht auf eine feste Beziehung, der Partner hatte eine besondere Ausstrahlung oder es war Alkohol im Spiel. Die Studenten wurden gefragt, wie sie in der jeweiligen Situation am liebsten vorgehen würden: Nur ausgehen oder gleich ins Bett? Weiterhin sollten sie auf einer Checkliste die drei wichtigsten Vorteile bzw. Risiken der beiden Verhaltensweisen angeben und schließlich wurden sie nach Einzelheiten ihrer Beziehungsarten in den vergangenen zwei Jahren gefragt, ob sie sie sich nur verabredet haben oder ob die Treffen im Bett endeten.

Obwohl Männer bei Verabredungen wesentlich häufiger die Initiative ergriffen als Frauen, gab es zwischen den Geschlechtern keinen quantitativen Unterschied im Hinblick auf feste Verabredungen oder One-Night-Stands. Sowohl bei den Männern als auch bei den Frauen war die Anzahl der lockeren Kontakte etwa doppelt so hoch wie die Zahl einer ersten Verabredung.

Trotzdem gaben beide Geschlechter an, eine Verabredung einem One-Night-Stand vorzuziehen. Unter denen, die sich eher für eine traditionelle Verabredung entschieden haben, war der Frauenanteil allerdings deutlich höher (41 Prozent im Vergleich zu 20 Prozent). In der Gruppe, die eher für einen One-Night-Stand aufgeschlossen war, gab es dagegen viel weniger Studentinnen als Studenten (2 Prozent im Vergleich zu 17 Prozent). Allerdings spielten die Umstände eine große Rolle: Kam eine langfristige Beziehung in Betracht, zogen sowohl Männer als auch Frauen ein verbindliches Kennenlernen einem lockeren sexuellen Kontakt vor – war eine feste Beziehung jedoch nicht unbedingt in Aussicht, so zeigten sich Männer offen für einen lockeren Kontakt, die Frauen wollten dennoch lieber erst einmal ein Kennenlernen.

Insgesamt waren sich Männer und Frauen einig über Vor- und Nachteile bei den jeweiligen Verhaltensweisen, dennoch gab es einige bemerkenswerte Unterschiede:
• Frauen scheinen eher an einer festen Beziehung interessiert zu sein als Männer. Aber ganz gleich, ob sie erst einmal mit dem Partner ausgehen oder schnell mit ihm im Bett landen, haben sie stets eine Sorge: dass sie sich emotional an einen Partner binden könnten, der sich letztlich nicht für sie interessiert.
• Für Männer scheint Unabhängigkeit im Vordergrund zu stehen. Selbst bei vermeintlich unverbindlichen, lockeren Kontakten haben sie Angst, die jeweilige Partnerin könnte ernste Absichten haben.
Quelle

1. Bradshaw C, Kahn AS, Saville BK (2010). To hook up or date: which gender benefits? Sex Roles; DOI 10.1007/s11199-010-9765-7

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