Situationen wie die folgend beschriebenen sind vielen Patienten leider nur allzu vertraut: sie möchten telefonisch mit einer Arztpraxis einen Termin vereinbaren, der Praxisanschluss ist jedoch dauern besetzt, beim Empfang in der Praxis sind die Mitarbeiterinnen unfreundlich und wenig hilfsbereit, der Arzt ist hektisch und kurz angebunden, es besteht im Gespräch kaum Zeit, das eigene Anliegen adäquat vorzubringen.
Ein wesentlicher Grund für die beschriebenen Zustände ist, dass viele Ärzte und ihre Teams ohne Planung arbeiten. Das ermittelte das Institut für betriebswirtschaftliche Analyse, Beratung und Strategie-Entwicklung aus Düsseldorf im Rahmen eines Forschungsprogramms bei niedergelassenen Ärzten. Das Programm zielt darauf ab, das „Erfolgsrezept“ wirtschaftlich erfolgreicher und bei ihren Patienten beliebter Praxen zu identifizieren.
Die Untersuchungen kamen dabei u. a. zu dem Ergebnis, dass die Praxisplanung einer dieser Erfolgsfaktoren ist. Aber gerade knapp die Hälfte der niedergelassenen Ärzte entwickelt überhaupt Pläne für die Entwicklung ihres Praxisbetriebes, für die Praxisfinanzen und vor allem für die tägliche Praxisarbeit. So fehlt es in diesen “Praxen ohne Planung” oft an einer grundsätzlichen Unternehmensstrategie, an Richtgrößen für die Arbeit, z. B. um die Kosten zu steuern, an einer klaren Aufgabenverteilung oder an einem strukturierten Terminsystem.
Die Folgen sind äußerst negativ: Orientierungslosigkeit der Praxis-Chefs und ihrer Mitarbeiterinnen, Aktionsmus, Doppelarbeiten und viele organisatorische Fehler, kurz: das alltägliche Chaos. Leidtragende sind aber vor allem auch die Patienten, die von angespannten und entnervten Teams betreut werden. Hinzu kommt die Gefahr medizinischer Fehler.
Betrachtet man die einzelnen ärztlichen Fachgruppen, so zeigt sich, dass Chirurgen, Augenärzte und Frauenärzte am intensivsten planen, Neurologen, Nerven- und HNO-Ärzte am wenigsten.
Aber – so fragt man sich – warum planen Ärzte so wenig, wenn doch die Vorteile auf der Hand liegen?
Nicht-planende Ärzte weisen stets darauf hin, dass ihre Arbeit nicht planbar ist, da sich die Bedingungen der Arbeit ständig ändern. Doch dieses Argument hat nur wenig Bestand, trifft es doch inzwischen für fast alle Wirtschaftsbereiche und -branchen zu.
Der wesentliche Grund ist, dass Ärzte in ihrer Ausbildung und auch danach nie gelernt haben zu planen. In der Medizinerausbildung kommt der Aspekt der Unternehmensführung von Arztpraxen viel zu kurz und nach der Niederlassung besteht oft keine Zeit mehr, dieses dringend benötigte Wissen nachzuholen.
Doch der Aufwand würde sich lohnen, haben doch planende Arztpraxen viel weniger Probleme: sie arbeiten ausgeglichen, entspannt und auch wirtschaftlich erfolgreich, da sie klare Ziele vor Augen haben und das Praxisgeschehen mit einfachen Kennziffern und klaren Vorgaben steuern. Diese Vorkehrungen ermöglichen ihnen, sich voll und ganz auf die Patientenversorgung zu konzentrieren, weshalb Patienten gerne in diesen Praxen kommen und ihnen auch langfristig die Treue halten.
Dipl.-Kfm. Klaus-Dieter Thill
Institut für betriebswirtschaftliche Analysen, Beratung und Strategie-Entwicklung (IFABS)
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