Gründe für Mobbing sehen Jugendliche oft in dem Wesen einer Person

New York / Heidelberg, 11. November 2010

Für Teenager in Schweden ist der Grund für Mobbing eher in der Person des Verursachers oder in den persönlichen Wesenszügen des Opfers zu suchen als im sozialen Umfeld. Eine neue Studie von Dr. Robert Thornberg und Sven Knutsen von der Linköping-Universität in Schweden belegt, dass 42 Prozent der Jugendlichen das Opfer für die Mobbing-Situation verantwortlich machen. Die Studie erscheint jetzt online im Springer-Journal Child & Youth Care Forum.

Zum besseren Verständnis der Situation von Beteiligten und Zuschauern befragten Thornberg und Knutsen in ihrer Untersuchung Teenager zu den Ursachen für Mobbing an Schulen – übrigens eine von ganz wenigen Studien zu diesem Thema. Die Autoren wollten herausfinden, ob die jungen Leute die Gründe eher beim Einzelnen suchen als im sozialen Umfeld, ob eigene Mobbing-Erfahrungen eine Rolle spielen und ob bei der Suche nach Verantwortlichen auch das Geschlecht ausschlaggebend ist.

Insgesamt 176 15- und 16-jährige Gymnasiasten nahmen an der Studie teil. Die jungen Leute wurden in einem Fragebogen nach eigenen Mobbing-Erfahrungen (als Zuschauer, Opfer und/oder Verursacher) wie auch nach Gründen für das Mobbing gefragt.

Die Studie ergab, dass 69 Prozent der Teenager den Verursacher selbst für das Mobbing verantwortlich machen. Seine charakterlichen Schwächen, wie etwa Unsicherheit und mangelndes Selbstbewusstsein sowie sein Bedürfnis, Macht, Status und Beliebtheit zu sichern, wurden am häufigsten als Mobbing-Ursachen genannt. 42 Prozent der Befragten machten allerdings auch das Opfer und dessen Abweichen von der Norm – z. B. im Sinne von „anders-“ oder „komisch sein“ – verantwortlich. Die Mädchen suchten die Schuld eher beim Verursacher als beim Opfer.

Nur 21 Prozent der jungen Leute betrachteten die Clique als Auslöser, sieben Prozent die Schulsituation und noch weniger die menschliche Natur oder die Gesellschaft im Allgemeinen.

Die Autoren: „Es wird ganz deutlich, dass Teenager die Ursachen für Mobbing eher im persönlichen Bereich sehen: Verantwortlich ist der Mobber oder das Opfer selbst, nicht die Clique, die Schule oder die Gesellschaft. Für den Kampf gegen Mobbing unter Kindern und Heranwachsenden sind unsere Erkenntnisse von ganz wesentlicher Bedeutung, die Einschätzung der jungen Leute sollte im Fokus unserer Präventionsbemühungen stehen.“

Quelle
Thornberg R & Knutsen MA (2010). Teenager’s explanation of bullying. Child and Youth Care Forum. DOI 10.1007/s10566-010-9129-z

Der vollständige Artikel steht Journalisten auf Anfrage zur Verfügung.
Kontakt: Joan Robinson, Springer, Tel. +49 6221 487-8130, joan.robinson@springer.com

Springer-Verlag GmbH, Heidelberg, Zweigniederlassung der Springer-Verlag GmbH, BerlinTiergartenstrasse 17D-69121 Heidelberg