Augsburg. Parallel zur globalen Wirtschafts- und Finanzkrise mussten auch die Produzenten des Marktes für Faserverbundmaterialien Einbußen hinnehmen. Eine Studie, die der Carbon Composites e.V. (CCeV) zusammen mit der Industrievereinigung Verstärkte Kunststoffe vorgelegt hat, sieht dennoch eine goldene Zukunft für den schwarzen Stoff – besonders in Europa.
Gute Nachrichten für die Faserverbundindustrie: Nach einer Studie des CCeV vom Herbst dieses Jahres soll sich der Fasermarkt im Jahr 2011 erneut auf das Niveau von 2008 einpendeln. Der Verband schätzt auch die Aussichten der CFK- und Komponenten-Hersteller positiv ein. „Für die nächsten Jahre prognostizieren wir ein überdurchschnittliches Wachstum,“ so Alfons Schuster, Projektarchitekt des CCeV und Verfasser der Marktstudie.
Zum größten Teil setzt die Luftfahrtindustrie Faserverbundmaterialien ein. Hier sank die Faserproduktion im Jahr 2009 gegenüber dem Vorjahr um 35 %. Da der CFK-Anteil im Luftfahrtbereich in den nächsten Jahren weiter steigen wird – bis auf 60 % des Strukturgewichts – kann hier bereits 2011 das Niveau von 2008 erreicht werden.
Auch der Sportsektor musste im vergangenen Jahr ein Minus von rund 25 % hinnehmen. Als etabliertes Segment ist hier jedoch eine stabilere Entwicklung zu erkennen. Erfreulich zeigt sich ein moderates Wachstum des CFK-Einsatzes in Sportgeräten vor allem in China.
Mengenmäßig größter Verwender von CFK ist die Industrie. Sie verzeichnete ebenfalls einen Rückgang der Faserproduktion um 25 % von 2008 auf 2009. Hier besteht aber auch das beste Potential für eine breite Marktdurchdringung und damit für ein hohes Wachstum. Stark wachsende Felder wie Windenergie, Automobil-Leichtbau oder Schiffbau beflügeln die Prognosen. Das Wachstum ist allerdings derzeit limitiert, da in vielen Industriezweigen noch Unsicherheit darüber herrscht, was mit CFK erreicht werden kann. „Die Substitutionspotentiale, die gegenüber metallischen Werkstoffen absehbar scheinen, können daher akut noch nicht gehoben werden,“ so Schuster.
Behindert wird das Wachstum der Branche vor allem durch die überwiegend manuelle Fertigung von CFK-Bauteilen. So wirken sich beispielsweise im Automobilbereich fehlende vollautomatische CFK-Produktionsanlagen und die im Verhältnis zu Blech langen Taktzeiten wachstumshemmend aus. Die Prognose des CCeV lautet auch hier: Der Industriesektor wird 2011 so viel CFK verwenden wie 2008.
Bei der Produktion von CFK-Komponenten zeichnet sich ein Wachstum von 7,5 % in 2010 ab – das ist deutlich mehr als das prognostizierte Weltwirtschaftswachstum von rund 4 %. Der CCeV sieht Faserverbundwerkstoffe denn auch auf dem Vormarsch in andere Märkte: Für die größeren und leistungsfähigeren Windkraftwerke sind CFK-Versteifungen ideal. Sie können bis zu 1250 Kilogramm pro Rotorblatt ausmachen.
Intensiv wird auch auf dem Automobilsektor mit dem Werkstoff CFK gerechnet. Antreiber ist hierbei der Einsatz von Elektromotoren, die zusammen mit den Stromspeichern allerdings um ein vielfaches mehr Gewicht ins Fahrzeug bringen. Leichtbau ist daher eine Voraussetzung für die Elektromobilität. BMW und der CFK-Hersteller SGL Group haben hierzu ein Joint Venture gegründet, das mit der Marktreife des „Megacity-Vehicle“ im Jahr 2013 gekrönt werden soll.
So intensiv die Arbeit an weiterem Carbon-Einsatz ist, so positiv ist die Prognose des CCeV für das Marktwachstum: Für 2013 bis 2018 wird von plus 12 % ausgegangen, bis 2015 könnte sich der Marktumsatz von 2009 auf 14 Mrd. Euro erhöhen. Alfons Schuster ist optimistisch: „Wenn die Nachfrage so kräftig anzieht wie prognostiziert, dann werden neue, schnelle und automatisierte Produktionstechniken benötigt, um den Bedarf zu decken.“
Der gesamte Martkbericht ist auf der CCeV-Website (www.carbon-composites.eu) unter „Leistungsspektrum“ abzurufen.
Über CCeV:
Carbon Composites e.V. (CCeV) ist ein Verband von Unternehmen und Forschungseinrichtungen. CCeV vernetzt Forschung und Wirtschaft im Süden des deutschsprachigen Raums (Süddeutschland, Österreich, Schweiz). Sitz des Vereins ist Augsburg.
CCeV versteht sich als Kompetenznetzwerk zur Förderung der Anwendung von Faserverbundtechnologien. Die Aktivitäten von CCeV sind auf die Produktgruppe „Marktfähige Hochleistungs-Faserverbundstrukturen“ ausgerichtet. Der Fokus liegt auf Faserverbundstrukturen mit Kunststoffmatrices, wie sie aus vielen Anwendungen auch einer breiteren Öffentlichkeit bekannt sind, sowie auf Faserverbundstrukturen mit Keramikmatrices mit ihren höheren Temperatur- und Verschleißbeständigkeiten.
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