China bricht Verlagsmonopol auf
Peking (pte/10.04.2009/10:55) – Die chinesische Regierung hat eine Legalisierung Hunderter privater Verlage angekündigt. Mit dem Vorstoß in das Presse- und Publikationswesen soll die Grundlage für eine wirtschaftlich überlebensfähige Branche gelegt werden. Durch den Aufbruch des Staatsmonopols auf Zeitungen, Verlage und Druckereien, die bisher staatseigenen Unternehmen angehörten, soll den Verlegern erstmals nach 50 Jahren der eigenständige Buchdruck wieder erlaubt werden, wie deutsche Medien unter Berufung auf die chinesische Staatszeitung China Daily berichten. Die Reform der Medienlandschaft werde vornehmlich von marktwirtschaftlichen Motiven zugunsten der Privatwirtschaft vorangetrieben. Ob sie gleichzeitig einen Fortschritt für Presse- und Meinungsfreiheit bedeutet, bleibt hingegen umstritten.
„China macht einen ständigen Spagat zwischen einer Wirtschaftspolitik, um gegenüber dem Westen konkurrenzfähig zu werden, und einer kommunistischen Staatsführung. Medien sind aus marktwirtschaftlicher Perspektive natürlich höchst interessant. Damit zeichnet sich zwar auch für die Pressefreiheit eine interessante Entwicklung ab. In große Lobeshymnen für die Reform würde ich aber noch nicht ausbrechen“, meint Rubina Möhring, Präsidentin von Reporter ohne Grenzen Österreich http://www.rog.at , im Gespräch mit pressetext. Vorerst bleibe abzuwarten, wie effektiv und tiefgreifend sich der angekündigte Aufbruch der Medienlandschaft in China tatsächlich äußert. Allerdings zeichne sich in der Volksrepublik eine Öffnung ab. So werde etwa deutlich mehr über Misshandlungen in Gefängnissen berichtet als bislang. „Dahingehend ist die Reform durchaus als positives Zeichen für die Meinungs- und Pressefreiheit zu werten“, sagt Möhring gegenüber pressetext.
Im Zuge der Neuordnung des Verlags- und Publikationswesens soll auch das System der Presseinstitutionen umgewandelt werden, um ein modernes Unternehmenssystem zu etablieren. Ziel der Reform sei, die Häuser durch Investitionen aus der freien Wirtschaft auch international konkurrenzfähig zu machen. Bislang waren Privatverlage nur unter der Bedingung erlaubt, fremdsprachige Bücher zu drucken. Dabei gehen aus den mehr als 300 Unternehmen rund 80 Prozent der Bestseller hervor. Künftig soll es Investoren möglich sein, auch Minderheitsbeteiligungen an staatlich kontrollierten Verlagen zu kaufen, um ihre Produktivität zu steigern. Zudem würden in den kommenden drei bis fünf Jahren sechs bis sieben neue Verlagshäuser gegründet, die mit einem Jahresumsatz von über zehn Mrd. Yuan (rund 1,1 Mrd. Euro) im Wettbewerb stehen sollen. Auf ausländische in China vertretene Verleger nehme die Reform keinen Einfluss. (Ende)
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