Erstausgabe der deutschen Huffington Post: Den Stimmungsmacher als Chance begreifen
Kommunikationsfachleute und Leser können sich freuen
Kaum kündigt sich ein US-Konzept für den deutschen Medienmarkt an, schon bekommen unsere nationalen Verlagsmanager, vereinzelte traditionelle Journalisten und etablierte Blogger Schnappatmung. Die ehemalige Faszination über das amerikanische Experiment wich in dem Moment, als Arianna Huffington ankündigte, in die Besitzstände der hiesigen Medienlandschaft einzudringen. Vom „Anti-Geschäftsmodell für Journalismus“ über Urheber-Debatten bis hin zum „Angebot, das man ablehnen kann“ ziehen sich die Schmähungen. Souveränität sieht anders aus. Der Huffington Post soll die Stimmungsmache recht sein. Bevor die Seite online ging, sorgten Kritiker bereits für Aufmerksamkeit und weckten die Neugierde. Fraglich bleibt nun, ob der Start in Deutschland überhaupt Überraschungen gebracht hat.
Reichweite als Beweis für Relevanz?
In einem Land, in dem die akademische Trennung von E und U in den Kulturdebatten immer noch präsent ist, wirkt der Vorwurf des Boulevard-Ansatzes zunächst schwer. Reichweite oder Quoten stehen scheinbar im Widerspruch zum Qualitätsanspruch. „Die Vorwürfe kommen interessanterweise“, so Alfred Jansen, Geschäftsführer der PR-Agentur Cohn & Wolfe (www.cohnwolfe.de), „von jenen Seiten, die den Missbrauchsskandal an Schulen und kirchlichen Einrichtungen sofort auf die hinteren Seiten ihrer Ausgaben verbannt haben, als eine evangelische Bischöfin angetrunken durch Hannover Auto fuhr.“ Relevanz hat eben auch etwas mit Auflage, sprich Reichweite, zu tun.
Ist Mehrwehrt für den Leser kein journalistisches Thema?
Journalismus ist in erster Linie dem Leser, Zuschauer oder Rezipienten verpflichtet. „Diese Maxime ist heute wahrer, als je zuvor“, urteilt Jansen. Nur tun sich vielerorts die Medien mit den aktuellen Konsequenzen schwer. In einer partizipativen Internet-Medienwelt, in der ein Tweet, ein Video oder ein Facebook-Post schneller als jede Breaking-News-Meldung traditioneller Medien sind, ist das Angebotsmonopol des professionellen Journalismus längst durchbrochen. Kostenlose Beiträge sind bereits Realität und werden als Quellen oder sogenannte Leserreporter gerne zitiert. Mit der Schaffung einer Marktplattform für ausgewählte Quellen auf der inhaltlichen Angebotsseite hört aber offensichtlich der Spaß auf. Die Gefahren von unternehmensfinanzierten Experten und mit PR-kooperierenden Bloggern werden genannt. Meinungsvielfalt und -wettbewerb sind kein Thema. „Engstirnigkeit hat dem Meinungsmarkt“, so Jansen von Cohn & Wolfe, „noch nie gut getan. Im Journalismus sollte die Kunden-, sprich Leserorientierung, wieder im Vordergrund stehen.“ Das sei in der Vergangenheit oft vernachlässigt worden und so hätten nur noch wenige Medien ein klares Profil, das den Menschen Mehrwert verspricht. „Mehrwert in Form von Differenzierung hat im bezahlten Journalismus weiterhin Zukunft. Das kann inhaltlicher Mehrwert – Beispiel Der Spiegel, oder emotionaler Mehrwert – Beispiel PRO7, sein. Man muss den Mehrwert aber auch konsequent leben. Die Bild oder Modezeitungen haben diese „kunden-„orientierte Haltung im Sinne von Relevanz bereits verinnerlicht, und sprechen damit die Bedürfnisse der Menschen viel direkter und vor allem sehr erfolgreich an.
Der Realitätscheck ernüchtert
Die Reaktion der deutschen Medienszene auf die Huffington Post irritiert. In den USA gab es für die Huffington Post andere Voraussetzungen. Vielerorts gibt es Städte, die ohne eigene Tageszeitung auskommen und traditionell ist das Fernsehen die bevorzugte landesweite Informationsquelle. Leserloyalität oder eine nachhaltige Identifikation mit einer Zeitung ist sehr selten vorhanden. Dagegen erscheinen die Medien- und Auflagenvielfalt in Deutschland überwältigend. Der Erfolg oder Misserfolg der deutschen Huffington Post wird von der nachhaltigen Glaubwürdigkeit, dem jeweiligen Profil abhängen. Beliebigkeit und Austauschbarkeit in Form einer Online-Plattform birgt keine Gefahr. Wenn die Huffington Post lediglich eine weiterere Arena für jene öffentlichkeitssuchenden Personen, die man schon aus den TV-Talk-Formaten kennen, darstellt, wird die Reichweitendebatte für Ernüchterung sorgen. „Und die“, so PR-Mann Jansen, „entscheidet über die Markt-„Relevanz“ bei Lesern und Unternehmen. Die Promi-Blogger-Beiträge in der Erstausgabe sind jedoch vielmehr aufgewärmte Archivstatements und kein publizistisches Innovationsstatement. Bleibt zu hoffen, dass Sebastian Matthes daraus mehr als einen diskursiven Digitalkanal der Focus-Printausgabe entwickeln kann.“
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