"Im Jahr der großen Mutter" von Clemens Alsleben Im Jahr der Großen Mutter

Spannender und phantasievoller Zukunftsroman
Der Roman in Tagebuchform ist eine politische Zukunftsparabel, die mit einigem Aufwand an Fantasie ausmalt, wie sich eine Gesellschaft ändert, wenn gewisse moralische, soziale und politische Grundüberzeugungen schleichend an Wert verlieren.

Drei Thesen tragen dieses Buch:
1. Der Werteverfall setzt schleichend ein und wird von den meisten Menschen kaum wahrgenommen. Das Individuum wird zum Objekt, zum Träger des Lebens als eines unspektakulären biochemischen Prozesses, zum Träger der Gene, die manipuliert werden dürfen, zum Träger von Organen, die für Empfänger benötigt werden und für die die Regeln von Angebot und Nachfrage gelten. (Man denke nur an den Göttinger Organhandel.) In letzter Konsequenz sind dann auch Menschenversuche oder die Beseitigung von ganzen Gruppen, die keinen biologischen Wert mehr haben, erlaubt und werden als moralische Katastrophe nicht wahrgenommen.

2. Eine erschöpfte, kinderlose Gesellschaft, die nicht mehr an sich und ihre Werte glaubt, setzt einer politischen Radikalisierung keinen Widerstand mehr entgegen. Eine noch so krude Ideologie wird zur Staatsräson, wobei im vorliegenden Buch in Abwandlung des berühmten Clausewitz Zitats „die Politik zur Fortsetzung der Biologie mit anderen Mitteln“ wird. Bewusst habe ich als Autor in der Abgrenzung zum 20. Jahrhundert auf die Rückkehr des Herrn mit dem schwarzen Schnäuzer verzichtet und eine nicht weniger monströse und skrupellose Diktatorin erschaffen, Alexandra III, die Große Mutter, welche als Ausdruck vollkommener Emanzipation die Gleichberechtigung des Bösen verkörpern soll.

3. Die düstere Zukunftsprognose hat in dem fiktiven Tagebuchschreiber Clemens Alsleben ein leuchtendes Gegengewicht. Er ist eine etwas zwielichtige Gestalt, ehemaliger Gigolo, Journalist, dann Angestellter einer Euthanasiebehörde, zudem bisexuell, der sein Überleben einer früheren Liebschaft mit der Großen Mutter verdankt. Mit unbestechlichem Blick und lakonischem Ton schildert er seine Erlebnisse in der Nähe zu Alexandras Hof, das byzantinische Ritual mit einem pompösen Staatsbesuch von Branislava, der Regierungschefin von Balkanien oder seinen „Urlaubsaufenthalt“ in Alexandras Berghaus, das als Festung von einheimischen Ureinwohnern bedroht wird. Er vertraut seinem Tagebuch sein spartanisches Leben an, umgeben von alten Männern, die langsam wegsterben oder abgeholt werden, und seine letzte, fast platonische Liebesbeziehung. Seine naive humane Grundeinstellung wird von der Regierung missbraucht, als man ihn zum Mittelsmann für die Auslieferung eines ehemaligen Kanzlers der alten Republik macht, und er rächt sich, indem er wenig später einen gefährdeten Jungen auf dem mühsamen Weg in die Freiheit durch ein zerfallendes Land begleitet. Am Schluss dieser Reise scheidet er freiwillig aus dem Leben, weil er seine Heimat verloren hat und in der Fremde nicht mehr weiterexistieren möchte. Sein Tagebuch aber überlebt.

Autor: Clemens Alsleben alias Dr. Uwe Niemann

Taschenbuch, 348 Seiten
ISBN 978-3-942641-03-6
EUR 11,90

Verlag: Edition Blaes

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