3. Resilienzfaktoren (S. 39-40)

Es ist längst klar geworden: Resilienz ist kein statischer Zustand, sondern ein Prozess, der von Dyna- mik und Wechselwirkungen geprägt ist. Stehaufmen- schen haben gelernt, diesen Prozess an entscheiden- den Stellen konstruktiv zu beeinflussen. Sie haben ihre individuellen Bewältigungsstrategien erarbeitet und – um im Bild der Stehauf-Spielzeugfiguren zu sprechen – Sie wissen ihren Schwerpunkt nach unten zu verlagern und kennen ihre Rückholfedern. Sie vertrauen darauf, auch in schwierigen Situationen noch Handlungsmöglichkeiten und Lösungen zu finden.

3.1 Eine stabile Persönlichkeit

„Ich bin eingebettet in etwas Gesamtes. Ich spüre, dass das Ganze einfach so richtig ist. Ich glaube, dass es für mich eigentlich nichts Schlechtes gibt.“
(Personalberater, 39, nach einem folgenreichen Motorradunfall)

Eine stabile Persönlichkeit lässt sich mit dem tiefen Schwerpunkt der Stehauf-Spielzeugfigur vergleichen. Während Unheil und Misserfolge oder allge- mein zerstörerische Kräfte die Figur zum Wackeln und manchmal auch in eine bedenkliche Schräglage bringen, sorgt der tiefe Schwerpunkt für ein neues Einpendeln im Gleichgewicht und bringt Ruhe ins Geschehen. So ist es auch mit Persönlichkeitsmerkmalen und Grundüberzeugungen.

Sie sind keine leicht zu beein- flussenden Faktoren. Viele Menschen kennen das aus eigener Erfahrung – meist dann, wenn sie an sich unerwünschte Persönlichkeitsmerkmale entdecken. Eine Veränderung ist zwar nicht unmöglich, sie er- fordert aber einige Anstrengung und vor allem Zeit und Geduld. Im positiven Sinn bedeutet diese Erfah- rung aber auch, dass Persönlichkeitsfaktoren gerade in krisenbehafteten und stürmischen Zeiten für Festigkeit und Widerstandskraft sorgen können – vor ausgesetzt, es handelt sich um die „richtigen“, die hilfreichen und stabilisierenden Faktoren. Zugegeben: Nicht alle diese Fähigkeiten lassen sich innerhalb kurzer Zeit trainieren.

Unterschiedliche Menschen werden die jeweiligen Fähigkeiten auch immer in unterschiedlichem Ausmaß entwickeln. Manche werden sich dabei der Unterstützung eines Coaches oder gar eines Therapeuten bedienen. Im Ergebnis aber wird es ihnen möglich sein, zum Kreis derer zu gehören, die im Bedarfsfall in ihr inneres Gleichgewicht zurückfinden. Die Erfahrungen von Stehaufmenschen zeigen, dass zu einer stabilen Persönlichkeit sowohl emotionale als auch kognitive Kompetenzen gehören.

Sie bilden ein wesentliches Grundgerüst, um im Dialektikpro- zess das Gleichgewicht nicht vollends zu verlieren und immer wieder eine Balance zwischen den gegen- sätzlichen Polen zu finden. Emotionale Stabilität Emotionen und Gefühle sind ein wesentlicher Bestandteil des menschlichen Lebens. Während mit Gefühlen meist die äußerlich wahrgenommenen und wahrnehmbaren Regungen gemeint sind, beziehen Emotionen auch tiefer liegende seelische Empfindungen mit ein.