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E-Book

Achtsamkeit

Der Weg zur eigenen Wertschätzung

AutorJutta Vogt-Tegen
VerlagHelmut Lingen Verlag
Erscheinungsjahr2018
Seitenanzahl160 Seiten
ISBN9783943390933
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis7,99 EUR
Stress abbauen, auf die eigenen Bedürfnisse achten und sich dem Augenblick öffnen - der Weg der Achtsamkeit führt durch Meditation und bewusste Wahrnehmung zur eigenen Wertschätzung. Die körperliche wie geistige Gesundheit wird maßgeblich von unseren Gedanken bestimmt. Werden Sie sich Ihrer Handlungen und Ihrer Umgebung gewahr. Ein neuer Blickwinkel öffnet Herz und Verstand! Ausgehend von den Methoden der Mindfulness-Based Stress Reduction (MBSR) von Jon Kabat-Zinn bietet Jutta Vogt-Tegen eine verständliche Einführung in die Achtsamkeitslehre. Der Bezug zu individuellen Lebenssituationen und praktische Übungshinweise ebnen den Weg zu einem achtsameren Leben - Tag für Tag.

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Leseprobe

Glück ist auch nur ein Gedanke


Wie uns unsere Gedanken prägen

Gedankenwäsche


Tausende von Gedanken schwirren uns täglich durch den Kopf, selbst im Schlaf gönnt unser Gehirn uns keine Ruhe. Bedenkt man, dass unser Gehirn angeblich nur 2% unseres Körpergewichts ausmacht, dann kann man schon sagen, dass unser Gehirn dafür beachtlich viel einfordert. Es soll angeblich 25% unseres aufgenommenen Sauerstoffs verbrauchen. Kein Wunder, denn die Zahl der Gedanken, die an einem Tag durch unseren Kopf kreisen, wird mehr oder weniger auf 60.000 geschätzt. Diese Zahl ist nicht so überraschend, bedenkt man, wie selten es uns gelingt, nichts zu denken.

Selbst im Bett sind wir im Kopf noch aktiv, überlegen dies und das und ersehnen uns dabei oft nur eines, nämlich Ruhe und Stille, einfach abschalten beziehungsweise den Apparat da oben ausschalten zu können.

In seinem Buch „Wie wir entscheiden“ beschreibt der Neurowissenschaftler Jonah Lehrer anhand vieler Beispiele, wie wir immer wieder der Gefahr des Zu-viel-Denkens ausgeliefert sind. Eines davon handelt von einem intelligenten Tausendfüßler, der auf einer Tischkante hockt und auf den Tisch gegenüber schaut, denn dort liegen leckere Zuckerkörnchen. Nun beginnt er zu überlegen, ob er das rechte oder linke Tischbein herunterkrabbeln und welches der beiden Tischbeine er auf der anderen Seite hinaufkrabbeln soll. Danach fragt er sich, mit welchem Bein er den Weg beginnen soll und welche Beine in welcher Reihenfolge nachfolgen. Da er intelligent ist, rechnet er einige Varianten durch, entscheidet sich für die beste, und als er endlich startet, verheddert er sich, kommt nicht vom Fleck und verhungert.

Fazit: Wenn wir zu viel denken, schnüren wir unseren Kopf von der Weisheit der Gefühle ab. Freunden würden wir in solchen Situationen ganz simpel raten: Mach einfach. Für uns selbst fällt uns solch eine Ermunterung nur nicht ein. Oder sagen wir mal so, wir erlauben sie uns selten, denn schließlich sind wir ja intelligent. Und unsere Intelligenz fordert das Abwägen sämtlicher Risiken, sie will nicht von achtlosen Zufälligkeiten bloßgestellt werden. Also beginnen wir erst einmal zu denken. Denken bedeutet aber immer, bereits Bekanntes neu zu kombinieren, es ist niemals ursprünglich. Es setzt bereits gemachte Erfahrungen lediglich neu zusammen. Wahre Intelligenz keimt jedoch aus dem Vertrauen zu sich selbst und aus dem Potenzial, das bei jedem von uns im Herzen schlummert. Erst dann wird Intelligenz lebendig und wegführend. Intelligenz erfordert auch Mut, denn natürlich machen wir dann auch Fehler. Aber ohne Fehler wären wir nicht da, wo wir heute sind. Leben ist Entwicklung, und ohne Fehler kann es keine Entwicklung geben. Fehler bedeuten Lebendigkeit und gehören zum Leben und zur persönlichen Entwicklung dazu. Nicht umsonst heißt es ja auch, dass Fehler klug machen, wir lernen aus ihnen. Der indische Philosoph Osho rät in einem seiner Vorträge zum Thema Mut: „Begehe so viele Fehler wie möglich und achte dabei nur auf eins: dass du nicht den gleichen Fehler zweimal machst. Dann wirst du wachsen.“ Wir müssen lernen, Fehler liebevoll zu akzeptieren und sie wie Hinweisschilder zu lesen, um weiterzugehen. Weiter auf dem Weg nach oben, denn der Weg der Achtsamkeit ist wie das Erklimmen eines Berges. Je höher wir kommen, desto breiter gefächert ist unsere Sicht auf die Dinge. Mit jedem Schritt sehen wir mehr und erweitern unsere Wahrnehmung und unsere Sicht der Dinge.

Leider versperrt uns unser kluger Gedankenapparat nicht nur den Weg zu einer breit gefächerten Sicht der Dinge, sondern auch zu unserer Herzensintelligenz. Dabei schrieb schon Antoine de Saint-Exupéry in seinem wunderschönen Buch „Der kleine Prinz“: „Es ist ganz einfach. Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.“

Zudem füttert uns unser Gehirn zusätzlich mit viel zu vielen Gedanken, die uns schaden, statt zu nützen. Gedanken, die uns herunterziehen, statt uns zu heben.

Erschreckend die allgemeine Annahme, dass lediglich 3% unserer täglichen Gedanken etwas Gutes bewirken, indem sie uns oder andere aufbauen. Circa ein Viertel unserer Gedanken sind destruktiv und tun uns gar nicht gut. Seien es nur Gedanken, die uns sozusagen unter Strom halten, was wir noch alles erledigen und was wir noch erreichen müssen, wo wir noch nicht genügen, so, wie wir sind, oder was wir alles hätten anders machen müssen. Und fast drei Viertel unserer Geistesblitze sind komplett unbedeutend und flüchtig.

Zum Beispiel steht an der Theatergarderobe eine Frau in einem Nerzmantel neben Ihnen, die feinen Härchen des Pelzes berühren leicht Ihren Arm. Schon wandern Sie in Gedanken in den Skiurlaub des letzten Jahres: Da hätten Sie sich beinahe auch einen Pelz gekauft, in dieser kleinen Boutique am Ende der Fußgängerzone. Aber man trägt ja kein echtes Fell mehr. Trotzdem war er schön, hatte genau so einen rötlich-brauen Farbton wie der Pelzmantel, den Ihre Großmutter früher immer getragen hatte. Als Kind haben sie den geliebt, er roch so schön nach ihrem Parfüm … In Bruchteilen von Sekunden beamt Ihr Geist Sie in eine andere Zeit und an einen anderen Ort. Mit der gegenwärtigen Realität hat das nichts mehr zu tun. Ein simpler Impuls reicht vollkommen, um Sie aus dem Augenblick heraus in ein komplett anderes Szenario hinein zu verfrachten. Dieser enormen Macht unseres Geistes sind wir uns meistens gar nicht bewusst. Unser Geist ist überall, nur selten fasst er tatsächlich das ins Auge, was gerade ist. Wenn nun aber lediglich 3% unseres Gedankensalates etwas Positives ins Auge fassen, fragt man sich doch, warum denken wir dann nicht einfach etwas anderes?

Gedankenarbeit ist anstrengend, da geht kein Weg dran vorbei. Denn unsere Gedanken poppen auf wie Spam-Mails und man benötigt eine bewusste Wahrnehmung, um im rechten Moment die Delete-Taste zu drücken. Denn leider haben wir keinen automatischen Spam-Filter für die Gedanken, die uns schaden.

Menschen dagegen, die ihre Gedanken bewusst pflegen, nehmen wir meist als äußerst angenehm, sogar als inspirierend wahr. Meist wirken sie ausgeglichener, positiver und zielstrebiger in dem, was sie tun. Jemandem, der sich den ganzen Tag nicht die Hände wäscht, dem würden wir am Abend nur ungern die Hand schütteln. Dagegen unterhalten wir uns nach Feierabend ganz selbstverständlich mit jemandem, der seine tägliche Gedankenhygiene komplett außer Acht gelassen hat. Das scheint uns nicht zu stören.

Und da unsere Gedanken im Sekundentakt nonstop in unserem Geist auftauchen und umherschwirren, akzeptieren wir das einwandlos. Schließlich stellen sich uns tagtäglich genügend Anforderungen, bei denen wir wirklich gefragt sind, selber zu denken, sei es im Beruf, bei der Fürsorge für die Kinder, in der Beziehung oder der Gestaltung von Freizeit und Freundeskreis. Das erfordert bereits genug Gedankenarbeit. Dabei sind es gerade die anderen, sozusagen unterschwelligen Gedanken, die im Grunde das Gros der geistigen Aktivität ausmachen. Nur schenken wir ihnen insofern wenig Beachtung, dass wir sie als gegeben annehmen. Sie tauchen auf und wir nehmen sie gar nicht richtig wahr. Wir akzeptieren sie einfach als zu uns gehörig. Dabei lohnt es sich, gerade hier anzusetzen.

Wenn jemand zum Beispiel immer mit dem unterschwelligen Gedanken gefüttert wird, die tägliche Arbeit sei ein notwendiges Übel, muss er sich tatsächlich jeden Tag neu viele Gedanken darum machen, wie er dieses Soll erbringen kann. Kräftezehrend, zumal seine Leistungsfähigkeit aus einem negativen Antrieb resultiert. Wer aus Freude und Begeisterung an etwas arbeitet, für den ist das Erbringen der gleichen Leistung natürlich wesentlich weniger anstrengend. Der andere jedoch wird durch diese ermüdende Haltung täglich in seinen Gedanken über die Härte des Lebens nur noch bestärkt. Da beißt sich also die Katze in den Schwanz, ganz salopp gesagt.

Und schon im Kleinen, wer kennt das nicht, diese innere Stimme, die täglich etwas zu nörgeln hat: Du solltest mehr Sport treiben, du siehst mal wieder müde aus, die anderen sind besser gekleidet als du, du kümmerst dich zu wenig um deine Kinder, deine Eltern solltest du auch mal wieder besuchen, die Lohnsteuerabrechnung ist längst überfällig, der nächste Urlaub muss geplant werden, warum warst du am Sonntag nur so faul, du musst dich besser organisieren und so weiter und so fort. Unzählige kleine böse Zungen, die uns Gedanken einflößen, die uns daran hindern, den Jetztzustand tatsächlich zu erkennen und wirklich präsent zu sein. Die es verhindern, das zu sehen, was in dem Moment ist, was unser Körper braucht und wonach unsere Seele ruft. Und die keinen Raum für neue Gedanken lassen. Von Viktor Frankl, österreichischer Professor der Neurologie und Psychiatrie, stammt der Satz: „Ich muss mir nicht alles von mir gefallen lassen.“ Also Schluss damit, sich mit den eigenen Gedanken klein zu halten und ständig imaginäre Defizite...

Blick ins Buch

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