Tanzstunden von Gott
Als ich einem Freund vom Thema dieses Buches erzählte – davon, was passiert, wenn das kleine Selbst auf den Rücksitz rutscht und dem großen Selbst das Lenkrad überlässt –, da neckte er mich: »Also gibt es in deiner Geschichte ein paar spannende Autorennen und Überschläge?« Ich lachte: »Wenn das große Selbst am Steuer sitzt, wird das Leben zur dramafreien Zone.« Sobald du eintauchst in dein wahres Sein und anfängst, als dein großes Selbst zu leben, erlebst du statt der üblichen Dramen freudvolle Abenteuer, die du bewusst erschaffst.
Mein Leben war nicht immer frei von Dramen.
Mein Wunsch, das zu tun, was ich jetzt tue, wurde geboren, als ich zum ersten Mal einen erleuchteten Meister erblickte, meinen ersten Lehrer. Das war 1985. »Mach dir nichts vor«, sagte ich mir, »so wie er kannst du nie werden.« Mein geheimer Traum – zu unglaublich, um ihn jemandem zu erzählen – bestand darin, ein Buch zu schreiben, welches das Leben der Menschen verändern könnte, auch wenn ich selbst abwesend war. Die Jahre vergingen, und ich vergaß meinen »törichten« Wunsch. Hätte mir damals jemand gesagt – mitten im Getümmel meines Lebens auf der Achterbahn mit all den unvorhersehbaren emotionalen Wechselbädern –, dass ich neunzehn Jahre später tatsächlich dieses Buch schreiben würde, hätte ich es für hoffnungslos unerreichbar gehalten, ein anderes Universum!
Die besten Dinge in meinem Leben kamen immer auf natürliche Weise zu mir, auch damals schon. Unser großes, unbegrenztes Selbst weiß, was wir wollen, besser als wir selbst, und es weiß auch, in welcher Form es am besten zu liefern ist. Aber erst, als ich schon über fünfzig war und Divine Openings in mein Leben trat, konnte ich so komplett loslassen, dass ich meinem großen Selbst das Steuer überließ. Heute brauche ich mir keine Ziele zu setzen, und alles bewegt sich noch schneller, und ich bin glücklicher als je zuvor.
Der Terroranschlag vom 11. September 2001 ereignete sich in der Zeit meiner großen Midlife-Hormonkrise, und über Nacht löste sich auch meine lukrative Karriere als Managementtrainerin und -beraterin in Luft auf, mitsamt meiner ganzen Motivation. Auch meine spirituelle Lehr- und Beratungstätigkeit gab ich damals auf. Ich ließ Gott wissen, dass es mich todkrank mache, mich ständig bloß mit Worten und deren Begrenzungen abzugeben. Bald darauf wurde ich geführt, als Künstlerin zwei Jahre lang in der kreativen Stille herumzuspielen und meine Seele wieder gesunden zu lassen. Ich sagte mir: »Nun bin ich Mittelalter und ausgebrannt. Das kann ich nicht wieder aufbauen.« Doch selbst in der kahlen Winterkälte sind stets unsichtbare, unterirdische Kräfte am Werk, die sammeln, zusammentragen, aufbauen. Seit geraumer Zeit hatte ich eine Vorahnung, dass etwas Großes sich ankündigte – das ich aber, wie früher gewohnt, weder planen noch vorhersehen konnte. Was dann kam, überstieg jedoch meine kühnsten Vorstellungen.
Wie ich lernte, mit dem zu sein, was ist
Im März 2006 saß ich in einem Flugzeug nach Indien, auf mysteriöse Weise gedrängt, dort einundzwanzig Tage im Schweigen zu verbringen. In diesen einundzwanzig Tagen tauchte ich tief nach innen ein, direkt bis zur göttlichen Präsenz, indem ich mein eigenes, innerlich geführtes Retreat abhielt, statt dem offiziellen »Programm« zu folgen, das hier angeboten wurde. Ehrlich gesagt war Indien nie auf meiner Reisewunschliste gewesen. Ich habe keine östliche Religion studiert und war an Indien überhaupt nicht interessiert, bis ich einen Ruf von innen erhielt, dorthin zu fahren. Ich habe keinen Wunsch, dorthin zurückzukehren. Ich weiß, dass ich viele frühere Leben dort verbracht habe, aber da ich unerschütterlich in der Gegenwart zentriert bin, habe ich kein Interesse daran.
Während der einundzwanzig Tage in Einsamkeit und Stille, nur in Kommunion mit dem Göttlichen im Innern, erblühte in mir die tiefgehende Fähigkeit, Menschen zur Gnade zu öffnen. Diese drei Wochen waren so exquisit, dass ich von den harten Betonböden, auf denen ich saß, den winzigen Armeebetten im Schlafsaal und dem schrecklichen Essen kaum Notiz nahm. Es waren noch andere Leute da, aber ich lernte keinen von ihnen näher kennen. Mein Fokus war hundertprozentig nach innen gerichtet; ich war nicht gekommen, um Kontakte zu knüpfen. Ich war hier, um nach innen zu gehen und meine Abhängigkeit vom Außen zu beenden. Während nur wenige andere sich an die absolute Stille hielten, tat ich es – und ließ nur gerade so viel Augenkontakt zu, dass ich in den Gängen zum Schlafraum mit niemandem zusammenstieß. Die absolute Stille erwies sich für mich als zutiefst und dauerhaft transformierend.
Ich tat es damals für mich selbst, ohne zu erkennen, dass es mir meinen geheimen Traum erfüllen würde, das Leben anderer mit Leichtigkeit zu transformieren. Mein brennender Wunsch war es, ohne Ablenkung nach innen zu gehen und ausschließlich mit der göttlichen Präsenz zu kommunizieren. Ich nahm diese Gelegenheit vollständig wahr, und es veränderte mein Leben. In dieser beschützten, abgeschiedenen Umgebung gab es nichts anderes zu tun und nichts zu erledigen. Ich entschied mich dafür, nicht per Telefon oder E-Mail mit Daheim zu kommunizieren, außer zwei Mal, als ich eine kurze Mail schickte, um Bescheid zu geben, dass ich lebte und es mir gut ging.
Was für eine tiefe Ruhepause! Vielleicht die einmalige Chance im Leben, drei Wochen nichts anderes zu tun, als in Kommunion mit dem Göttlichen zu sein. Es war himmlisch! Ich kam daraus tiefer entspannt hervor, als ich es in meinem ganzen Leben je erlebt hatte. Und so ist es auch geblieben, obwohl ich heute einen viel intensiveren Terminplan zu erfüllen habe, seit Divine Openings so erfolgreich geworden ist und so viele verschiedene Projekte, Veranstaltungen, Kurse, Musikaufnahmen, Bilder usw. hervorgebracht werden.
Die chronische Anspannung und Nervosität, die ich mein Leben lang mit mir herumgetragen hatte, verschwanden für immer. Wenn ich in Stress zu geraten beginne, bemerke ich es gleich und atme hinein, um damit weich zu werden, und es geht schnell weg, weil mein Körper wach und lebendig ist, erfüllt vom göttlichen Bewusstsein. Mit ein bisschen Achtsamkeit oder einem kleinen Stupser durch körperliche Übungen und Bewegungen korrigiert sich der Körper von selbst. Energiearbeit von anderen wird unnötig, weil man lernt, die eigene Energie in der Balance zu halten.
In jenen einundzwanzig Tagen liefen alle möglichen Emotionen in Wellen durch meinen Körper. Zuerst Panik, als ich meinen Reisepass abgeben musste, um in der nächsten Stadt eine Fotokopie davon machen zu lassen. Ich befürchtete, meinen Pass nie wiederzusehen. Vor lauter Angst konnte ich in der ersten Nacht kein Auge zumachen, in der Gewissheit, in Indien gestrandet zu sein, falls der Pass verloren ging. Ich ahnte jedoch, dass dieses Drama im Grunde nur jahrzehntealte Ängste aktiviert hatte. Tatsächlich war es eine Einladung, dieser Angst auf den Grund zu gehen und sie vollständig zu fühlen, ohne sie beheben oder zum Verschwinden bringen zu wollen – und auf diese Weise die Energie wiederzugewinnen und ihre Schwingung anzuheben.
Am zweiten Tag war die Angst erträglicher geworden, und am dritten Tag war sie kein Thema mehr. Ich musste tatsächlich lachen, als man mir am vierten Tag meinen Pass zurückgab, viel später, als man es mir zugesagt hatte.
Die Gefühle kamen in Wellen und durchströmten mich meist ohne irgendeinen Anlass. Grundlose Freude, grundlose Wut, Traurigkeit ohne Inhalt. Tränen kamen, und genauso plötzlich gingen sie wieder. Vieles von dem, was wir fühlen, ist noch nicht einmal unser Eigenes – oft ist es die Angst oder die Traurigkeit der Menschheit. Wir nehmen sie aus dem alten Denken auf, einem kollektiven Pool von starken, machtvollen Gedankenformen. Auf jeden Gedanken, der jemals gedacht wurde, kann immer noch Zugriff genommen werden. Wir schnappen die Schwingungen des alten Denkens auf, ziehen dann noch mehr von diesen Schwingungen an, und so geht es immer weiter, viele Generationen zurück. Im Verlauf dieses Buches wirst du diese Schwingungen des alten Denkens erkennen und anheben lernen.
Vieles von dem, was uns antreibt, beruht auf einer uralten, fehlerhaften Software, die uns vererbt wurde. Divine Openings liefern dir ein Update.
Wogen der Angst wegen einer früheren Beziehung brachen über mir zusammen, als ich an einem anderen Tag in einem Meer von Furcht, Traurigkeit und Kummer auf und ab geschaukelt wurde. Bei mir zu Hause hatte ich an einem so geborgenen, glücklichen Ort gelebt und gewusst, wie wichtig es war, sich gut zu fühlen. Offensichtlich gab es da blinde Flecken, die mir überhaupt nicht bewusst gewesen waren, und jetzt starrten sie mir direkt ins Gesicht! Vorher hatte ich sie noch nicht einmal erkennen, geschweige denn verändern können, und nun kamen sie tosend an die Oberfläche.
Manchmal war ich ganz verloren in inneren Fragen und Zweifeln, die mein Verstand wie verrückt herumwirbelte: »Was tue ich hier? Ich fühle mich ja viel schlechter als vorher!« Doch sobald es mir wieder einfiel, dass ich die Gefühle einfach nur zulassen und spüren musste, kam es vor, dass sich Ängste, die ich in all meinen Jahren auf dem spirituellen und persönlichen Entwicklungsweg nicht überwinden konnte, plötzlich auflösten und meine Schwingung auf eine Ebene von Frieden anhoben, mit Augenblicken von Glückseligkeit. So entdeckte ich, dass sich jedes Gefühl, das vollständig erlebt...