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E-Book

Alvaro del Portillo

An der Seite eines Heiligen

AutorSalvador Bernal
VerlagAdamas Verlag
Erscheinungsjahr2014
Seitenanzahl308 Seiten
ISBN9783937626949
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis11,99 EUR
Alvaro del Portillo, der als junger Student 1935 seine Berufung zum Opus Dei entdeckt, erweist sich schon bald als Stütze Josemaría Escrivás in den Anfängen des Opus Dei und wird nach und nach seine rechte Hand. Er bleibt es bis zum Tode des Gründers 1975. Ohne zu zögern verzichtet del Portillo auf eine glänzende berufliche Karriere, die ihm Begabung wie Ausbildung ermöglicht hätten. Nach Temperament, Naturell und Talenten sehr verschieden, ergänzen sich beide gleichwohl effizient und harmonisch. Gewählt an die Spitze des Opus Dei als erster Nachfolger Escrivás leitet Alvaro del Portillo das Werk bis zu seinem Tode 1994. In ihrer frühen Begegnung nur einen glücklichen Zufall zu sehen, wäre wohl zu kurz gegriffen. Salvador Bernals Lebensbild del Portillos, der 1992 von Johannes Paul II. zum Bischof geweiht wird, deckt die tieferen Gründe dafür auf, dass Don Alvaro an der Seite und als Nachfolger des 2002 heilig gesprochenen Gründers des Opus Dei ein Stück Kirchengeschichte mitschrieb.

Salvador Bernal, 1941 in Segovia geboren, promovierte in Rechtswissenschaft an der Universität Barcelona und absolvierte die Journalistenschule in Madrid. Bernal war Dozent an der Universität Saragossa, arbeitete viele Jahre als Journalist und leitete die Presseagentur 'Aceprensa' en Madrid. In Deutschland wurde er bekannt durch sein Buch 'Msgr. Josemaría Escrivá de Balaguer, Aufzeichnungen über den Gründer des Opus Dei' (Adamas Verlag).

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Leseprobe

1


Ein unverhoffter Ruf


Am 6. Juli war ich mit Don Alvaro zusammen; er war gerade aus Rom gekommen und wollte eine Zeit lang in Spanien bleiben. Am nächsten Tag sollte sich seine Admission ins Opus Dei zum 58. Mal jähren. Als wir darüber sprachen, sagte er – und es klang, als hätte er lange darüber nachgedacht:

»So viele Jahre! Ich werde Gott darüber Rechenschaft ablegen müssen! Wie sehr brauche ich eure Hilfe!«

Am darauf folgenden Vormittag nach der Messe dachten wir wieder an jenen 7. Juli 1935 zurück, als er im Studentenwohnheim Ferraz (Madrid) an einem Einkehrtag teilgenommen hatte, der von Josemaría Escrivá gehalten wurde. Don Alvaro wusste nicht mehr, um wie viel Uhr genau er um die Admission ins Opus Dei gebeten hatte, aber er wusste noch, dass es nach der zweiten Betrachtung am Vormittag gewesen war (damals war es üblich, dass der Gründer an den monatlichen Einkehrtagen vormittags drei und nachmittags zwei Betrachtungen hielt). Damit, bemerkte Don Alvaro schmunzelnd, hätte er sich noch vor seiner eventuellen Aufnahme ins Werk einen Schnitzer geleistet, denn der heilige Josemaría hatte gesagt, dass sie bis zum Nachmittag warten sollten … Doch »er hielt eine Betrachtung über die Liebe zu Gott und die Liebe zur Muttergottes, und ich war fix und fertig«.

Ähnlich lakonisch pflegte er sich über jene neue Unruhe zu äußern, mit der der Heilige Geist sein Herz erfüllte und – so fügte er hinzu – ihn dazu brachte, sein eigentliches Leben zu beginnen. Einmal erwähnte er, dass weder im Juli 1935 noch in den Monaten davor irgend etwas darauf hingewiesen hätte, dass der Herr im Begriff war, ihn zum Opus Dei zu berufen. Er war zwar in einem christlichen Umfeld aufgewachsen – er kommunizierte praktisch täglich und betete jeden Tag den Rosenkranz –, war aber kein Mann, der frommen Vereinen oder kirchlichen Organisationen zugeneigt hätte. Er selbst nannte diesen Prozess »die Geschichte des vertrauensvollen und beharrlichen Betens unseres Gründers, der seit etwa vier Jahren – ohne mich überhaupt zu kennen, nur weil eine meiner Tanten ihm von mir erzählt hatte – darum betete, dass der Herr mir diese so große Gnade zuteil werden ließ: nach dem Glauben das größte Geschenk, das Gott mir hatte machen können.«

Besagte Tante – die außerdem seine Patentante war – hieß Carmen del Portillo. Gemeinsam mit ihrer Schwester Pilar lebte sie in demselben Haus in der Calle del Conde de Aranda in Madrid, wo auch Alvaros Familie zuhause war. Die beiden tiefgläubigen unverheirateten Frauen besaßen eine eigene Hauskapelle mit schönen Statuen vom heiligen Josef und der Unbefleckten Empfängnis. Sie engagierten sich in verschiedenen Werken der Nächstenliebe und beteiligten sich vor allem an den Initiativen des Patronato de Enfermos, eines Krankenwohlfahrtsverbands der Damas Apostólicas. Sie standen in engem Kontakt zu dem 1985 seliggesprochenen Jesuitenpater José María Rubio, der der Stiftung von Luz Rodríguez Casanova nahestand. Schon bald lernten sie auch Josemaría Escrivá, den Hausgeistlichen des Patronato de Enfermos, kennen und erzählten ihm von ihrem Neffen. Von diesem Tag an betete er für ihn.

Alvaro lernte den Gründer des Opus Dei nicht durch seine Tanten, sondern durch Manuel Pérez Sánchez kennen, der gemeinsam mit ihm die Schule für Bauingenieure in Madrid besuchte. Manolo, der ein paar Semester weiter war, hatte es Alvaro ermöglicht, sich an den karitativen Tätigkeiten zu beteiligen, die die angehenden Bauingenieure und die Architekturstudenten bei den Vinzenzkonferenzen übernahmen.

Als Alvaro sich für diese apostolische Initiative interessierte, erläuterte Manolo ihm das allgemeine Konzept und erzählte ihm, dass es in der Pfarrei San Ramón (Puente de Vallecas) in einem Gebäude, das »La Acacia« hieß, eine Konferenz gebe, der einige ältere Personen und fünf oder sechs Studenten angehörten. Um neuen Schwung in die Arbeit zu bringen, hatte man eine weitere Konferenz geschaffen, die nur aus Jugendlichen bestand. Guillermo Gesta de Piquer, der dieser Gruppe angehörte, berichtet, dass die Pfarrei San Ramón praktisch in einem Elendsviertel lag, dessen Hütten aus Wellblech und Pappe bestanden. Die Vinzenzkonferenz half auf vielfältige Weise: mit Geldspenden, Essensgutscheinen, die in Geschäften eingelöst werden konnten, Medikamenten und medizinischer Versorgung.

Nach seinem Gespräch mit Manolo begann Alvaro an den Versammlungen teilzunehmen, die samstagnachmittags in der Zentrale der Konferenzen in der Calle de la Verónica stattfanden. Nach einer Zeit der geistlichen Lesung wurde über erzielte Erfolge und über Notstände berichtet, die man bei den Besuchen der vorangegangenen Woche festgestellt hatte; anschließend sprach man detailliert über die erforderlichen Maßnahmen bei der Betreuung der Personen oder Familien, die in den folgenden Tagen besucht werden sollten. Sie gingen immer zu zweit. Alvaro und Manolo gingen häufig gemeinsam, weil sie sich an der Ingenieurschule sehr leicht verabreden konnten:

»Vom ersten Augenblick an«, erinnert sich Manuel Pérez Sánchez, »konnte ich feststellen, mit welcher Hingabe Alvaro sich diesen Aufgaben widmete. Besonders auffällig waren sein Mitleid und seine Liebe zu den Kindern.«

Zu dieser Gruppe gehörten Angel Vegas, Alfredo Piquer, Guillermo Gesta de Piquer und sein Bruder, der selige Jesús Gesta de Piquer, der 1936 für seinen Glauben gestorben war; des Weiteren – die Angaben stammen von Angel Vegas Pérez – Carlos Valdés Ruiz, César Granda, Florencio Caballero, José María und Alfonso Chico de Guzmán, Marquis von Campillo, und sein Cousin Rafael Moreno. Sie waren Studenten unterschiedlicher Fachrichtungen und taten ihre Arbeit in den Außenbezirken von Madrid bei Menschen, die unter unwürdigen Bedingungen leben mussten, und in einem nicht selten kirchenfeindlichen Klima.

Angel Vegas Pérez, ehemaliger Professor an der Fakultät für Politik- und Wirtschaftswissenschaften der Universidad Central (Madrid), denkt noch gerne an jene Gruppe und ihren spirituellen und menschlichen Tatendrang zurück. Und er erinnert sich, wie überrascht er von Alvaro del Portillo war:

»Er besaß große menschliche und intellektuelle Autorität. Er war bei jener Arbeit mit den Bedürftigen wirklich vorbildlich. Ich sage, dass er mich überraschte, weil er einer der brillantesten Schüler unserer Schule und gleichzeitig ein sehr umgänglicher und einfacher Mensch war; sehr intelligent, fröhlich, gebildet, sympathisch, liebenswert und vor allem – und genau das erregte meine Aufmerksamkeit – zutiefst demütig, von einer außergewöhnlichen Demut, die Spuren hinterließ (…), Spuren der Herzlichkeit, der Güte, der Gottesliebe.«

Die äußeren Umstände waren damals nicht gerade erbaulich, wie mir Mercedes Santamaría berichtete, die viele Jahre im Haushalt der Del Portillos in Madrid angestellt war. Ich lernte sie in ihrem Zuhause in La Granja de San Ildefonso (Segovia) kennen; ihr Haar war schlohweiß und ihr Auftreten würdig. Sie war die Mutter von Carmen Fernández; Carmen wiederum war eine Schülerin meiner Mutter gewesen, die in La Granja Lehrerin war, und hatte bis zu ihrer Hochzeit im Haus meiner Eltern in Madrid gearbeitet. Als Señora Mercedes Jahre später erfuhr, dass ich Mitglied des Opus Dei war, sprach sie voller Zuneigung mit mir über Don Alvaro, »der jetzt in Rom beim Papst arbeitet«, wie sie immer wieder sagte, wobei sie mir stolz ein Foto zeigte, auf dem er und Josemaría Escrivá gemeinsam mit Johannes XXIII. zu sehen waren.

Mercedes hatte die dreißiger Jahre bei der Familie von Don Alvaro noch sehr genau im Gedächtnis. Besonders gut erinnerte sie sich daran, wie er eines Sonntags mit einer klaffenden Kopfverletzung und blutigem Jackett nach Hause kam. Der Zwischenfall ereignete sich – das belegen unterschiedliche Quellen – am 4. Februar 1934. Seine Eltern waren ausgegangen, und um die kleineren Geschwister nicht zu beunruhigen, sagte er nur, er sei gestürzt. Ihr schien das einleuchtend, denn an diesem Tag hatte es in Madrid geschneit. Als sie jedoch sah, wie tief die Wunde war, begleitete sie ihn zu einer Erste-Hilfe-Station in der Calle de Claudio Coello.

Die medizinische Behandlung war schlimmer als die Krankheit selbst – dieser Verdacht kam Mercedes, als der Sanitäter ohne weitere Vorsichtsmaßnahmen ein Röhrchen, das er offen in seiner Tasche getragen hatte, in die Wunde einführte. Sie entzündete sich, und Alvaro hatte eine Zeitlang hohes Fieber. Er musste täglich von einem Arzt versorgt werden, und obwohl dies zweifellos schmerzhaft war, beklagte Alvaro sich nie.

Auch danach äußerte er sich nicht zu dem Vorfall, bis die Familie schließlich erfuhr, dass man ihn und einige seiner Freunde angegriffen hatte, als er zur Katechese in der Pfarrei San Ramón gegangen...

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