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E-Book

Am Arsch vorbei geht auch ein Weg

Wie sich dein Leben verbessert, wenn du dich endlich locker machst

AutorAlexandra Reinwarth
Verlagmvg Verlag
Erscheinungsjahr2016
Seitenanzahl200 Seiten
ISBN9783864159275
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis12,99 EUR
Es gibt Momente im Leben, in denen einem klar wird, dass man etwas ändern muss. Der Moment, als Alexandra Reinwarth ihre nervige Freundin Kathrin mit einem herzlichen 'Fick Dich' zum Teufel schickte, war so einer. Das Leben war schöner ohne sie - und wie viel schöner könnte es erst sein, wenn man generell damit aufhörte, Dinge zu tun, die man nicht will, mit Leuten die man nicht mag, um zu bekommen, was man nicht braucht! Wer noch der Meinung ist, das Leben könnte etwas mehr Freiheit, Muße, Eigenbestimmung und Schokolade vertragen und dafür weniger Kathrins, WhatsApp-Gruppen und Weihnachtsfeiern, der ist hier goldrichtig. Lassen Sie sich von Alexandra Reinwarth inspirieren, wie man sich Leute, Dinge und Umstände am Arsch vorbei gehen lässt, aber trotzdem nicht zum Arschloch mutiert. Und lernen Sie von ihr, wie kleine Entscheidungen einen großen Effekt auf die Lebensqualität haben können. Ganz einfach.

Alexandra Reinwarth ist Autorin und hat schon diverse Bestseller geschrieben, u.a. Das Glücksprojekt. Seit sie Mutter ist, ist es ihr mehr als deutlich geworden, wie wichtig es ist, im Leben Prioritäten zu setzen. Sie lebt in der Nähe von Barcelona.

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Leseprobe

Einleitung


Es fing damit an, dass ich zu Kathrin »Fick dich!« gesagt habe. Dazu muss man wissen: Ich sage das normalerweise nicht zu Leuten. Ich werfe generell nicht mit Aufforderungen zum Geschlechtsverkehr um mich, egal wann. Nicht mal beim Autofahren.

Aber Kathrin, das muss man wissen, ist einer dieser Menschen, die einem immer das Gefühl geben, man hätte etwas falsch gemacht und stehe nun in ihrer Schuld. Kennen Sie solche Leute? Solche, die sich immer beschweren, aber nie etwas verändern? Leute, die einem die Energie aussaugen wie kleine Kinder Capri- Sonnen?

Kathrin befindet sich in einem konstanten Jammertal. Wäre es ihr Ernst damit, könnte man vermuten, sie leide an Depressionen. Mir wurde aber mit der Zeit klar, dass Kathrin mitnichten depressiv ist, sondern eine blöde Gans.

Das Leben schien Kathrin permanent übel mitzuspielen: der Job schlimm, ihre Beziehung mit Jean-Claude im Eimer, die Familie wälzt alles auf sie ab, die Zukunft ist düster, sie weiß nicht mehr ein noch aus. Und während ich mir Sorgen um sie machte, unternahm Kathrin Kreuzfahrten, gab Partys und heiratete Jean-Claude.

Als sie mir mal wieder leid tat (»Die Ehe ist so gut wie gescheitert!«) und sie mit Jean-Claude eine Städtereise nach Venedig machte (die Idee kam von mir: damit die beiden etwas Schönes miteinander unternehmen), passte ich auf den Hund auf, goss die Pflanzen und salzte das Meerwasser-Schwimmbecken. Und das Haus von Kathrin liegt nicht um die Ecke. Das Haus von Kathrin ist außerdem sehr groß, modern und sauteuer eingerichtet – trotz der großen finanziellen Belastungen, die auf ihren schmalen Schultern liegen. Kathrin ist nämlich viel zu gut für diese Welt, sagt sie. Zum Beispiel, wenn sie einen Handwerker normal bezahlt, anstatt ihn monatelang hinzuhalten, um ihn dann mit der Hälfte abzuspeisen. So ginge das nämlich auch.

»Aber der hat ja vielleicht auch Familie, denke ich mir dann«, sagt sie und schaut wie eine Madonna.

Als wir uns nach dem Venedig-Trip trafen, war sie etwas in Eile – sie musste Jean-Claude noch schnell bei der Massage abliefern, denn die Betten in dem Hotel, das ich empfohlen hatte, waren ka-tas-tro-phal. Der Trip war natürlich ein Desaster, sie hatte aber tapfer das Beste daraus gemacht.

Beim nächsten Treffen ist dann die Mutter krank, was sie mit einem Timbre sagt, dass man davon ausgeht, die Mama kippt morgen vom Stängchen. Kurz – irgendwas ist immer. Und immer ist es ein Schicksalsschlag, darunter macht sie es nicht. Derweilen hat die Mama nur Kopfweh oder Wasser in der Hüfte oder was weiß denn ich.

Sie verstehen das Prinzip? Es war immer das Gleiche – Kathrins Welt kreiste nur um Kathrin. Irgendwann stellte ich also fest, dass ich gar keine Lust hatte, ebenfalls immer um Kathrin zu kreisen, ich bin nämlich kein Satellit.

Warum ich Kathrin nicht schon viel früher zum Teufel geschickt habe, kann ich gar nicht sagen – auch wenn mein Lebensgefährte L. mich das auch immer wieder fragte. Anfangs war mir irgendwie gar nicht so bewusst, dass sie mich nur benutzte, und dann ging ich der Konfrontation aus dem Weg. Im Zuge einer generellen Lebensverbesserung mithilfe des Glücksprojekts1 kam ich aber zu dem Entschluss: Kathrin muss weg.

Ich hatte vorher noch nie mit einer Freundin Schluss gemacht. Normalerweise läuft es doch so, dass man sich irgendwie nicht mehr so gut versteht, sich immer seltener sieht und dann schläft der Kontakt sanft ein. Fertig. Der Schlag Freunde aber, die einen aussaugen wie die Blutegel, die lassen nicht einfach los. Wie genau ich das mit dem Schlussmachen nun anstellen sollte, war mir also nicht ganz klar – vor allem wie ich es anstellen sollte, ohne mich vor lauter unangenehm! dabei zu winden wie ein Regenwurm.

L.’s Vorschlag war dahingehend recht pragmatisch: Du gehst einfach hin und sagst: »Kathrin, du gehst mir auf die Nerven und ich will dich nicht mehr sehen«, dann überlegte er kurz und hängte noch »du Sau« hinten dran. L. konnte Kathrin noch nie leiden.

Ich weiß, es gibt Leute, die hätten den Nerv, das genau so zu machen. Ich gehöre nicht dazu. Im Gegenteil. Ich spiele in dem Team, bei dem man sich entschuldigt, wenn man angerempelt wird.

Um dem Ganzen aus dem Weg zu gehen, erwägte ich also stattdessen andere Maßnahmen:

L. als Vertretung hinschicken

Eine neue Identität annehmen und Kathrin mein bedauerliches Ableben vortäuschen

Bedauerlicherweise ableben

Als dann der große Moment kam und ich Kathrin in einem Café gegenübersaß, war sie zu meinem großen Glück so unmöglich, dass ich die aufsteigende Welle Zorn direkt verwandeln konnte und auf dieser zu dem legendären Moment surfte:

»Kathrin?«

»Ja?«

»Fick dich!«

Für andere vielleicht kein großes Ding, aber ich fühlte mich wie eine zwei Meter große Jeanne d’Arc. Auf dem Weg aus dem Café kam es mir vor, als ginge ich in Zeitlupe, und wie bei Boxern auf dem Weg zum Ring ertönte bei meinem Abgang eine melodramatische Musik mit Trompeten und allem Drum und Dran. Ich schwang meinen Poncho auch prompt so schwungvoll um meine Schultern, dass es gleich noch einen völlig unbeteiligten Stapel Flugblätter vom nächsten Wandregal fegte. Während diese sanft zu Boden segelten, schritt ich erhobenen Hauptes nach draußen, und es hätte mich nicht verwundert, dort ein treues Ross vorzufinden, um mich in Richtung weiterer, lebensgefährlicher Abenteuer zu bringen.

»Hä? Aber Jeanne d’ Arc war doch kein Boxer …«, unterbricht L. an diesem Abend meinen Bericht und sieht dabei deutlich verwirrt aus. Männer hören oft nicht gut zu, oder? Ich stelle mir das so vor, dass die so ein leichtes Rauschen hören, zwei, drei signifikante Substantive herauspicken und sich den Rest zusammenreimen. Ergeben diese Wörter keinen Sinn, haben sie ein Problem …

Tatsächlich geht es mir natürlich nicht um französische Nationalheldinnen oder gar ums Boxen, es geht noch nicht mal um Kathrin und ihren beknackten Meerwasserpool. Es geht darum, warum ein einzelnes Fick dich! so eine derartige Hochstimmung auslösen kann.

»Ich glaube, es geht um Freiheit«, meinte Anne, meine esoterische Freundin, als ich ihr von dem Moment erzählte, und ich glaube wiederum, sie hat recht. Es war ein befreiender Akt, wobei das ganze Trompetengedöns nicht davon kam, dass ich mich von Kathrin, der blöden Gans, befreit habe, sondern dass ich mich in dem Moment frei von meinen eigenen, popeligen, selbst auferlegten, beklemmenden Einschränkungen gefühlt habe. Einfach zu tun, was einem richtig erscheint – ohne sich Gedanken zu machen, ob einen danach noch alle dufte finden. Herrlich. Sollte es so nicht eigentlich immer sein? Gerade heraus? Und wo genau ist die Grenze zwischen frei sein und Arschloch sein?

In den darauffolgenden Wochen fiel mir nicht nur auf, dass mein Leben ohne Kathrin schöner war, ich bemerkte auch in anderen Situationen, dass das, was ich tat, oft davon gesteuert war, was andere über mich denken könnten und nicht davon, was ich wollte. Wollte ich mich morgens schminken, wenn ich nur das Kind in den Kindergarten brachte? Zur Hölle, nein! Also warum machte ich das dann? Die scheußliche Antwort ist: um vor den anderen Eltern ein gutes Bild abzugeben. – Dabei finde ich neunzig Prozent von denen noch nicht mal sympathisch! Apropos sympathisch: Warum ging ich überhaupt auf die Weihnachtsfeier der Agentur? Weil ich die Chefs und Kollegen so gerne mag? Nope! Und warum bin ich eigentlich immer noch in dieser beknackten WhatsApp-Gruppe, die dafür sorgt, dass mein Handy mitten in der Nacht vibriert wie anderer Leute Sexspielzeug? Je mehr ich darüber nachdachte, umso mehr fiel es mir auf: Ich verbrachte viel zu viel Zeit mit Leuten, die ich nicht mochte, an Orten, die mir nicht gefielen, und tat Dinge, die ich nicht wollte.

Das ist doch Scheiße.

Je mehr Dinge mir einfielen, desto konkreter wurde mein Plan: Wenn es schon so ein bombastischer Erfolg war, Kathrin aus meinem Leben zu schmeißen – was könnte dann erst für ein wunderbares Leben vor mir liegen, wenn ich all die Dinge aus meinem Leben strich, die mir eigentlich widersprachen?

Wenn ich zum Beispiel zu den Kollegen in der Agentur sagen würde: »Danke, aber ich möchte nicht nach der Arbeit noch ein Glas trinken gehen. Nein, nicht nur heute nicht, sondern generell nicht.« Es würde sich so viel besser anfühlen, als mir abstruse Ausreden einfallen zu lassen und dann aufzupassen, dass ich mich nicht verplappere und alles rauskommt á la:

»Und, geht es deiner Schwester heute schon besser?«

»Schwester? Ich habe keine Schwester!«

Alles schon dagewesen.

»Verstehst du, was ich meine?«, fragte ich L. am gleichen Abend, als er gerade Gemüse in kleine Würfel schnitt. »Hmja, schon«, druckst er etwas herum. »Es ist nur – das wird doch kein Plan, in dem du zu einem rücksichtslosen Egoisten wirst, oder?«

»Ach was«, fegte ich seine Bedenken vom Tisch, aber er hatte natürlich recht. Es besteht eine nicht geringe Chance, während dieser Befreiungsaktion zum Arschloch zu mutieren, aber das würde ich schon hinbekommen. Ich war voller Tatendrang – wunderbare Zeiten lagen vor mir. Was würde passieren, wenn ich meine Zeit und meine Energie (und mein Geld) nur in Dinge, Menschen oder Situationen investierte, die mich froh machten? Das wäre doch wunderbar!

»Nicht wahr, mein Schatz?«, fragte ich das Kind, das begeistert seine Ärmchen um meine Beine...

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