Zur Einführung
Die Quelle:
Jeder Mensch trägt seine Matrix in sich wie sein Erbgut und richtet sich in jedem Augenblick nach ihr aus. Dies geschieht in aller Regel durch die treibenden Kräfte des Unbewussten und erfüllt so ganz von selbst seine Funktionen. Wenn ihr Menschen jedoch bewussten Zugang zu eurem Seelenmuster, zu den Archetypen eurer persönlichen Matrix, finden könnt, eröffnen sich euch Pforten zu eurem Inneren, die sonst verschlossen bleiben müssen. Eine solch mentale und emotionale Einsicht in euer Wesen schenkt eine überwältigende Fülle von Antworten auf die eine große Frage, die jeden bewegt, der sich aufmacht, einen spirituellen Weg zu gehen. Es ist die Frage nach der Selbsterkenntnis, die Frage: »Wer bin ich?« Wichtig ist dabei, zu begreifen, dass das Seelenmuster sich grundsätzlich von psychischen Mustern unterscheidet, obgleich es eine Reihe von Berührungspunkten gibt. Denn solange ihr im Körper seid, wird sich Seele vorwiegend über Psyche manifestieren.
Die Matrix, bestehend aus einer spezifischen Kombination von Archetypen, beschreibt euren Kern, das Wesentliche, das Eigentliche; sie zeigt das, was ihr mitbringt, und das, was euch ausmacht. Sie ist das Ergebnis einer Entscheidung der Seele, und deshalb birgt sie in sich eine Sinnhaftigkeit, die sich von der Bedeutung psychischer Muster grundlegend unterscheidet. Diese Matrix enthält euer gesamtes, gereinigtes Potenzial und die Möglichkeiten eurer seelischen Entfaltung in einem einzelnen Leben, in einem bestimmten existenziellen Kontext. Sie ist auch ein Abbild eurer Grundenergie. Das psychische Muster hingegen ist bereits Resultat von Erlebtem und Gelebtem. Es setzt sich zusammen aus den Ereignissen und ihrer Verarbeitung, aus den Traumata, Freuden und Prägungen. Es produziert Reaktionen und Verhaltensweisen. Das psychische Muster grenzt euch ein, während das seelische Muster euch das Potenzial eures weitesten Radius aufzeigt. Obschon das Seelenmuster sich, solange eure Seele sich in einem menschlichen Körper befindet, auch psychisch manifestieren muss, so soll doch darauf hingewiesen werden, dass es nicht in gleicher Weise wie die beschreibbaren Reaktionen der Psyche eine Zwangsläufigkeit und Geschichte aufweist, sondern einen Freiraum beschreibt, innerhalb dessen ihr euch entfalten könnt und der euch eine Dimension zur Verfügung stellt, in der ihr wirklich ihr selbst sein könnt, statt euch als Produkt der Verhältnisse zu empfinden.
Alle Konstanten und Variablen der Matrix gestalten diesen Freiraum durch eine Polarisierung, die jedoch nicht linear, sondern vieldimensional vorzustellen ist. Diese Pole, mit + und – gekennzeichnet, beschreiben die fließenden Bereiche von Liebe und Angst, von mehr Liebe und weniger Angst, von mehr Angst oder weniger Liebe. Eure Freiheit besteht darin, euch zwischen diesen Polen zu bewegen, eure Bewusstheit und Erkenntnisfähigkeit einzusetzen, um eure Position in diesem Raum jeweils zu lokalisieren, zu werten und zu verstehen. Die Gewissheit, dass euch unbedingt und unablässig der gesamte riesenhafte und hochdifferenzierte vieldimensionale Raum zwischen den Polen von Liebe und Angst zur Verfügung steht, sei euch Trost und Richtlinie zugleich. Euer Wunsch zu wachsen, euer Wille, euch zu entwickeln, eure Sehnsucht, auf dem Pfad voranzuschreiten, entwirft eine Orientierungskarte, mit Hilfe derer ihr euch in diesem Raum zurechtfinden könnt.
Die Matrix ist ein Modell eurer inneren Welt. Diese Welt ist eine andere, als es die psychischen und physischen Welten sind, und doch ist sie keine Gegenwelt.
Alle drei Dimensionen stehen miteinander in Verbindung. Sie arbeiten zusammen und können miteinander in Einklang gebracht werden. Der Unterschied besteht darin, dass die seelische Dimension eures Daseins gestaltet wurde, als ihr körperlos wart in den zeitlosen Zeiten und raumlosen Räumen zwischen den Leben; die psychische Dimension bezieht sich hingegen auf das Werden eurer Persönlichkeit innerhalb der eingekörperten Existenz. Deshalb ist das Seelenmuster von mehr Liebe und tieferer Sinnhaftigkeit geprägt als das psychische Muster.
Selbst wenn ihr alle Aspekte eures physischen und psychischen Daseins beschrieben hättet, würde euch doch die dritte Dimension eurer Existenz verhüllt bleiben: die Bedingungen und Voraussetzungen eurer seelischen Identität, einer Identität, die alle Leben im Körper umspannt und jenseits aller Körperlichkeit ihre Gültigkeit hat. Unser Anliegen ist es, euch diese dritte Dimension, die unerlässliche, unabweisbare Realität eures Seelenmusters, näherzubringen und euch damit die Möglichkeit einer tieferen, intimeren Beziehung zu eurer Seele zu eröffnen. Jedes Wort, das wir zu den einzelnen Bausteinen der Matrix, den Archetypen, übermittelt haben, dient diesem Anliegen.
Wenn ihr nun das, was wir euch zur Verfügung gestellt haben, für euch nutzen möchtet, bieten sich drei Vorgehensweisen an:
Die erste, schnellste Möglichkeit, euer Seelenmuster zu erkennen, besteht darin, nach der Lektüre ein kompetentes, mit dieser Struktur vertrautes Medium danach zu befragen und sich anschließend mit den entsprechenden Durchgaben zu befassen. Dieser Vorgang bewirkt ein plötzliches Freisetzen neuer Erkenntnisse, eine Nachdenklichkeit, oft auch einen Widerwillen und eine Abwehr, die allesamt fruchtbar sind und sich mit den alten Gewohnheiten der Psyche verbinden, die ihrerseits Rückwirkungen auf die bewusste Verankerung im Seelenmuster hervorbringen. Wenn ihr also euer Seelenmuster auf diese Weise erfahrt, könnt ihr einerseits davon ausgehen, dass wahrscheinlich kein Irrtum vorliegt. Andererseits seid ihr in der Verarbeitung, in der Betrachtung eures seelischen Wachstumsprogramms sehr auf euch selbst gestellt.
Die zweite Empfehlung, die wir aussprechen können, besteht darin, die Berührung mit dem eigenen Seelenmuster als Angebot für einen aufrichtigen, innigen Kontakt mit den Schichten des eigenen Inneren zu betrachten. Und wie ihr wisst, enthüllt sich dieses Selbst leichter, schneller und deutlicher, wenn ihr mit anderen Menschen, die sich selbst ebenso neugierig und ehrlich selbst erfahren wollen wie ihr, in Verbindung steht. Unsere Empfehlung richtet sich also darauf, dass ihr dieses Buch nicht allein, sondern gemeinsam mit anderen lest oder durcharbeitet, mit Menschen, die euch nahestehen oder die ein vergleichbares Interesse an ihrer seelischen Struktur zeigen, so dass ihr nicht nur auf eigene Vermutungen, auf hilflose Spekulationen und Wunschprojektionen angewiesen seid. Dieser Vorgang der gemeinsamen gründlichen Erforschung eurer seelischen Identität wird einige Zeit in Anspruch nehmen, doch wird diese Zeit zu den fruchtbarsten Perioden eures Lebens gehören. Vieles werdet ihr zuerst an anderen erkennen können, und andere werden bestimmte Merkmale an euch identifizieren. Sodann reift auch in euch die Erkenntnis. Die intensive Kommunikation, die aufmerksame Beobachtung, die neuartige Offenheit, die sich aus einer gemeinsamen Erforschung der einzelnen Matrixelemente entwickeln und die die Angehörigen einer Familie, die Mitglieder eines Freundeskreises oder die Teilnehmer an einer Matrixforschungsgruppe miteinander in Kontakt bringen, sind von unschätzbarem Wert und geeignet, das Leben mit einem neuen Leuchten zu erfüllen.
Wer drittens geneigt ist, sich auf ein Abenteuer einzulassen – in der Hoffnung, für die Unwägsamkeiten und Risiken symbolischer Wahrheitsfindung gut gerüstet zu sein –, kann gegebenenfalls Pendel oder Tarotkarten einsetzen. Jedoch muss man zugleich über eine gefestigte Kenntnis der eigenen Persönlichkeit verfügen, um mit Hilfe dieser Techniken Auskunft über Seelenrolle, Angstmerkmal, Entwicklungsziel und andere Aspekte der eigenen Matrix zu erhalten. Dabei sollte sehr sorgfältig darauf geachtet werden, dass nicht der Wunsch nach Selbstidealisierung oder die Sehnsucht nach einer letztgültigen Bestätigung persönlicher Wünsche die Wahrnehmung färbt. Wir möchten diese drei Möglichkeiten, die eigene Matrix zu ermitteln, mit drei Zugängen zum Hochgebirge vergleichen. Der erste Weg ist breit und bequem, er breitet sich vor euch aus wie eine Autostraße, und ihr geht ihn nicht aus eigener Kraft, kommt aber ohne Weiteres zum Ziel, indem ihr euch von geeigneter Seite unterstützen lasst. Die breite Straße wird von vielen befahren, es herrscht reger Verkehr, doch werden die Schönheiten der Landschaft und die Besteigung des Berges euch nicht sehr intensiv berühren. Oben angekommen, ist es an euch zu entscheiden, ob ihr sogleich wieder abreisen wollt, nachdem ihr einen kurzen Blick auf das Panorama geworfen und ein paar Züge aus der Zigarette genossen habt. Wenn ihr jedoch auf dem Gipfel Rast macht und euch mit dem Dortsein befasst, könnt ihr euch auf überraschende, beglückende, überwältigende Erlebnisse mit euch selbst freuen. Der Aufenthalt dort oben wird euch zu einem unvergesslichen Erlebnis werden. Ihr werdet diesen Ort liebgewinnen und versuchen, sooft, wie es euch möglich ist, zu ihm zurückzukehren.
Der zweite Zugang gleicht einem bewährten Wanderweg, der seit Jahrhunderten begangen wurde und von vielen darum bemühten Menschen gut erkennbar markiert wurde. Ihr werdet diesen Weg nicht allein gehen, doch ist euer Fortschreiten das Ergebnis eigener Bemühungen. Niemand fährt euch, niemand trägt euch. Ihr werdet ins Schwitzen kommen, ihr werdet rasten müssen und euch auch längere Verschnaufpausen gestatten wollen. Und wenn ihr einmal auf dem Weg anhaltet, wird es immer etwas Wichtiges und Schönes zu sehen geben. Ihr werdet bei jedem Schritt und bei jeder Rast eine gewachsene, innige Beziehung zu dem Boden der Landschaft entwickeln, auf dem ihr steht, und zu der Landschaft, die euch umgibt. Einmal auf dem Gipfel angekommen, wird euch eine...