Auf Grundlage der bereits betrachteten Inhalte dieser Thesis wird in diesem Kapitel nun das Thema der integrierten Managementsysteme behandelt.
Dabei wird ein integriertes Managementsystem wie folgt definiert:
„Ein Integriertes Managementsystem ist die Gesamtheit aller Regelungen, Vorgaben, Strukturen, Maßnahmen, Verfahren und Methoden zur systematischen, integrierten Umsetzung mehrerer themenspezifischer Managementansätze.“[99]
Ein integriertes Managementsystem ist somit ein Ansatz Inhalte „themenspezifischer“ Managementsysteme zu vereinen, zu lenken, zu steuern und zu überwachen (Vgl. Kapitel 3.1). Dabei ist jedoch nicht definiert, welchen Rahmen die Integration zulässt und welche organisatorischen Beschränkungen gegeben sind.
In den folgenden Kapiteln wird betrachtet wie ein integriertes Managementsystem in seiner Gesamtheit zu verstehen ist. Dabei werden zunächst die Grundlagen dargelegt, wie Ziele, Vorteile und Voraussetzungen für die Entwicklung und den Aufbau eines integrierten Managementsystems. Es wird hierbei auf die bereits erarbeiteten Grundlagen und Inhalte von Managementsystemen zurückgegriffen.
Im Zuge dessen wird ein Schwerpunkt die neue ISO 9001 Revision sein und welche Einflüsse diese auf die Entwicklung eines integrierten Managementsystems hat. Damit dient die ISO 9001 auch als Integrationsbasis für das zu erarbeitende Konzept innerhalb dieser Thesis.
Im Folgenden wird die Ausgangssituation kurz beschrieben.
Managementsysteme unterschiedlicher Natur sind heute in Unternehmen nicht mehr weg zu denken. Die Grundlagen, u.a. Ziele und Aufgaben von Managementsystemen wurden bereits betrachtet (Vgl. Kapitel 3 ff.).
Die Komplexität einzelner Managementsysteme kann bereits hoch sein. Wenn aber in einer Organisation mehrere Managementsysteme zum Einsatz kommen, kann diese Komplexität zu Problemen führen.
Um Managementsysteme übersichtlich und transparent zu gestalten ist die Einführung eines integrierten Managementsystems sinnvoll.
Als Grundlage des integrierten Managementsystems werden die folgenden Managementsysteme herangezogen:
das Qualitätsmanagementsystem nach DIN EN ISO 9001
das Umweltmanagementsystem nach DIN EN ISO 14001
das Energiemanagementsystem nach DIN EN ISO 50001
das Arbeitsschutzmanagementsystem nach OHSAS 18001.
Es ist zu sehen, dass mit Ausnahme des Arbeitsschutzmanagementsystems, die Grundlage für die Integration durch ISO-Standards gebildet wird.[100]
Dabei ist in den nachfolgenden Betrachtungen zu berücksichtigen, dass Standards ohne ISO-Bezug ebenfalls für integrierte Managementsysteme in Frage kommen.
Diese und folgende Betrachtungen werden dann die Grundlage für die Erarbeitung eines Konzeptes für ein integriertes Managementsystem bilden.
In den folgenden Kapiteln werden nun die Grundlagen für ein integriertes Managementsystem beschrieben.
Ein Schwerpunkt dieser Thesis ist die Revision der ISO 9001, die gegen Ende des Jahres 2015 in neuer Form erscheinen wird. Im Zuge dessen können sich Unternehmen bereits nach der neuen Revision zertifizieren lassen, voraussichtlich ab August 2017 müssen alle Erstzertifizierungen nach der Revision 2015 erfolgen. Ab voraussichtlich September 2018 verlieren Zertifikate nach Revision 2008 dann ihre Gültigkeit.[101]
Die neue ISO 14001:2015 folgt dem gleichen Zeitplan und Abläufen bei der Einführung (Vgl. Kapitel 4.2.3).
In den folgenden Kapiteln werden die Änderungen der ISO 9001:2015 zur ISO 9001:2008 dargestellt. Zudem wird betrachtet welche Einflüsse die Revision auf anderen ISO-Standards und Managementsysteme haben wird und welche Möglichkeiten sich für die Integration von Managementsystemen in der Zukunft ergeben können.
Grundlage der Betrachtungen wird die ISO/DIS 9001:2014 bilden, welche das Entwurfsstadium der ISO 9001:2015 darstellt.[102]
Eine neue Revision der ISO 9001 zu erstellen ist eine große Herausforderung. Für diese Revision gibt es jedoch gute Gründe.
Organisationen, die mit mehr als einem Managementsystemstandard arbeiten, stellen höhere Anforderungen an ein einheitliches Format der Standards von Managementsystemen, sowie an eine Übereinstimmung der Sprache und Bedeutung von Begriffen innerhalb der Normen. Dadurch soll sich der Nutzen für eine Organisation und ihre Kunden erhöhen, sowie das Vertrauen in die Fähigkeit einer Organisation gestärkt werden, fehlerfreie Waren und/oder Dienstleistungen zu liefern.
Damit wird auch die Fähigkeit zur zukünftigen Sicherstellung Kundenzufriedenheit innerhalb einer Organisation verbessert.
Generell wird mit der Einbeziehung der aktuellen Entwicklungen und der Weiterentwicklung der Anforderungen das Vertrauen der Kunden in Qualitätsmanagementsysteme, die auf ISO 9001 basieren, gestärkt.[103]
Im folgenden Kapitel werden die wichtigsten Änderungen der ISO 9001:2008 zur ISO 9001:2015 vorgestellt. Dabei wird ein besonderer Fokus auf die Chancen gelegt, die diese Veränderungen für ein integriertes Managementsystem bedeuten. Der Betrachtung zu Grunde liegt, wie bereits mehrfach erwähnt, die ISO DIS 9001:2014. Mögliche Änderungen und Anpassungen zur finalen Fassung ISO 9001:2015 bleiben vorbehalten.
Mit der Revision der ISO 9001 werden konkrete Ziele verfolgt:[104]
Das Qualitätsmanagementsystem für die nächsten Jahre an die gestiegenen Anforderungen in der Praxis und Technologie anpassen und sicherstellen
Grundlagen bilden, aber individuell und unabhängig sein, für Organisationsgröße oder Branche
Ausreichende Prozessorientierung sicherstellen
Kompatibilität mit anderen ISO-Standards (Vgl. High-Level-Structure)
Einheitliche Formulierungen und Definitionen, für gleiches Verständnis und als gleiche Interpretationsgrundlage
o Z.B. werden Produkte durch „Produkte und Dienstleistungen“ ersetzt
Folgend werden die wichtigsten Änderungen konkret dargelegt.[105]
High-Level-Structure
In Tabelle 2 wird ein Vergleich zwischen der ISO 9001:2008 und der ISO 9001:2015 gezogen. Dabei stellt die Spalte der ISO 9001:2015 die neue High-Level-Structure dar. Diese Struktur soll in Zukunft für alle kommenden Managementsysteme nach ISO-Standard verwendet werden und den Kern der Normen bilden.
Tabelle 2 Vergleich Struktur ISO 9001:2008 & ISO 9001:2015[106]
Mit Hilfe der High-Level-Structure wird die Einführung mehrerer Managementsysteme mit ISO-Standard in einer Organisation gefördert. Es hilft die normativen Anforderungen transparenter gegenüberzustellen. Weiterhin wird durch die einheitliche Verwendung von Definitionen und Begriffen die Interpretation der Anforderungen gefördert.
Im Rahmen des Aufbaus und der Einführung integrierter Managementsysteme spielt die High-Level-Structure damit eine wichtige Rolle.
Kontext der Organisation (Abschnitt 4.1)
„Die Organisation muss externe und interne Themen bestimmen, die für ihren Zweck und ihre strategische Ausrichtung relevant sind und sich auf ihre Fähigkeit auswirken, die beabsichtigten Ergebnisse ihres Qualitätsmanagementsystems zu erreichen.“[107]
Der Abschnitt der Norm fordert eine Organisation auf sich mit Einflüssen zu auseinanderzusetzen, die potentiell für die Ausrichtung der Organisation in Bezug auf Qualität in Betracht kommen.
Interessierte Parteien (Abschnitt 4.2)
Im Abschnitt 4.2 werden interessierte Parteien in die Norm aufgenommen. Damit ist eine Orientierung in Richtung Stakeholder-Ansatz erkennbar. Es wird damit ein stärkerer Einfluss der Mitarbeiterorientierung deutlich, sowie der Einfluss z.B. von Investoren, deren Interessen an Qualität dargestellt werden sollen. Die Bedürfnisse der interessierten Parteien spielen also eine große Rolle und müssen bekannt sein und überwacht...