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Auswirkungen und Erfolgsfaktoren von Disease Management

Versorgungsansätze für chronisch kranke Patienten am Beispiel von Asthma und chronisch obstruktiver Lungenerkrankung

AutorAndrea Kranzer
VerlagDUV Deutscher Universitäts-Verlag
Erscheinungsjahr2007
Seitenanzahl249 Seiten
ISBN9783835054851
FormatPDF
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis54,99 EUR
Andrea Kranzer untersucht die medizinischen und finanziellen Auswirkungen von Disease Management-Programmen, identifiziert mögliche Erfolgsfaktoren und zeigt die kritischen Hindernisse dieses Versorgungsansatzes auf.

Dr. Andrea Kranzer promovierte bei Prof. Dr. Eberhard Wille am Lehrstuhl für Volkswirtschaftslehre, insbesondere Planung und Verwaltung öffentlicher Wirtschaft der Universität Mannheim.

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Leseprobe
2 Schlüsselprobleme in der Leistungserbringung vor der Einführung der Reformansätze (S. 5)

Das deutsche Gesundheitswesen zeichnet sich im internationalen Vergleich vor allem durch den umfassenden Versicherungsschutz, die hohe Qualität der medizinischen Einrichtungen, den schnellen Zugang zu medizinischer Versorgung sowie durch die Tatsache aus, dass der Leistungsanpruch nicht am Einkommen, sondern an der medizinischen Notwendigkeit bemessen wird.

Jedoch weist die gesundheitliche Versorgung in Deutschland, trotz zahlreicher Reformbemühungen in der Vergangenheit, eine Vielzahl an Schwachstellen und Problemen auf. Vor allem strukturelle und prozessuale Defizite in Form der fragmentierten Versorgung und fehlenden Kooperation zwischen ambulantem und stationärem Sektor sowie ein fehlendes bzw. unzureichendes Qualitäts- und Wirtschaftlichkeitsmanagement haben dazu geführt, dass das deutsche Gesundheitswesen im internationalen Vergleich hinsichtlich zahlreicher Surrogat-Parameter der Versorgung hinterherhinkt: In Bezug auf die Mortalitätsrate bei mehreren Volkskrankheiten findet sich Deutschland beispielsweise nur auf den mittleren Plätzen und die durchschnittliche Krankenhausverweildauer ist in Deutschland im Vergleich zu den wesentlichen Wirtschaftsnationen mit am höchsten.

Diese Defizite der Gesundheitsversorgung waren die Hauptursache für die Einführung von Disease-Management-Programmen (DMP) im deutschen Gesundheitssystem. Um die Notwendigkeit und die Wirkungsweise der Programme untersuchen zu können, werden die Schwachstellen des deutschen Systems vor Einführung der Disease-Management-Programme in den folgenden Abschnitten kurz beschrieben.

2.1 Strukturelle Probleme der Versorgung

Charakteristisch für das deutsche Gesundheitssystem ist die fragmentierte Versorgung in einzelnen Sektoren, d. h. im ambulant-hausärztlichen, fachärztlichen und stationären Bereich. Es existiert eine Vielzahl medizinischer Einrichtungen, die nur in geringem Maße miteinander vernetzt sind und sich als hochspezialisierte Einzeleinheiten präsentieren. Zwischen diesen Leistungssegmenten besteht nur in seltenen Fällen eine integrierte medizinische Versorgung, so dass eine optimale Arbeitsteilung und Verzahnung nicht gewährleistet ist.

Als ein Grund für die starke Zerteilung in spezialisierte Organisationseinheiten ist zum einen das fachliche und soziale Anforderungsprofil an die Leistungsanbieter zu nennen, das zu starker Spezialisierung führt. Zum anderen tragen die z.T. divergierenden Zielvorstellungen der verschiedenen Interessengruppen und Leistungserbringer und die damit verbundenen Bestrebungen zur Einzeloptimierung von Teilbereichen zu einer Desintegration der Gesundheitsversorgung bei.

Die Folgen der sektoralen Trennung sind vielfältig und wirken sich negativ sowohl auf die Effizienz als auch die Effektivität der Versorgung aus. Zum einen entstehen an den Schnittstellen im Behandlungsverlauf Informationsverluste, die mit Überweisungen, Arztbriefen und Befunden aufgefangen werden müssen.

Zum anderen führt die sektorale Trennung zu oft unnötigen und daher teuren Doppeluntersuchungen, die vor allem an den Schnittstellen zwischen ambulanter und stationärer Versorgung erfolgen. Schließlich ist diese historisch bedingte Trennung auch häufig Ursache für eine Fehlversorgung der Patienten (vgl. auch Kapitel 2.5.2), da die Erkrankten, aufgrund mangelnder Kommunikation zwischen den Leistungserbringern, mit unnötigen, redundanten, divergierenden und teilweise gefährdenden Diagnostiken und Behandlungen belastet werden.

Untermauert wird die Trennung durch die Vergütungsformen, die rein sektorspezifisch ausgelegt sind (Komponentenbudgets). Im ambulanten Bereich rechnen Ärzte ihre erbrachten Behandlungen als Einzelleistungen nach einem einheitlichen Bewertungsmaßstab (EBM) ab. Durch die Einzelleistungsvergütung trägt der Arzt lediglich die medizinische, nicht aber die finanzielle Verantwortung für sein Handeln.Hinzu kommt, dass auch die Kosten seiner Entscheidung aufgrund der geltenden Vergütungsform für ihn nicht spürbar sind. Für den einzelnen Arzt entsteht dadurch ein Anreiz zur Leistungsausweitung seines Anteils am Budget der Kassenärztlichen Vereinigung.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort und Danksagung6
Inhaltsverzeichnis8
Abbildungsverzeichnis12
Tabellenverzeichnis12
Abkürzungsverzeichnis14
1 Einleitung16
2 Schlüsselprobleme in der Leistungserbringung vor der Einführung der Reformansätze20
2.1 Strukturelle Probleme derVersorgung20
2.2 Prozessuale Probleme24
2.3 Qualitäts- und Effizienzprobleme25
2.4 Fehlende Anreiz- bzw. Sanktionssysteme29
2.5 Spezifische Mängel in der Chronikerversorgung31
2.5.1 Probleme bei Chronikern32
2.5.2 Über-, Unter- und Fehlversorgung als Folge der Probleme36
2.6 Zwischenfazit37
3 Reformansätze zur Verbesserung der medizinischen Versorgung40
3.1 Reformansätze im deutschen Gesundheitswesen40
3.1.1 Überblick über die Reformen zwischen 1977 und 200040
3.1.2 Probleme dieser Reformen42
3.1.3 Handlungsempfehlungen des Sachverständigenrates43
3.1.4 Gesetz zur Reform des Risikostrukturausgleichs in der gesetzlichen Krankenversicherung ( 2002)44
3.2 Managed Care und Integrierte Versorgung als struktureller Rahmen für Disease Management47
3.2.1 Grundzüge von Managed Care48
3.2.2 Darstellung der Integrierten Versorgung60
3.2.3 Vertragliche Organisationsformen der Integrierten Versorgung in Deutschland68
3.3 Zwischenfazit72
4 Darstellung von Disease Management74
4.1 Operationalisierung von Disease Management74
4.1.1 Definitorische Abgrenzung von Disease Management74
4.1.2 Entstehung79
4.1.3 Ziele81
4.1.4 Vergleich von Disease Management und traditioneller Versorgung85
4.2 Instrumente und Elemente85
4.2.1 Evidenzbasierte Leitlinien87
4.2.2 Patientenintegration, -Empowerment und -schulung90
4.2.3 Ärztliche Fortbildung93
4.2.4 Datenmanagement auf Basis von Dokumentations- und Informationssystemen95
4.2.5 Messung, Bewertung und Management von Prozessen und Ergebnissen98
4.2.6 Feedback-Routinen und Erinnerungssysteme102
4.2.7 Risikostratifizierung und Patientenselektion104
4.2.8 Anreize und Sanktionen106
4.2.9 Ergebnisorientierte Vergütung108
4.2.10 Qualitätsmanagement und -messung im Disease Management109
4.3 Vor- und Nachteile von Disease- Management- Programmen111
4.3.1 Vorteile111
4.3.2 Nachteile114
4.4 Erfahrungen mit Disease Management in den USA und der Schweiz115
4.5 Zwischenfazit117
5 Disease-Management-Projekte für Asthma und COPD in Deutschland118
5.1 Ansatzpunkte für Verbesserungsmöglichkeiten in der Versorgung von Asthmatikern und COPD- Patienten in Deutschland118
5.1.1 Asthma und COPD in Deutschland118
5.1.2 Spezifische Versorgungsprobleme bei chronisch obstruktiven Lungenerkrankungen121
5.2 Strukturierte Behandlungsprogramme für chronisch obstruktive Atemwegserkrankungen124
5.2.1 Rechtliche Regelungen und Ziele124
5.2.2 Allgemeine Anforderungen an die Programme für chronisch obstruktive Atemwegserkrankungen125
5.2.3 Spezifische Anforderungen für Asthma bronchiale130
5.2.4 Spezifische Anforderungen für COPD131
5.3 Zwischenfazit133
6 Empirische Evaluation des Projekts „ Atemwegserkrankungen“134
6.1 Hintergrund und Zielsetzungen des Projekts134
6.2 Methodisches Vorgehen im Rahmen der Evaluation135
6.2.1 Erhebung der medizinischen und ökonomischen Auswirkungen135
6.2.2 Untersuchung der Schwachstellen des Projekts mittels einer Ärztebefragung137
6.3 Disease-Management-Elemente im Rahmen des Projekts138
6.4 Erfüllung der Anforderungen an strukturierte Behandlungsprogramme142
6.5 Ergebnisse der Evaluation147
6.5.1 Teilnehmende Praxen und eingeschriebene Patienten147
6.5.2 Die Datenbasis148
6.5.3 Zielerreichung im Projekt151
6.6 Probleme und Herausforderungen des Projekts171
6.6.1 Methodische Probleme171
6.6.2 Strukturelle Probleme174
6.6.3 Prozessuale Probleme175
6.6.4 Sonstige Probleme176
6.6.5 Anmerkungen der Ärzte zum Projekt – die Ärztebefragung176
6.7 Beurteilung des Projekts und Ausblick181
7 Erfolgsfaktoren und Probleme bei der Implementierung von Disease- Management- Programmen184
7.1 Erfolgsfaktorenforschung184
7.2 Indikationen für DMPs in Deutschland185
7.3 Einbindung aller Beteiligten und Einsatz von Anreizsystemen186
7.3.1 Ärzteseitige Aktivierung186
7.3.2 Patientenseitige Aktivierung189
7.4 Qualitätsmanagement192
7.5 Daten- und Outcome Management193
7.6 Kooperation der Beteiligten und Schnittstellenmanagement195
7.7 Knowledge Management und Schulungen196
8 Potentielle Auswirkungen von Disease Management auf das deutsche Gesundheitswesen200
8.1 Daten- und Übertragbarkeitsprobleme200
8.2 Patientenorientierte Auswirkungen201
8.2.1 Reduktion der Mortalität201
8.2.2 Auswirkungen auf die Lebensqualität201
8.3 Gesundheitliche Auswirkungen203
8.3.1 Verbesserung der Gesundheit203
8.3.2 Rückgang von Krankenhausfällen205
8.4 Veränderungen bei der Leistungserbringung206
8.4.1 Integrierte Versorgung zwischen allen Leistungserbringern206
8.4.2 Auswirkungen von Disease Management auf die Arzt- Patienten- Beziehung208
8.4.3 Neue Rollendefinition und Veränderungen in der Versorgung210
8.4.4 Umsetzung evidenzbasierter Leitlinien211
8.4.5 Negative Auswirkungen auf die Leistungserbringung212
8.5 Kostenaspekte von Disease-Management-Programmen213
8.6 Sonstige Auswirkungen218
8.7 Die Gesamtauswirkungen von Disease Management220
8.8 Auswirkungen durch die Verbindung von Disease Management und RSA222
8.9 Grenzen und Hindernisse von Disease Management223
9 Zusammenfassung und Ausblick226
9.1 Zusammenfassung226
9.2 Ausblick227
Anhang230
Anhang 1: Ersterhebungsbogen231
Anhang 2: Listenerhebungsbogen232
Anhang 3: Listenerhebungsbogen233
Anhang 4: Flusschart für Asthma bronchiale des Folgeprojektes235
Anhang 5: Flusschart für COPD des Folgeprojektes237
Literaturverzeichnis240

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