zu dem, was jetzt kommt, möchte ich ein paar Gedanken vorausschicken.
Grundsätzlich handelt es sich beim Ayurveda um eine auf Dauer angelegte vorbeugende Mitmach-Medizin und keine kurzfristige »Ich will nur schnell meine Beschwerden loswerden«-Pillen-Methode.
Das heißt, du hast es selbst in der Hand, wie weit du gehen und wie viel du von den Tipps, die ich hier gebe, umsetzen willst und kannst. Ayurveda ist kein Alles-oder-nichts-System. Ich beschreibe dir hier das maximal Mögliche, das du tun kannst, aber selbst wenn du heute nur zehn Prozent davon umsetzt, sind das schon zehn Prozent mehr als gestern!
Wenn du die folgenden Empfehlungen liest, wirst du große Parallelen feststellen zu dem Tagesablauf, wie er vom heiligen Benedikt für seine Klöster beschrieben wurde oder wie er in psychosomatischen Kliniken, die z.B. auf Burn-out spezialisiert sind, stattfindet. Im Prinzip geht es immer darum, im Rhythmus der Natur zu leben bzw. wieder dahin zurückzukehren, denn wir modernen Menschen leiden hauptsächlich an gestörten Rhythmen in verschiedenen Lebensbereichen.
Sich an diesem Tagesablauf zu orientieren hat ausgesprochen heilsame Wirkung, und viele kleinere Beschwerden können damit innerhalb von kurzer Zeit verschwinden. Allerdings ist das meiner Erfahrung nach ziemlich schwer zu vermitteln. Wenn die Leute sich den Tagesplan das erste Mal durchlesen, ist der Schock meistens groß und die spontane Reaktion lautet: »Ach du Schande, wann soll ich das denn alles machen? Da muss ich ja mindestens eine Stunde früher aufstehen!«
Meine Empfehlungen für einen heilsamen Tagesablauf
1. Zeitig schlafen gehen und ohne Wecker aufwachen
In den natürlichen Tagesablauf einzusteigen heißt, am besten vor 22 Uhr schlafen gehen und vor 6 Uhr wieder aufstehen, um die neue Energie des Tages mitzunehmen. Wenn du morgens keinen Wecker mehr brauchst, ist dein Körper wieder im richtigen Takt.
2. Die Zunge reinigen
Auch unsere Zunge ist ein Ausscheidungsorgan, über das der Körper versucht, Überflüssiges wieder loszuwerden. Besonders nach einem Abend mit ordentlich Alkohol und viel fettem Essen kann sich ziemlich starker Zungenbelag bilden, während ein gesunder, gereinigter Körper keine Rückstände auf der Zunge hinterlässt.
Es gibt diverse Zungenschaber zu kaufen, du kannst aber auch einfach einen umgedrehten Esslöffel nehmen.
3. Öl ziehen
Spüle zuerst deinen Mund mit warmem Wasser aus. Dann nimmst du einen Esslöffel voll Sesam- oder Olivenöl in den Mund und ziehst das Öl mindestens 30 Sekunden lang mehrmals kräftig durch die Zähne. Dadurch nährst du dein Zahnfleisch, schützt es vor Entzündungen und tust etwas für dein Geschmacksempfinden. Das Öl hinterher nicht schlucken, sondern ausspucken, am besten in den Biomüll und nicht ins Waschbecken, da sonst der Abfluss verklebt.
4. Eine Tasse warmes Wasser trinken
Eine Tasse warmes Wasser am Morgen sorgt dafür, dass ein Entspannungsreflex in Magen und Darm ausgelöst wird.
5. Darm und Blase entleeren
Bevor die erste Mahlzeit kommt, sollten alle Reste vom Vortag ausgeschieden sein. Bleib dabei ganz entspannt, denn wie gesagt gehören der Kopf und der Darm zusammen, und wenn du oben zumachst …
Zum Üben einfach regelmäßig morgens auf die Toilette gehen, auch wenn erst mal nichts passiert, denn damit konditionierst du deinen Körper auf den gewünschten Reflex.
6. Leichte Gymnastik/Yoga machen
Mach einfach das, was für dich gut ist. Dehne dich, streck dich, alles ist möglich von den Übungen des guten alten Turnvaters Jahn bis hin zu ein paar leichten Yoga-Asanas. Fünf Minuten reichen völlig aus.
7. Den ganzen Körper mit einem aromatischen Öl einreiben
Nimm einfach dein Lieblingsöl, reibe deinen ganzen Körper damit ein und lass es mindestens zehn Minuten einwirken.
8. Ein leichtes warmes Frühstück einnehmen
9. Unter die warme Dusche gehen
10. Eine kurze 4-2-4-Atemmeditation machen
Schließ deine Augen, atme langsam ein, während du bis vier zählst, dann halte die Luft an, während du bis zwei zählst, und atme ganz tief aus, während du wiederum bis vier zählst. Atme so für etwa fünf Minuten.
11. Schöne Kleidung wählen
Zieh dir etwas an, in dem du dich wirklich wohl fühlst, und trag etwas von deinem Lieblingsparfüm auf.
12. Zu Mittag die Hauptmahlzeit des Tages nehmen
Im besten Fall isst du ziemlich genau um 12 Uhr mittags, denn um diese Zeit steht die Sonne im Zenit und im Körper lodert das stärkste Feuer. Möglichst keine kalten Getränke zum Essen trinken, am besten ist eine Tasse Tee oder warmes Wasser.
13. Abends etwas Leichtes, Warmes essen
Optimal sind Suppen, Pürees, Gemüse mit etwas Vollkornreis oder Nudeln mit Chutney oder Pesto. Evtl. auf tierische Eiweiße und Kaltes verzichten.
14. Entspannte Abendaktivitäten
Das kann beispielsweise sein: ruhige Musik hören, gute Gespräche führen oder angenehme Literatur lesen. Auf keinen Fall solltest du »schwer verdauliche« oder dich aufwühlende Dinge tun oder Eindrücke von Gewalt und Aggressionen zulassen. Einen Thriller zu lesen oder einen Horrorfilm anzugucken ist keine wirklich gute Vorbereitung auf einen ruhigen Schlaf.
So, das waren also die Empfehlungen für einen gesunden Tagesablauf. Wie gesagt, selbst wenn du nur einen Teil davon in deinen Alltag einbaust, hast du schon viel für deine Gesundheit und dein Wohlbefinden getan. Und jetzt möchte ich dir noch ein paar weitergehende Tipps und Informationen zur ayurvedischen Ernährung geben.
Die Umstellung auf ayurvedische Ernährung
Im Ayurveda wird überwiegend vegetarische Kost empfohlen. Warum ist das so? Dazu möchte ich erst mal sagen, dass wir die Steinzeit getrost hinter uns lassen können, denn es ist nicht verboten, sich weiterzuentwickeln, und kein Mensch braucht heute mehr wirklich Fleisch, um zu überleben. Und zum Glück gibt es inzwischen auch immer mehr Kerle, die ihre Männlichkeit nicht alleine über die Größe des Steaks auf ihrem Teller definieren. (Wenn es wenigstens selbst gejagt und nicht in Jogginghosen im Supermarktregal erlegt worden wäre …)
Aber abgesehen davon möchte ich zu dem Thema gern ein paar harte Fakten ins Spiel bringen. Diverse Studien weltweit belegen nämlich, dass sich vegetarische Ernährung unter anderem bei diesen Beschwerden bzw. Krankheiten extrem positiv auswirkt:
Übergewicht
erhöhte Harnsäurewerte im Blut
Bluthochdruck
Karies
Osteoporose
Herz-Kreislauf- und verschiedene Gefäßerkrankungen
Diabetes
Rheuma
Arthrose
Darm-, Prostata- und Brustkrebs
Allergien
Hauterkrankungen wie Psoriasis (Schuppenflechte)
Der Objektivität halber muss natürlich dazugesagt werden, dass es auch Studien gibt, die belegen, dass Menschen, die höchstens einmal pro Woche etwas Geflügel, Fisch oder hochwertiges Fleisch essen, statistisch in Bezug auf gewisse Krankheiten ebenso unauffällig sind wie reine Vegetarier.
Womit wir Omas Sonntagsbraten also ohne Reue genießen könnten. Allerdings sind die meisten Menschen von dem Modus, lediglich einmal die Woche – dafür aber besonders gutes – Fleisch zu essen, ziemlich weit abgekommen. Wer sich intensiver mit diesem Thema auseinandersetzen möchte, dem kann ich den VegMed-Kongress in Berlin sehr empfehlen. Er wird vom Fachbereich Naturheilkunde der Charité in Zusammenarbeit mit der Immanuel Diakonie und dem Vegetarierbund Deutschland (VEBU) organisiert.
Hier ein paar Tipps für alle, die auf vegetarisch umstellen möchten:
Geh die Umstellung langsam an, verzichte auf Hauruck-Aktionen. Viele werden nach irgendeinem Blitzschlagerlebnis spontan zum Vegetarier bzw. Veganer, ernähren sich von jetzt auf gleich nur noch von Reis, Nudeln, Gemüse, Salat, eimerweise Hülsenfrüchten oder eingeschweißten Tofu-Gummischnitzeln und wundern sich dann mittelfristig über diverse Beschwerden. Als Erstes empfiehlt sich eine Umstellung von rotem Fleisch auf Geflügel und/oder Fisch, danach dann die schrittweise Reduzierung auf immer seltenere Geflügel- oder Fischmahlzeiten bis hin zur rein vegetarischen Ernährung.
Nimm hochwertige Kohlenhydrate in Form von Vollkornnudeln und -reis auf.
Du musst nicht siebenmal die Woche Hülsenfrüchte essen, um genug Eiweiß aufzunehmen.
Lass dich nicht beirren von selbsternannten Weltverbesserern und...