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Babylonier, Hethiter und Co. für Dummies

AutorDahlia Shehata
VerlagWiley-VCH
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl230 Seiten
ISBN9783527686360
FormatePUB
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis16,99 EUR

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Leseprobe

Kapitel 1

Den richtigen Einstieg finden

In diesem Kapitel ...

Was uns mit dem Alten Orient verbindet

Was an Sesshaftigkeit so revolutionär ist

Die Wiege der Kultur zwischen Euphrat und Tigris

Handel verbindet

Alles aus Lehm

Irgendwann vor etwa zwölftausend Jahren entschied sich der Mensch, das ewige Hin- und Herwandern sein zu lassen und Bauer zu werden. Das war eine Revolution. Natürlich geschah das nicht von heute auf morgen. Es brauchte viele Jahrhunderte, bis sich diese neue Lebensweise durchgesetzt hatte. Und selbst heute gibt es überall auf der Welt Menschen, die lieber als Nomaden leben als in befestigten Städten. Das Revolutionäre an der ersten Sesshaftigkeit vor zwölftausend Jahren war, dass dadurch eine Kette von Ereignissen in Gang gesetzt wurde, an der wir – heute – in unserer hoch technisierten Welt zwischen iPods und Weltraumsatelliten stehen.

In diesem Kapitel mache ich Sie mit Natur, Land und Leuten des Alten Orients vertraut. Dabei steht die Region des »fruchtbaren Halbmonds« (siehe Abbildung 1.1) im Mittelpunkt. Am Ende werden außerdem die Schwierigkeiten bei der Erforschung dieses Landstrichs kurz erläutert.

Abbildung 1.1 Der »fruchtbare Halbmond«

Immer aktuell: Das Rätsel vom Anfang

Warum leben wir in Städten zusammen? Warum brauchen wir einen Staat? Woher kommt das Schreiben? All diese Dinge sind nicht einfach vom Himmel gefallen. Vieles von dem, was uns heute so selbstverständlich erscheint, musste vor vielen Jahrtausenden von klugen Köpfen erst erfunden werden. Und diese ersten klugen Köpfe lebten im Alten Orient. Dass unsere Anfänge im Orient zu suchen sind, haben selbst alte heilige Schriften wie Bibel, Thora und Koran gewusst. Unser aller Stammvater Abraham kam ausgerechnet aus Ur. Man kann hier regelrecht von den »Urzeiten« der Menschheit sprechen. Ja, selbst das Paradies soll irgendwo in der Gegend zwischen den zwei Flüssen Euphrat und Tigris gelegen haben.

Das Land »zwischen den zwei Flüssen« Euphrat und Tigris nannten die alten Griechen mesopotamiae: Das ist unser Mesopotamien. Da das Gebiet zwischen Europa und Asien beziehungsweise dem eigentlichen »Orient« mit China und Japan liegt, sind heute auch Bezeichnungen wie Vorderasien oder der Vordere Orient geläufig; also das Land, das von Europa aus gesehen noch vor Asien kommt. Legt man Wert auf die Zeit, spricht man bevorzugt vom »Alten Orient«.

Die Menschen im Vorderen Orient waren die ersten auf der Welt, die anfingen zu »schaffen«, und zwar »Kultur«. Daher also auch das Wort »Wiege«, in der das »Baby« Kultur geschaukelt wurde und das Laufen lernte. Und was das Wort »Kultur« alles umfasst, ist letztlich jedem klar. Es ist all das, was uns zu entwickelten und entwicklungsfähigen »Kulturmenschen« macht: Schrift und Sprache, Wissenschaft und Technik, Kunst und Musik.

Der Anfang als Revolution

Damit die »Wiege der Kultur« zum Schaukeln kommt, musste noch etwas Wichtiges passieren, nämlich die Neolithische Revolution im 10. Jahrtausend v. Chr.: Der Mensch erfand den Ackerbau und wurde vom Jäger und Sammler zum Bauern und Landwirt. Damit fand er seinen Weg vom Zelt ins Haus, vom Nomadentum zur Sesshaftigkeit. Während ein Jäger und Hirte seinen beweglichen Tieren folgt, muss ein Landwirt das ganze Jahr über bei seinem unbeweglichen Acker bleiben. Das klingt zwar alles ziemlich einfach, es hat aber enorme Konsequenzen für das menschliche Zusammenleben, die Gesellschaft und alles, was dazugehört.

Erst kommen Spezialisten…

Ein Landwirt arbeitet im Durchschnitt länger als ein Jäger, Sammler oder Hirte, ihm müssen daher Arbeiten außerhalb der Feldbestellung abgenommen werden: Der Weg in die Spezialisierung ist bereitet. Auf der anderen Seite hat der Bauer mehr Getreide, als er selbst verbrauchen kann. Damit kann er all die vielen Spezialisten versorgen, die ihm andere Arbeiten abnehmen. Spezialisten werden zu Profis und erfinden viel Neues und Nützliches.

Spezialisierung und Landwirtschaft bringen viele Menschen zusammen, einfach weil man einander braucht. Der Bauer braucht jemanden, der ihm die Kleidung näht, und der Schneider braucht jemanden, der ihm Nahrung verkauft. In einer gemeinschaftlichen Siedlung kann man besser Arbeiten verteilen, als wenn man über das ganze Jahr durch die Gegend zieht. Menschen tun sich daher zusammen, sie bilden Siedlungen und Dörfer: Am Ende werden die ersten Städte gebaut.

…dann die Hierarchie

Neue Wege der Nahrungsversorgung und des Zusammenlebens erfordern natürlicherweise auch neue Formen der Organisation. Nun gilt es Erträge, Besitztümer, Nahrungs- und Arbeitsverteilung effektiv zu verwalten: Die Erfindung der Schrift steht an.

Doch wer bestimmt, wie viel Nahrung jeder bekommen soll? Oder wer für welche Arbeiten eingesetzt wird? Es können schließlich nicht alle Bauern oder Schneider sein. Schritt für Schritt bilden sich Hierarchien. Oben stehen Fürsten, später Könige, ganz unten die Sklaven, die nur wenig zu melden haben.

Kultur auf einen Blick

Es sind unzählige kleine und große Schritte, die der Mensch vor vielen Jahrtausenden im Orient vollbracht hat. Das Ergebnis war bekanntlich »Kultur«. Einige dieser Schritte habe ich hier auf einen Blick zusammengefasst:

Ackerbau und Domestizierung (Letzteres bedeutet, dass aus dem Wildschwein das Hausschwein wird)

Vorratshaltung – Schluss mit »von der Hand in den Mund«

Arbeitsteilung und Spezialisierung – Wir schaffen Profis!

Städtebau – ein Hoch auf kurze Wege zu Schule, Krämerladen oder Schuster

Königtum – einer schafft Sicherheit, während die anderen schaffen

Erfindung der Schrift – der Mensch entdeckt die Bürokratie

Das Sesshaftwerden hatte auch seine Kehrseite. Wer viel Nahrung produzierte und lange speicherte, wurde attraktiv für umherstreifende Banden und Raubvölker. Man musste daher Mauern bauen, um sich gegen Feinde zu schützen. Wer das ganze Jahr über an ein und demselben Ort blieb, musste sich außerdem auf die verschiedenen Jahreszeiten einstellen. Als Nomade konnte man noch dem milderen Wetter hinterherziehen.

Kultur von Ost nach West – der Einfluss des Orients

In der Schule haben Sie gelernt, dass unsere europäische Kultur auf die alten Griechen und Römer zurückgeht. Ob Mathematik, Physik oder Geschichte und Recht, mit jedem dieser Bereiche verbinden wir einen griechischen oder römischen Namen, Pythagoras, Aristoteles, Sokrates, Cicero und wie sie alle hießen. Was Sie in der Schule allerdings nicht gelernt haben, ist, dass sich die Griechen und Römer selbst schon so einiges von anderen Kulturen abgeschaut hatten, und zwar von den Sumerern, Babyloniern, Assyrern oder Hethitern.

Kontakte zwischen Ost und West gab es schon recht früh. Besonders kontaktfreudig waren meist Händler und Kaufleute zum Beispiel im 2. Jahrtausend v. Chr., als man Kupfer und Zinn für die Herstellung von Bronze brauchte, das wichtigste Material der »Bronzezeit« (etwa 3000–1000 v. Chr.).

Um den Überblick über die verschiedenen Epochen der Menschheitsgeschichte zu behalten, unterscheiden Archäologen und Historiker die verschiedenen Entwicklungsphasen nach dem Material, das für eine bestimmte Zeit am häufigsten benutzt wurde. Hier ein Überblick für Mesopotamien:

Steinzeit etwa 9000–3500 v. Chr.

Bronzezeit etwa 3000–1000 v. Chr.

Eisenzeit etwa 1000 v. Chr.–0

Wer weiß, vielleicht nennen Forscher in hundert Jahren unsere moderne Zeit einmal die »Erdölzeit«?

Eine zweite intensive Kontaktphase fand im ersten Jahrtausend statt, also in der Eisenzeit. Ausgelöst wurde sie durch die Perser im Iran des 6. bis 4. Jahrhunderts v. Chr. In Windeseile hatten sie ein Weltreich gegründet, das bis an die Grenzen von Europa reichte. Vor der Tür von Griechenland mussten sie allerdings haltmachen (mehr dazu in Kapitel 18).

Nun fingen Griechen an, die jahrtausendealten orientalischen Städte wie Babylon oder Uruk zu bereisen. Dort erlangten sie neues Wissen in Geometrie, Physik, Architektur, Musik, Mathematik oder in Astrologie.

Aus dem Orient kommt nicht nur viel von unserem heutigen Wissen. Auch die großen monotheistischen Religionen – Judentum, Christentum und Islam – stammen von dort. Nicht nur, dass die meisten Hauptdarsteller aus Bibel oder Koran selbst »reinblütige« Orientalen waren. Ganze Geschichten waren schon Jahrhunderte zuvor in Mesopotamien in Keilschrift...

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