Auszeit Am Strand
Nur das Rauschen der ewigen Brandung, sonst nichts. Wer inmitten großartiger Natur seine Ruhe haben möchte, hat an der Algarveküste unerwartet viele Möglichkeiten.
© laif/hemis.fr/Rene Mattes
Manchmal kann man sogar in der beliebten Felsalgarve den ganzen Strand für sich haben.
DER Wind und das Meer, Gischtgeruch und donnernde Brandung: Grandiose menschenleere Strände liegen an der wilden Costa Vicentina in der Westalgarve. Oder brauchen Sie eine Ruhe-oase im Osten der Algarve? Hier ist das Meer zahmer, und auf der Ilha Armona vor Olhão ist es wunderbar still. Der Traumstrand schlechthin liegt genau in der Mitte: die Praia da Falésia erstreckt sich dort, wo die Felsalgarve schon allmählich in die Sandalgarve übergeht. Alle diese Strände können es mühelos mit den Top 20 der Welt aufnehmen.
Praia do Castelejo
In weiten Schwüngen schraubt sich die schmale Straße von der Klippenhöhe hinunter und landet am Parkplatz. Noch ein paar Treppenstufen abwärts zum Strand, und dann liegen mehrere große Buchten hintereinander – wenige Leute nur, keine Sonnenliegen weit und breit, und wer geht und geht, sieht am Ende niemanden mehr: Das ist die Praia do Castelejo an der Westküste bei Vila do Bispo. Ankerpunkt in dieser leeren Weite ist das Strandlokal unterhalb des Parkplatzes, wo man vollkommen relaxt etwas trinken und gut essen kann.
Praia da Amoreira
Paradiesische Natur auch an der Praia da Amoreira an der Costa Vicentina nördlich von Aljezur. Von der N 120 in Richtung Norden sind es sieben Kilometer durch ein flaches grünes Flusstal bis zur Küste. Ein kleiner Parkplatz am Ende der Straße, dann das Strandlokal Paraíso do Mar, das seinem Namen vor allem zur Stunde des Sonnenuntergangs alle Ehre macht, und dann eine Strandlandschaft, die man anderswo erstmal finden muss! Auch hier gibt es kein organisiertes Strandleben, keine Liegen und Sonnenschirme zum Anmieten, sondern nur Sand, Felsen und das Tosen der Brandung.
Praia da Falésia
Seine Besonderheit ist die kilometerlange Felswand aus weißem und rotem Sandstein, vor der sich der flache Strand entlangzieht und die in der Abendsonne fast überirdisch schön leuchtet. Zum Hauptzugang wird man durch die braunen Schilder »Praia da Falésia« geleitet. Ein eindrucksvolleres Erlebnis aber erwartet diejenigen, die den Schildern »Praia do Barranco das Belharucas« zum Westabschnitt des Strandes folgen. Das letzte Stück der Strandzufahrt ist so abenteuerlich wie paradiesisch schön. Es führt durch eine Schlucht (barranco) hinunter direkt durch die rotfelsige Landschaft, in der die grünen Pinienkronen wie hineinkomponiert erscheinen. Unten warten das Lokal »O Golfinho« und ein Stück weiter das Strandlokal des Pine Cliff Hotels, das teurer, als Location aber der Hit ist.
Praia da Armona
Auf die Insel! Vom Anleger Olhão geht’s mit einem kleinen Boot durch die stille Lagune Ria Formosa. Auf der flachen Düneninsel Ilha da Armona leben ein paar Hundert Menschen, im Sommer kommen einige Sommergäste dazu, die sich in den einfachen Inselhäusern einmieten. Am Dorfhafen auf der Wattseite legt das Schiff an und von dort geht es zu Fuß den kurzen Weg hinüber zum Meer mit einem kilometerlangen Sandstrand, auf dem mehr als genug Platz für Insulaner, Sommerfrischler und Tagesausflügler ist. Letztere kommen nicht nur aus Olhão, sondern auch aus Fuzeta, einem alten Fischernest am Rand der Lagune.
© mauritius images/Westend61/Michael Reusse
Sand unter den Füßen, die Brandung im Ohr, ein paar Muscheln – das ist mehr als genug!
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Die wilde Natur der Westküste, die berühmte Felsalgarve mit ihren Sandbuchten zwischen atemberaubenden Klippen und die entspannende Stille der Sandstrände in der Ostalgarve
Verkorkst Und Zugenäht
Federleicht hängen sie über die Schulter, die Taschen, die überall in der Algarve verkauft werden. Den Schlips aus Kork merkt man gar nicht, und in Korkschuhen schwebt man nur so durch die Gegend. Übergepäck muss man auf dem Rückflug garantiert nicht bezahlen, wenn man sich mit Kork- accessoires eindeckt.
© DuMont Bildarchiv/Lubenow
Schönes leichtes Souvenir: eine Umhängetasche aus Kork
EINE Spritztour durch die Algarve- berge. Plötzlich links der Straße mehrere Bäume, die merkwürdig aussehen. Etwas lädiert. Und tätowiert? Eine große »7« prangt auf dem rotbraunen glatten Stamm. Aber die »7« ist weiß, also nicht tätowiert. Aufgemalt, nummeriert. Aber warum, wofür?
Diese »traktierten« Bäume gehören zu Portugals 70 Millionen Korkeichen, aus deren Rinde Kork gewonnen wird. Portugal ist weltweit konkurrenzlos in Sachen Korkproduktion. Seit über 200 Jahren exportiert das Land Korken, ca. 40 Millionen werden in den Fabriken Tag für Tag hergestellt, 500 Millionen Champagnerkorken pro Jahr. Korkeichen, »Sobreiros«, werden 6–10 m hoch und haben eine Lebensdauer von etwa 150 Jahren. Schälen darf man erst, wenn der Baum mindestens zwanzig Jahre alt ist. Geerntet wird der Kork, also die Baumrinde, in den heißen Sommer-monaten, wenn der Stoffwechsel der Bäume am intensivsten ist und die Rinde sich am leichtesten abschälen lässt. Dabei darf die Mutterrinde nicht verletzt werden, aus der der Kork immer wieder nachwächst. Und dann, nach der Ernte, wird auf den Stamm eine Zahl geschrieben: Eine »7« bedeutet, dass der Baum 2017 geschält wurde. Mindestens neun Jahre dauert es, bis der Baumstamm wieder geschält werden kann, also nicht vor 2026.
Winzerliebling
Kork ist ein Allrounder: sehr dauerhaft, leicht, elastisch, gas- und wasserdicht, nicht brennbar, leitet keine Elektrizität. Also eignet er sich für alles: Untersetzer, Abdichtungen, Wandverkleidungen, Lebensrettungswesten, Bojen, Isolierungen, Schuheinlagen, Bodenbeläge.Die Flugzeugindustrie schätzt sein Fliegengewicht. Das Wichtigste sind aber immer noch Flaschenkorken. Durch kleine Saugnäpfe an den Korkwänden und die Ausdehnungsfähigkeit lässt sich Glas gut mit Kork verschließen. Er ist geruchs- und geschmacksneutral, enthält keine Giftstoffe, verändert sich nicht – ist also bestens zum Lagern von Wein geeignet. Trotz synthetischer Korken und Drehverschlüsse ist Kork Winzerliebling – zwei Drittel aller jährlich produzierten Flaschenverschlüsse sind aus Kork. Dennoch: Als Korken mehr und mehr durch Metallverschlüsse und künstlichen Kork ersetzt wurden, begannen die Korkproduzenten umzudenken und kreierten Mode- und Dekoaccessoires, eine neue Designer-Generation tobte sich aus und erdachte vorher Undenkbares: Schuhe, Taschen, Krawatten, Gürtel, Hüte, Regenschirme – alles aus Kork.
Kork ist kostbar
Kork ist ein nachwachsender Rohstoff. Trotzdem gehört er nicht in den Müll – aus mehreren Gründen. Allein in Deutschland wandern alljährlich 1,2 Millionen Korken in die Tonne. Bei der Abfallbeseitigung, also bei der Korkverbrennung, entstehen durch den hohen Harzgehalt giftige Gase. Dazu kommt, dass das natürliche Nachwachsen von Kork auch in Portugal gar nicht mehr so selbstverständlich ist: Eukalyptusplantagen, die für die Papierindustrie angepflanzt werden, entziehen den Böden das Wasser. Korkeichenhaine in der Nähe von Eukalyptusanpflanzungen sind oft noch tief im Boden ausgetrocknet, es fehlt das notwendige Wasser zum Wachsen, das ökologische Gleichgewicht ist nachhaltig gestört. So könnte also der vielseitige Rohstoff in Zukunft immer kostbarer werden.
© lookphotos/Karl Johaentges
Wasserdicht und ultraleicht. Und der Korkkreativität scheinen keine Grenzen gesetzt zu sein.
Dem Kork Auf Der Spur
Die Korkfabrik Nova Cortiça bietet alle möglichen Besichtigungstouren an: Führungen durch die Fabrik und durch den Korkwald oder zweieinhalb Stunden, die Sie fast zum Experten machen. Und Sie können, weil es so gut passt und schmeckt, auch gleich noch eine Wein- oder Champagnerprobe dazubuchen. Vielleicht nehmen Sie sogar einen Kork-sessel mit – ist ja leicht … www.novacortica.pt/visite
Wind Und Wetter Und Der Zahn Der Zeit
Die Grotte von Benagil ist ein fantastisches Naturwunder. Wäre sie von Menschenhand geschaffen – man würde die Architekten mit Preisen überschütten. Und sie ist nicht das einzige naturgewaltige Kunstwerk an der Algarveküste …
© Adobe Stock/mrvisual
Mittags fallen die Sonnen- strahlen senkrecht in die Gruta de Benagil.
EIN kreisrundes Loch im Höhlendach, durch das der Himmel zu sehen ist – wie im Pantheon in Rom. Zur »Kathedrale von Benagil« kann man aber nicht einfach über eine Piazza gehen. Wer die Gruta de Benagil besichtigen will, muss ins Boot oder ins Wasser, der Zugang zur Höhle liegt an der Meerseite. Die schönsten Sehenswürdigkeiten der Algarve hat die Natur geschaffen, heißt es. Und es stimmt: Die Zeit und die Elemente haben an dieser Architektur gearbeitet, haben ein großes Loch in die Höhlendecke »gefräst«, durch das die Sonnenstrahlen mittags senkrecht einfallen – da wird man ehrfürchtig. Eine ganz eigentümliche Stimmung ist im Innern, ein...