Die Dämonen Sind Los
»Kurenti« werden die Wesen genannt, die aussehen, als seien sie Freunde des Teufels und geradewegs der Hölle entstiegen. Sie sind von Kopf bis Fuß in Schafsfell gekleidet, haben eine lange rote Lederzunge und martialische Hörner. Wer es wagt, ihnen in die Quere zu kommen, wird mit der Igelkeule »gestreichelt«.
© Huber Images/Tuul & Bruno Morandi
Kurrenti in dicken Schaffellen treten an Karneval im Städtchen Ptuj in Aktion.
Ein Heidenspektakel
Nicht der Karneval allein, schon die Vorfreude auf ihn will ausgekostet sein: Schon Monate zuvor, genauer gesagt am St. Martinstag (11. November), wird auf dem Rathausplatz von Ptuj, das offiziell – wie Mainz – zur »Europäischen Vereinigung der Karnevalsstädte« gehört, der Kurentovanje-Prinz gekürt, danach werden während langer Wintertage die Kostüme vorbereitet.
Anfang Februar ist es endlich so weit. Am 2. Februar, dem christlichen Lichtfesttag (Candlemas), pünktlich um Mitternacht wird im Dorf Budina bei Ptuj ein großes Feuer entzündet. Männer schnallen sich riesige Kuhglocken um den Bauch und schwingen tanzend einen Holzstab: Das wilde Kurentovanje-Treiben ist eröffnet. Am Samstag, eine Woche vor Fastnachtssonntag, übergibt der Bürgermeister das Zepter an den Kurentovanje-Prinzen, der für die Dauer des Fests die Macht in der Stadt übernimmt.
In den Folgetagen geht es hoch her: Masken werden vorgestellt, Glühwein macht die Runde, Deftiges wird verputzt. Wichtigster Tag ist der Faschingssonntag. »Lanzenträger« mit geschmücktem Hut, einer Schärpe in Nationalfarben und bunt bewimpeltem Stab schreiten der Prozession voran. Es folgen ihnen die »Pflüger«, die das Dorf einst am Ende des Winters mit einem magischen Kreis umpflügten und so vor Unheil schützten. Begleitet werden sie von »Pferden« – Männern im Holzgeschirr oder unter riesigen, blumenbesetzten Hüten. Neben ihnen schreitet der »Einpeitscher« daher.
Frauen ziehen einen Leiterwagen mit einer männlichen Strohpuppe, dem »Bräutigam«. Ihnen folgen Holzfäller, die aus einem Stamm Holzstücke sägen. Sie verteilen diese an junge Frauen, denen sie zurufen: »Wenn du keinen aus Fleisch willst, nimm’ einen aus Holz!«
Dann kommen »Rusa«, pferdeähnliche Wesen, die allerdings mit ihrer langen Schafszunge vorn und luftgefüllter, den Hodensack repräsentierender Schweinsblase hinten eher wie Dämonen anmuten. Noch gruseliger wirken die »Bären«: von Kopf bis Fuß in Schafsfell gekleidete Männer, die auf junge Frauen losgelassen werden. Zwei Figuren repräsentieren die Geister der Toten: eine »alte Frau, die den Mann Huckepack trägt«, und ein »alter Mann, der die Frau trägt«. Die furchterregendsten Gestalten aber sind natürlich die Kurenti …
Vertreibung der Wintergeister
Karneval/Fasching, ein archaisches Fest, wurde auch in Slowenien schon lange vor Einführung des Christentums gefeiert. Mit ihm vertrieben die Menschen die bösen Geister des Winters und läuteten die Zeit des Frühlings und neuer Fruchtbarkeit ein, die gute Ernten und prall gefüllte Speisekammern bringen sollte. Die Verkleidung half den Menschen dabei, in eine »andere Existenz zu schlüpfen«, um so Kontakt zu Geistern, Göttern und Vorfahren aufzunehmen. Völlerei und Sauferei gehörten zwingend zur Maskerade, denn nur wer alle Alltagsfesseln abstreifte, konnte Zugang zu den »Überirdischen« erlangen. Nur mit ihrer Hilfe, so glaubten unsere Vorfahren, würde die Ernte üppig ausfallen.
Die Wilden Kerle von Ptuj >>>
Einen würdigeren Ort hätten sie kaum finden können, die Kurenti, zottelige Wesen mit Hörnern, bleckenden Zähnen und Igelstachelkeule, die bösen Geister des Schlosses Ptuj >>>. Während sie nachts wer weiß was treiben, sind sie tagsüber mucksmäuschenstill, tun so, als könnten sie keiner Fliege etwas zuleide tun. Wenn Sie also am helllichten Tag in die Burg gehen, könnten die Monster Sie in Ruhe betrachten und sich vorstellen, mit dem Netz, das sie stets bei sich tragen, Ihre Seele einzufangen. Denn darauf sind sie aus in der Zeit des Karneval ….