Diagnose und Behandlungsmöglichkeiten
Morbus Basedow beginnt in der Regel schleichend. Der Betroffene bemerkt Symptome wie innere Unruhe und hält das irgendwie noch für normal. Vielleicht kennt er diese Symptome aus Belastungssituationen, doch nun bleibt diese Reaktion, wird nachhaltiger. Vielleicht ist er von Natur aus ein ängstlicher Mensch – und jetzt scheinen sich diese Ängste zu verstärken und zu häufen. Geht der Betroffene dann zum Arzt, findet dieser oft »nichts«, registriert Normalwerte, beruhigt zunächst im Gespräch. Doch die »Nervosität« gräbt sich immer tiefer in den Körper ein. Irgendwann wird dann doch eine Schilddrüsenüberfunktion diagnostiziert und es wird festgestellt, dass auch Antikörper gegen Schilddrüsengewebe im Blut vorhanden sind. Der TSH-Wert, also der Wert des Hormons, das die Schilddrüse stimuliert, ist zu diesem Zeitpunkt meist nicht mehr messbar, weil auch Antikörper gegen den TSH-Rezeptor vorhanden sind. Plötzlich wird die Diagnose Morbus Basedow gestellt – und dabei wird in der Regel auch gleich dramatisiert: »Um Himmels Willen«, heißt es, »wir müssen operieren. Sie wollen nicht operieren? Dann müssen wir bestrahlen! Ach, das wollen Sie auch nicht? Nun gut, dann versuchen wir es mal mit einem Schilddrüsenblocker, aber nicht zu lange, weil nämlich die Leber darunter leiden kann.«
Es sind ärztliche Ratlosigkeit und Routine, die hier Hand in Hand gehen und sich dabei verbünden, einem Menschen mit Übersteuerung der Schilddrüse gleich das Organ rauben zu wollen. Damit der Betroffene aber auch mitmacht und diese Therapien über sich ergehen lässt, wird ihm häufig Angst gemacht. Und das ist das Schlechteste, was ein Arzt in dieser Situation überhaupt tun kann. Der ohnehin ängstliche Mensch, der gerade einen Basedow-Schub erlebt, verfällt durch den Fluch, den der Arzt auf diese Weise ausspricht, in Panik. Er ist nicht informiert, und glaubt, nun fachlich korrekt informiert zu werden. Aber oft ist es nur Panikmache und Aktionismus, was hier geschieht. Nur selten muss ein Morbus Basedow radikal behandelt werden. Meist bringt eine Umstellung auf jodarme Ernährung bereits eine Verbesserung. Aber davon wollen viele behandelnde Ärzte meist nichts wissen. Sie ordnen lieber eine Operation an, verschreiben ein Medikament und kündigen Konsequenzen wie Herzschäden oder gar ein extrem erhöhtes Sterberisiko an, wenn sich der Betroffene weigert.
Auch das Internet ist hier keine große Hilfe. Sicherlich wird hier auch informiert. Vor allem aber wird dramatisiert. Es werden schreckliche Bilder gemalt, die im Einzelfall nur sehr selten zutreffen. Eine sachliche und den durchschnittlichen Verlauf treffende Beratung erfolgt nur selten. Wohl aber trifft man auf die Ängste der Menschen, die diese Diagnose erhalten haben, und lässt sich davon anstecken. Und wer dann in Foren und Diskussionsgruppen als Berater auftritt, ist nur selten Therapeut oder aktiver Arzt, der aus der eigenen Betreuung Basedow-Fälle kennt. Vor allem tummeln sich im Internet Angehörige des medizinisch-industriellen Komplexes, die dort schreiben, um Menschen zu Operationen, Bestrahlungen oder medikamentösen Therapien zu verleiten, an denen sich etwas verdienen lässt.
Warum eigentlich diese Hysterie? Der Morbus Basedow beruhigt sich doch oft von selbst. Darüber hinaus gibt es viele Menschen, die über Jahre ohne besondere Therapie mit einer Schilddrüsenüberfunktion und dieser Autoimmunerkrankung leben können. Solche Fälle kenne ich zur Genüge. Ich will damit nicht sagen, dass ich das gut finde, aber der Mensch hält ganz schön was aus. Viele Patienten, die die Ratschläge der Ärzte in den Wind schlagen, kommen oft lange Zeit ganz gut zurecht, und geraten nur sehr selten – und vor allem dann, wenn noch eine Jodvergiftung hinzukommt – in eine Herzschwäche. Aber die Kassenarztmedizin schaltet beim Morbus Basedow schnell auf Autopilot. Zwar wird zunächst häufig mit einem Schilddrüsenblocker und einem Betablocker behandelt, doch wenn es die geringsten Probleme gibt, wird direkt zur Operation geraten. Das geschieht auch, wenn die Befindlichkeit und die Laborwerte deutlich zeigen, dass es in die Richtung einer Heilung geht. Da schleicht sich oft ein sadistisches Element ein. Patienten, die eine radikale Behandlung abgelehnt haben, können in den Augen mancher Ärzte nichts mehr richtig machen, und selbst wenn die Betroffenen alle objektiven Zeichen einer Heilung aufweisen, werden ihnen immer noch Flüche nachgeschickt. Glücklicherweise gibt es auch mitfühlende und weltoffene Ärzte, die die Größe haben, persönliche Heilerfolge ihrer Patienten zu erkennen und anzuerkennen.
Es ist ein großes Problem, dass nur wenige Ärzte Erfahrung mit der Behandlung des Morbus Basedow haben und dass Heilpraktiker oft auch vor der Verantwortung der Behandlung dieser Krankheit zurückschrecken. Deshalb wird ja so viel gedroht und Angst eingejagt, da niemand Verantwortung für den Patienten übernehmen möchte. Sobald eine Operation erfolgt ist, hat man als Therapeut »alles« gemacht, selbst wenn die OP schiefgelaufen sein sollte und der Patient nun nicht nur einen Morbus Basedow hat, sondern beispielsweise auch eine Stimmbandlähmung. Oder wenn er mit den Tabletten nicht zurechtkommt, die nun lebenslang einzunehmen sind.
Im Praxisalltag läuft es also so: Entweder der Basedow »spurt« innerhalb weniger Monate, in denen bremsende, blockierende Arzneien verordnet werden, und erweist sich als »brav«, oder es wird gleich die »definitive« Behandlung angeraten. Der Wunsch der Ärzte, eine verfahrene Situation auf diese Weise mit einem Schwertstreich lösen zu wollen, ist so alt wie die Geschichte von Alexander dem Großen, der den gordischen Knoten einfach zerschlug, anstatt das Knifflige der Situation anzuerkennen. Die Irrungen und Verwirrungen eines Menschen, der in der Basedow-Krise landet, sind ähnlich schwierig aufzulösen, und in seiner Aufgeregtheit und seelischen Zerfaserung strahlt der Patient oft auch selbst die Aura eines unlösbaren Falles aus. Also entfernt die Medizin lieber das Organ, in dem sich dieses unentwirrbare Knäuel gebildet hat, durch einen Schwertstreich oder mit der Strahlenkanone. Aber genauso wenig wie der gordische Knoten damals durch diese radikale Maßnahme gelöst wurde, ist das beim Morbus-Basedow-Patienten der Fall, die operiert werden. Der »Knoten« wird auf körperlicher Ebene entfernt, doch alles Übrige ist noch vorhanden: das soziale Umfeld, die eingeübten Reaktionsweisen, die alten Verletzungen, die ungelösten Ehekonflikte und vieles andere mehr. Das Gehirn hat das abgespeichert, ebenso wie wahrscheinlich jede Körperzelle. Und da nun die Schilddrüse nicht mehr existiert, die zuvor alles abgefangen hatte und in der Folge daran litt, fehlt nun auch die Möglichkeit, auf naturgemäße Weise den Knoten zu entwirren. Es muss ein anderer Weg gefunden werden, aber dieser wird wahrscheinlich noch mühevoller, noch fordernder, noch schwieriger sein.
Eine Operation kann hilfreich sein, wenn die Augen der Patienten immer weiter heraustreten, sich Sehstörungen ausbilden und man um das Augenlicht fürchtet. Das sind verzweifelte Fälle, wie sie zwar nur wenige Basedow-Patienten erleben, aber es gibt sie, und dann ruft die Medizin zu Recht zu schärferen Lösungen. Hier wird dann zuerst mit Corticoiden versucht, das Immunsystem lahmzulegen, und wenn das nicht geholfen hat, werden die Augen mit der Röntgenkanone bestrahlt, wohl wissend, dass die Augen danach nie wieder so leistungsfähig und gesund sein werden wie vorher. Bevor Ärzte allerdings zu diesen extremen Maßnahmen greifen, operieren sie vorher oft lieber die Schilddrüse heraus, da sie wissen, dass es vorkommen kann, dass danach der Morbus Basedow in sich zusammenbricht. In vielen Fällen, doch bei Weitem nicht allen, ist das auch der Fall.
Diese schlimmen Verläufe sind sehr selten. Wirklich sehr selten. Doch ein Hauch dieser Dramatik steht bei jeder neuen Diagnose des Morbus Basedow im Raum, und dies erklärt auch, warum viele Ärzte lieber gleich radikal an die Krankheit herangehen wollen, bevor sie einen Schaden anrichtet. In dieser Situation werden nicht selten alle Patienten über einen Kamm geschoren. Eine Differenzierung bezüglich des Schweregrades der Krankheit und ihrer Intensität findet gar nicht statt. So kann es passieren, dass man vielen Patienten nicht gerecht wird. Denn eigentlich spürt der Betroffene ja selbst, womit er es zu tun hat und wie schwerwiegend das ist, was er hat. Er spürt es, sofern er nicht durch schlechte Prognosen und ärztliche »Drohungen« manipuliert wird.
Aufgrund dieses eingeschliffenen Mechanismus in den meisten Arztpraxen suchen viele Patienten mit Morbus Basedow eine Alternative. Sie können einfach nicht glauben, dass so hart, so mitleidlos agiert wird, und wollen wissen, ob das gerechtfertigt ist. Sie spüren auch, dass diese harte Behandlung der Natur der Krankheit und des Organs, das davon befallen ist, nicht...