Nach hinreichender Eingrenzung des zu analysierenden Erkenntnisgegenstandes wurde mit der Suche nach wissenschaftlichen Beiträge zum Thema in Online-Katalogen begonnen. Den Ausgangspunkt der Recherche bildete der Online-Katalog der Universitätsbibliothek Hagen. Als Suchbegriffe wurden darin nacheinander die Schlagwörter „Geschäftsregel“, „Geschäftslogik“, „regelbasierte Systeme“, „Business Rule“, „Business Rule Engine“, „OMG Semantics of Business Vocabulary and Rules” und „RuleML“ verwendet, und die Treffer einer individuellen Sichtung unterzogen. Voraussetzung für eine Wertung als Treffer war dabei eine explizite Adressierung des Themas „Geschäftsregeln“ als Gegenstand des Erkenntnisinteresses.
Dieselbe Vorgehensweise wurde im Anschluss auf die Datenbanken der DigiBib, einem Angebot des Hochschulbibliothekszentrums des Landes Nordrhein-Westfalen, sowie auf die Online-Recherche-Funktion der Literaturverwaltungssoftware Citavi angewandt. Weitere Suchanfragen wurden mit dem Schlagwort „Business Rule“ an die Suchmaschinen Google Scholar und CiteSeer gerichtet.
Die Recherche ergab, dass das Thema Geschäftsregeln vorwiegend in Beiträgen zu Fachtagungen und wissenschaftlichen Zeitschriften behandelt wird. Durch den Verweis auf Tagungen und Workshops speziell zum Thema Geschäftsregeln ergaben sich Anknüpfungspunkte zu weiteren Recherchen. Dabei wurde u. a. ein Service der Universität Trier genutzt, die eine umfassende Übersicht über Fachtagungen aus dem Bereich Wirtschaftsinformatik und eine entsprechende Suchfunktion zu deren Beiträgen und Autoren zur Verfügung stellt:
http://www.informatik.uni-trier.de/~ley/db/
Eine Vielzahl von Beiträgen konnte direkt über diesen Service sowie über Online-Angebote von Verlagen und Organisationen bezogen werden. Schließlich wurde auch auf das Online-Angebot der sog. Business Rules Group (BRG) zugegriffen, einem US-amerikanischen Expertenkreis aus Beratern der IT-Branche[34], der im Jahr 1997 aus der zur Definition und Kategorisierung von Geschäftsregeln gegründeten Projektgruppe GUIDE hervorgegangen war und den Business Rules-Ansatz sowie die wissenschaftliche Forschung dazu erheblich beeinflusst hat:
http://www.businessrulesgroup.org/home-brg.shtml
Beiträge, die nicht direkt über das Internet bezogen werden konnten, wurden in kopierter Form über die Universitätsbibliothek angefordert. Schließlich wurden auch die Literaturverzeichnisse der gesammelten Publikationen untersucht, und nach den Kriterien der Literaturselektion ggf. weitere Beiträge ausgewählt[35].
Insgesamt konnten durch die Suche in Online-Katalogen und die sich daran anschließenden Recherchen mehrere hundert relevante Beiträge identifiziert werden.
Neben Online-Suchmaschinen wurden auch gezielt einzelne, namhafte Fachzeitschriften und –tagungen betrachtet, um aus dem Raum, welcher der Behandlung des Themas Geschäftsregeln darin gegeben wurde, Rückschlüsse auf die in der Wirtschaftsinformatik beigemessene Bedeutung ziehen zu können. Finden sich in diesen thematisch breit gefächerten Publikationen keine Beiträge, so ist die Bedeutung des Themas aus wissenschaftlicher Sicht gering einzustufen.
Eine Vorstellung der wichtigsten Zeitschriften der Wirtschaftsinformatik im deutsch- und englischsprachigen Raum, deren Beiträge wissenschaftlichen Ansprüchen genügen, findet sich bei Heinrich/Heinzl/Roithmayr[36]. Weitere Empfehlungen wurden der Online-Fassung der Enzyklopädie der Wirtschaftsinformatik entnommen[37].
Tabelle 1 enthält eine Übersicht über die Anzahl der wissenschaftlichen Beiträge in den selektierten Periodika mit inhaltlichem Bezug zu Geschäftsregeln, sofern sich diese Themensetzung an Titel und Abstract erkennen ließ:
Tab.1: Periodika mit Beiträgen zum Thema Geschäftsregeln
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Außerhalb der betrachteten Jahrgänge wurde im Rahmen anderweitiger Recherchen ein weiterer Beitrag in der Zeitschrift „Wirtschaftsinformatik“ aus dem Jahr1995 identifiziert[40].
Im Bereich der Fachtagungen können als für den europäischen Raum repräsentativ die seit 1993 jährlich abwechselnd stattfindende „Internationale Tagung Wirtschaftsinformatik“ und „Multi-Konferenz Wirtschaftsinformatik“ gelten, bei der in den Anfängen ca. 40 bis 50, in späteren Jahren dann bis zu weit über 100 Beiträge behandelt wurden. Eine Überprüfung der auf der o. g. Homepage der Universität Trier veröffentlichten Tagungsinhalte[41] hat ergeben, dass lediglich jeweils ein einziger Beitrag mit Bezug zum Thema Geschäftsregeln darin enthalten war[42].
Ergänzend sei erwähnt, dass sich seit Ende der 1990er Jahre eigenständige Tagungen und Workshops mit Ausrichtung auf Geschäftsregeln herausgebildet haben, z. B. das seit 2002 unter wechselnder Bezeichnung stattfindende „Rule Symposium[43]“ sowie der einmalige Workshop „Tools and Environments for Business Rules“ im Rahmen der „European Conference on Object-Oriented Programming (ECOOP)“. Dennoch ist mit Blick auf die repräsentativen Fachzeitschriften und Fachtagungen der Wirtschaftsinformatik die Bedeutung des Themas Geschäftsregeln zusammenfassend als gering einzustufen.
Als Literaturquellen der Wirtschaftsinformatik kommen insbesondere Monografien in Betracht. Neben Dissertationen wurden ca. 20 Monografien identifiziert, die in erster Linie eine Umsetzung des Business Rules-Ansatzes oder bestimmter Aspekte davon in der Praxis adressieren. Auch wenn diese Monografien nicht in erster Linie auf wissenschaftliche Belange ausgerichtet sind, haben einige davon das Forschungsfeld erheblich beeinflusst, und werden dementsprechend auch in den gesichteten wissenschaftlichen Beiträgen regelmäßig zitiert. Sofern dies im Einzelfall zutrifft, wurde diese Monografie mit berücksichtigt.
Zur Kategorisierung von Schwerpunkten betrachteter Publikationen werden an dieser Stelle, in Anlehnung an den Aufbau dieser Arbeit, folgende Aspekte des Business Rules-Ansatzes eingeführt:
Tab. 2: Aspekte des Business Rules-Ansatzes
Diejenigen Monografien, die den Themenbereich der Projektierung adressieren, bereiten zugleich Informationen zu den übrigen Themenbereichen auf, betten diese jedoch in ein explizites Vorgehensmodell ein. Von Halle schlägt mit ihrer „STEP-Methodologie“ etwa die Einführung eines geschäftsregelbasierten Systems in 15 Schritten vor. Eine Gegenüberstellung der verschiedenen Vorgehensmodelle liegt zwar außerhalb des inhaltlichen Spektrums dieser Arbeit. Soweit bei der Beschreibung der Vorgehensmodelle auch die übrigen Themenbereiche behandelt werden, fließen diese Betrachtungen jedoch in die Arbeit mit ein.
Nachstehende Tabelle enthält eine Übersicht über die für diese Arbeit gesichteten Monografien, deren Autoren, Erscheinungsjahre und inhaltliche Schwerpunkte. Als Schwerpunkt werden Aspekte dann gewertet, wenn ihnen mindestens ein Kapitel der obersten Gliederungsebene gewidmet ist. Auf den Themenbereich „Begriff und Bedeutung“ wird in allen betrachteten Monografien in einem oder zwei einleitenden Kapiteln eingegangen, der Aspekt wird daher nicht mehr explizit aufgeführt.
Tab. 3: Übersicht über die Monografien
Berücksichtigt man die Implikation der anderen Aspekte durch den Aspekt der Projektierung, ist zusammenfassend festzustellen, dass sich die Mehrzahl der betrachteten Monografien mit Aspekten der Modellierung oder Implementierung von Geschäftsregeln beschäftigt.
Aufgrund der enormen Zahl relevanter Beiträge in wissenschaftlichen Fachzeitschriften sowie Tagungsbänden zu wissenschaftlichen Fachtagungen war nach bestimmten Selektionskriterien eine Auswahl zu treffen, welche Beiträge in die Auswertungen dieser Arbeit einfließen sollen. Im Rahmen dieser Selektion waren auch vereinzelte Forschungsberichte und Beiträge in Sammelwerken zu berücksichtigen. Aus Gründen der Vereinfachung werden nachfolgend alle genannten Typen wissenschaftlicher Arbeiten gleichermaßen als „Artikel“ bezeichnet.
Im Rahmen der initialen Literatursuche konnten nur sehr wenige Artikel identifiziert werden, die geeignet waren, zur Strukturierung der wissenschaftlichen Literatur zum Forschungsgebiet beizutragen....