Erleuchtet sein bedeutet, die alltägliche Wirklichkeit wahrzunehmen
Gott ist das Universum. Wir sind alle Teil dieses Ganzen. Wenn wir aus unserer natürlichen Intelligenz heraus handeln, handelt Gott, und wenn wir eine neue Idee haben, sind wir der Teil Gottes, der eine neue Idee erdacht hat.
Das ganze Universum ist der Geist Gottes, seine Gedanken bilden den Fluss des Lebens. Wenn wir beten, bilden wir in seinem Gehirn eine intelligente Synapse, durch die weder Gewalt noch Unrecht ausgelöst wird.
Religion ist ein generischer Begriff und steht für unsere Verbindung zum Universum sowie für die Verbindung von Gott und dem Universum zu uns. Nichts sollte dir wichtiger sein als deine Religion. Sie zeigt sich darin, wie du mit den Menschen tatsächlich umgehst, und nicht durch den Namen, den du ihr gibst. Deine Religion sollte dir das Leben im Alltag erleichtern. Das bedeutet aber nicht, dass du dich nicht mehr anstrengen musst, sondern die Anstrengung soll dir sinnvoll erscheinen. Sie sollte dir helfen, den Dreh zu finden, wenn du mit deinem Kind nicht zurecht kommst.
Deine Religion soll dir helfen, wenn du ein Kind gebärst und sie soll dir helfen, wenn du den Tod eines geliebten Menschen zu betrauern hast. Sie sollte dir helfen, den Weg durch die schwierigen Abschnitte des Lebens zu finden.
Die Religion ist in den Herzen der Menschen. Was unsere Gesellschaft wirklich braucht, ist eine tiefgreifende religiöse Erweckung. Das mag in Anbetracht der unzähligen Fundamentalisten um uns herum seltsam klingen. Für mich ist es ein Hinweis darauf, dass unsere spirituellen Fertigkeiten nicht mehr gebraucht werden und durch all die Jahre der Vernachlässigung vor sich hin rosten. Wir wissen fast nichts über Religion, haben aber ein so starkes Bedürfnis danach, dass viele auf alles aufspringen, was gerade vorbeikommt.
Unsere Kultur ist durch Aberglauben verwildert. Wenn ein Flugzeug abgestürzt ist und dann jemand, der den Abflug verpasst hat, sagt, »offenbar hat Gott noch eine Aufgabe für mich«, möchte ich ihn am liebsten fragen: »Was ist denn mit den Menschen, die sich nicht verspätet haben und nun tot sind? Waren das alles schlechte Menschen? War dieser Tod für sie vorherbestimmt?«
Die Vorstellung, dass Gott ein alter, weisshaariger Gentleman ist, der hinter einem für ihn durchsichtigen Spiegel sitzt und ab und zu einen Mensch, der ihm nicht in den Kram passt, einfach wegzappt, ist ein übler Aberglaube.
Diese Denkweise führt zu Religionskriegen und zum irrigen Glauben, das Gott möglicherweise die Christen lieber hat als die Buddhisten, die Juden lieber als die Moslems, oder die Katholiken lieber als die Protestanten, und sich deshalb in den Kriegen der Menschen auf die eine oder andere Seite schlägt. Diese Denkweise ist die Ursache des Jihad, des »heiligen« Krieges.
Im Islam wird oft vom Willen Allahs gesprochen. Ich meine, wir können den Willen Allahs immer erst im Nachhinein wirklich verstehen. Man kann stundenlang einem Prediger zuhören, ohne auch nur einen Hauch von Religion oder Erleuchtung zu spüren. Sie sind, wie es die Wassersucher nennen, »ein trockenes Loch.«
Wenn wir Religion auf rechte Weise leben, müssen wir auch die unglaubliche Hingabe würdigen, mit der die Erleuchtung von Generation zu Generation über Tausende von Jahren weitergegeben worden ist. Im Buddhismus reicht diese ununterbrochene Weitergabe der Botschaft mehr als 2500 Jahre zurück. Im Christentum sind es 2000 Jahre und in der vedischen Kultur bis 3500 Jahre. Die Christen glauben, dass, wenn man ein Christ wird, man sich sozusagen durch ein über 2000 Jahre langes Verlängerungskabel an eine garantiert reine Energiequelle anschließt. Das verdient unseren Respekt. Man kann diese reine, heilige Energie aber auch hier in der modernen Zeit finden. Auch dies verdient unseren Respekt.
Zum Erbe der Menschheit gehören unter anderem auch spirituelle Erfahrungsebenen. In einer Welt, in der vor allem der materielle Erfolg zählt, vergessen die Menschen manchmal, sich auf diese feinen Schwingungen einzustimmen. Sie vergessen bisweilen für Generationen, wie man es überhaupt macht. Findet man den Zugang wieder, ist es immer ein gewaltiger Flash.
Wenn du mit dieser spirituellen Schwingung Verbindung aufnimmst, nimmt sie auch Verbindung mit dir auf. Du brauchst niemand, der zwischen dir und Gott den Vermittler spielt.
Viele Menschen haben vergessen oder wussten vielleicht gar nie, dass die Methodisten nach Amerika kamen, weil sie in England Probleme hatten. Der Grund war, dass sie nicht einfach beteten und Gott um Vergebung baten, sondern sich grundsätzlich mit bestimmten Methoden selbst auf spirituell höhere Ebenen heben – high sein – wollten. In diesem Sinne ist ein Methodist ein Yogi. Yoga ist die Distanz zwischen dem Ort, wo du bist, und dem Ort, wo du hin willst. Für die einen bedeutet Yoga, sich gerade aufzurichten, für andere, sich nicht zu gerade aufzurichten. Beim Versuch, die persönlichen Rezepte der anderen Menschen nachzuahmen, entstanden einige der dümmsten Dinge der Hippiebewegung.
Viele Menschen glauben, dass Karma etwas mit Gerechtigkeit zu tun hat, aber es ist nicht wirklich so. Karma kann sehr verdeckt wirken – etwa wenn ein Baby zufällig Opfer einer Bandenschiesserei in einer üblen Gegend wird. Das Karma in dieser Situation ist, dass die Eltern arm, schwarz oder Latinos sind, Menschen, die oft in einer solchen Gegnd wohnen müssen. Wir dürfen ein solches Karma nicht einfach ignorieren und denken, da es ja bloss eine einzelne Person betrifft, ist es nicht so schlimm. Zugegebenermassen bedarf es einer sehr entwickelten Intelligenz, um ein solches Karma als gerecht zu bezeichnen, falls das überhaupt möglich ist.
Ich ehre die alten Religionen, wie Buddhismus, Christentum, Judaismus und Islam, denn sie haben etwas sehr Bedeutungsvolles, das in den Herzen bestimmter Generationen vorgegangen ist, als ihr Heiligtum aufbewahrt. Ich studiere die verschiedenen Glaubensrichtungen am liebsten durch die Texte und das Leben ihrer Heiligen.
Die mystischen Christen nennt man Gnostiker. Sie entsprechen den Anhängern des Zen im Buddhismus. Im Judentum heissen die Mystiker Chassiden und im Islam Sufis. Wenn du ihre Schriften studierst, wirst du entdecken, dass sie eigentlich immer wieder über genau dieselben Phänome, Erfahrungen und Erkenntnisse sprechen. Ganz offensichtlich haben sie im gleichen Teich gefischt.
Mir scheint, dass der Buddhismus einen gewissen Dreh hat. Er hat etwas von einem Rätsel. Sobald du auf den Buddha abfährst, hast du ihn bereits verpasst. Es geht um den Boddhisattva. Wenn wir davon ausgehen, dass das Ziel des Buddhismus darin besteht, sich vom Rad der Wiedergeburt zu befreien und die Mühen der Welt auf dem Weg ins Nirwana hinter sich zu lassen, dann ist der Boddhisattva ein Erleuchteter, der das Rad der Wiedergeburt verlassen könnte, aber sich für die Wiedergeburt entschieden hat, um anderen zu helfen, sich zu befreien.Vielleicht ist es einfach der amerikanische Hippie in mir, aber der Weg des Boddhisattva scheint mir der edlere zu sein. Ich finde in den folgenden Zeilen den echten, inneren Sinn des Boddhisattva-Gelübtes:
Die verwirrenden Leidenschaften sind unerschöpflich.
Ich gelobe, sie auszulöschen.
Der Weg des Budhha ist unerreichbar.
Ich gelobe, ihn zu erreichen.
Die fühlenden Wesen sind unzählbar.
Ich gelobe, sie zu erlösen.
Die Wahrheit kann nicht erläutert werden.
Ich gelobe, sie zu erläutern.
Wenn ich bis hierher gelesen habe, fasse ich es meistens folgendermassen zusammen:
»Ich gelobe, nie aufzuhören Scheisse gegen die Strömung zu schaufeln.« Ich denke, es passt gut zur Idee des Zen, dass es keine Rolle spielt, ob du hellsichtig oder hellhörig bist, noch ob du Auras sehen kannst, wenn du am richtigen Ort bist. All solche Sachen sind rein fakultativ. Ich glaube auch, dass gewöhnliche Menschen erleuchtete Gedanken haben und für einen Augenblick wirklich erleuchtet sein können. Andererseits können erleuchtete Menschen gewöhnliche Gedanken haben und in diesem Augenblick nicht erleuchtet sein. Es ist nun nicht so, dass ich mich intensiv mit Yoga und Meditation beschäftigt habe. Ich habe lediglich die verschiedenen Religionen nach den wirklich wertvollen Dingen durchstöbert und dabei vor allem dort gesucht, wo ich ihre geheimen Verstecke vermutete. Meistens war das in Richtung Meditation und Erleuchtung.
Ich glaube an den freien Willen. Ich glaube nicht an Vorbestimmung. Der Glaube, dass die Zukunft voraussehbar ist, nimmt uns den freien Willen. Wenn du davon überzeugt bist, dass eh alles immer richtig herauskommt, hast du keine Möglichkeit mehr, das Geschehen mitzubestimmen.
Ich liebe die ethischen Lehren fast aller Religionen, und ich liebe die psychedelischen Zeugnisse, die uns ihre Heiligen hinterlassen haben. Aber ich glaube an keines ihrer Dogmen.
Ich meine, dass jeder von uns verpflichtet ist herauszufinden, wie die Welt wirklich ist. Unser Verhalten ist das Ergebnis dieses Erkenntnisprozesses und damit unsere echte, täglich praktizierte...