Eine einheitliche Abgrenzung der Begriffe Mittelstand bzw. kleine und mittelständische Unternehmen oder kleine und mittlere Unternehmen existiert nicht.[7] Obwohl es zahlreiche Definitionsversuche gibt, konnte bisher keine klare Sprachregelung gefunden werden.[8] In der Vergangenheit bezog sich der Begriff Mittelstand auf die Zugehörigkeit zu einer sozialen Schicht, verengte sich jedoch zunehmend auf die Gruppe der selbstständigen Erwerbstätigen. Heutzutage sind dem Begriff mittelständische Unternehmen solche Wirtschaftsunternehmen zuzuordnen, in denen ein Unternehmer als Kapitalgeber die Hauptverantwortung trägt und die eine bestimmte Größenordnung nicht überschreiten.[9]
Eine genauere Unterscheidung zwischen kleinen, mittleren und großen Unternehmen wird notwendig, wenn es um die Zuweisung von (gesetzlichen) Rechten und Pflichten geht. Es bedarf quantitativ und damit objektiv messbarer Größen, um eine gerechte Aufteilung zu erzielen. Eine solche Kategorisierung der Unternehmen ist notwendig, wenn es z. B. um die Gewährung von Fördermitteln oder die Festlegung des Umfangs der Bilanzierungspflicht geht.
Diesem Anspruch Rechnung tragend, erfolgt die Einordnung eines Unternehmens in eine bestimmte Größenkategorie i. d. R. anhand der Beschäftigtenzahl und/oder der Höhe des Jahresumsatzes. Andere Messzahlen wie Bilanzsumme, Eigenkapital oder Wertschöpfung sind jedoch denkbar.[10]
Dass es jedoch auch bzgl. der kritischen Werte kein einheitliches Verständnis gibt, zeigen die Abgrenzungen des Instituts für Mittelstandsforschung (IfM) und der Europäischen Kommission:
Tabelle 1: Mittelstandsdefinition des IfM Bonn (01.01.2002) [11]
Tabelle 2: Mittelstandsdefinition der Europäischen Kommission (06.03.2003)[12]
Die Europäische Kommission ergänzt die o. a. quantitativ orientierte Unterscheidung um eine qualitative Voraussetzung, nach der es sich um ein eigenständiges Unternehmen handeln muss, d. h. um ein Unternehmen, dessen Beteiligungsgrad unter 25 % liegt.[13] „Mittelständische Unternehmen sind […] durch die Eigentümerstruktur charakterisiert. Entsprechend sind definitorisch die kleinen und mittleren Unternehmen (auch quantitative Mittelstandsdefinition) einerseits und die Familienunternehmen (qualitative Mittelstandsdefinition) zu unterscheiden.“[14]
Neben den zuvor aufgeführten Definitionen muss die Klassifizierung des Mittelstandes durch die Softwareanbieter in Betracht gezogen werden. SAP z. B. spricht bei seinen Produkten für den Mittelstand von „Lösungen für kleinere und mittelständische Unternehmen“, wobei einerseits die Differenzierung über die Mitarbeiterzahl erfolgt, andererseits aber über die aus der Unternehmensstruktur und der benötigen IT-Infrastruktur gewachsenen Präferenzen. So werden hier Unternehmen mit 2.500 Mitarbeitern noch zu den kleinen und mittelständischen Unternehmen gezählt.[15] Einem ähnlichen Ansatz folgend, spricht das Softwarehaus Sage bei der Einteilung seiner Produktpalette von Lösungen für kleine Unternehmen, für mittlere Unternehmen und für den Mittelstand. Die Unternehmen werden nach Unternehmensgröße gestaffelt, wobei auch hier ein Augenmerk auf die Organisationsstruktur gelegt wird, so dass die Grenzen fließend sind. Im Sinne der o. a. quantitativen Definition werden Betriebe mit bis zu 1.000 Mitarbeitern angesprochen.
Die unterschiedlichen Größenkategorien in den quantitativen Mittelstandsdefinitionen zeigen die Komplexität eines einheitlichen Verständnisses des Zielsegments „Mittelstand“. Im Rahmen dieser Arbeit ist eine quantitative Eingrenzung des Mittelstandes nicht entscheidend. Die Begriffe Mittelstand bzw. kleine und mittelständische Unternehmen oder kleine und mittlere Unternehmen (KMU) können daher synonym verwendet werden, wobei diese grundlegend als rechtlich, wirtschaftlich und finanziell selbstständige Unternehmen zu verstehen sind.
Rund 3,4 Millionen Selbstständige und KMU sind in Handwerk, industriellem Gewerbe, Handel, Tourismus, Dienstleistungen und Freien Berufen wirtschaftlich aktiv. Mittelständische Unternehmen werden nicht grundlos als Rückgrat der deutschen Wirtschaft bezeichnet.[16] Sie
stellen 99,7 % aller Unternehmen in Deutschland dar,
erzielen 40,8 % aller steuerpflichtigen Umsätze,
stellen 70,5 % der Arbeitsplätze und
bilden 83,4 % aller Lehrlinge aus.[17]
KMU bewegen sich auf engen Märkten, die die Fähigkeit zu schnellen Reaktionen (Dynamik und Flexibilität) bei günstigen Konditionen (Effektivität und Effizienz) unter Wahrung hoher Qualitätsstandards erfordern. Die Fähigkeit, diesen Anforderungen gerecht zu werden und mit deren steigendem Niveau zu wachsen, ist eine zentrale Voraussetzung zur Erzielung, Aufrechterhaltung und zum Ausbau eines Marktvorteils.
Ein wichtiges Merkmal des Mittelstandes ist die in der qualitativen Definition dargelegte Einheit von Eigentum und Unternehmensführung, womit der Unternehmer in den Vordergrund rückt. Wie die angesprochene Definition impliziert, prägen Familienunternehmen und Selbstständige das breite Feld des Mittelstandes. Hier übt der Inhaber einen starken Einfluss auf die operativen Abläufe im Unternehmen aus und gibt die strategischen Richtlinien des Geschäftes vor. Andererseits bildet das Unternehmen die Existenzgrundlage für den Inhaber, was in der Folge wiederum direkte Auswirkungen auf dessen unternehmerisches Handeln hat.[18]
Es herrschen schnelle Informationswege vor, überschaubare Personalstrukturen mit vielen persönlichen Kontakten, flache Hierarchien und Kontinuität in Führungspositionen. Die Verteilung von Daten und Informationen (bzw. Wissen) erfolgt dabei häufig „face-to-face“; daher existieren meist nur geringe, oft eher unstrukturierte Dokumentationen des Firmenwissens, vorhandene IT-Systeme werden oft nur unzureichend genutzt. Die flachen, wenig komplexen Strukturen wirken sich positiv auf den vorwiegend persönlichen Kundenkontakt aus, die Nähe zum Kunden wird zum bewahrenswerten Marktvorteil.[19]
„Das Akronym ERP steht für Enterprise Resource Planning und ist als Fortführung von MRP (Material Requirements Planning) und MRP II (Manufacturing Resource Planning) zu verstehen.“[20]
Der Begriff MRP hat seine Wurzeln in den 60er Jahren. Es handelt sich um einen batchorientierten Planungsprozess, bei dem die Kapazitäten noch unberücksichtigt bleiben. Im Vordergrund stehen Bedarfsermittlung, Disposition, Lagerung und Bereitstellung der zur Fertigung benötigten Teile.[21]
MRP II als Weiterentwicklung von MRP bildet die Grundlage der meisten Produktionsplanungs- und -steuerungs (PPS) – Systeme, die nun auch die Kapazitäten berücksichtigen und Terminierungen ermöglichen. Mit Hilfe eines Ressourcenabgleichs zwischen Personal, Material, Maschinen und Finanzmitteln auf unterschiedlichen Planungsebenen wird der Schritt von einem Informations- zu einem Managementsystem vollzogen.[22]
Weitere „Überlegungen zur Effizienzverbesserung resultierten in der Geschäftsprozessorientierung. Die hierfür notwendige, informationstechnische Unterstützung gelang Mitte der 90er Jahre durch die Entwicklung integrierter Informationssysteme.“[23] Es wurde angestrebt, eine ganzheitliche Basis zu erschaffen, Unternehmensdaten zu vereinheitlichen und zu integrieren, um eine redundanzfreie Verarbeitung zu erreichen. Operative Funktionen wie z. B. Bestellung oder Warenbestandserhöhung wurden mit der wertorientierten Abrechnung und Verbuchung verknüpft. So konnten mit PPS-Systemen genauere Prognosen und Empfehlungen erstellt werden und die Unternehmensressourcen entsprechend gezielter verplant werden. Die Klasse der ERP?Systeme stellt eine Weiterentwicklung der MRP und MRP II?Systeme dar und realisiert die integrierte Informationsverarbeitung.[24]
Heute versteht man unter ERP „ein aus mehreren Komponenten bestehendes integriertes Anwendungspaket, das die operativen Prozesse in allen wesentlichen betrieblichen Funktionsbereichen unterstützt (Finanz- und...