Studienarbeit aus dem Jahr 2006 im Fachbereich Theologie - Vergleichende Religionswissenschaft, Note: 2, Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg (Institut für Religionswissenschaft), Veranstaltung: Religiöser Fundamentalismus. Theorien und Fallbeispiele, 29 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: Die vorliegende Arbeit untersucht die theologischen Konzepte sowohl des christlichen 'heiligen Krieges' als auch des islamischen '?ih?ds'. Beide Konzeptionen erfuhren im Laufe der Jahrhunderte starke inhaltliche Veränderungen, die in Reaktion auf die jeweiligen politischen Realitäten modifiziert und angepasst werden mussten. Bedingt durch die oftmals zweideutigen, mitunter sogar gegensätzlichen Aussagen der Bibel und des Korans hinsichtlich Gewaltanwendung und Friedensausübung, waren und sind dem interpretatorischen Spielraum bei der Auslegung einzelner Textstellen kaum Grenzen gesetzt. Im Gegensatz zum Islam, bei dem der '?ih?d-Gedanke' bereits von den frühesten Anfängen an eine wesentliche Rolle einnahm, wurde innerhalb des Christentums die Idee des 'heiligen Krieges' erst wesentlich später ausformuliert. Unter 'heiligem Krieg' soll - entsprechend der Definition C. Erdmanns - nur diejenige kriegerische Betätigung verstanden werden, deren spezifische Ursache die Religion bildet. D. h., kriegerische Betätigungen, die mit dem Beistand Gottes oder der Heiligen geführt wurden, oder solche, die geweihte Gegenstände mit in die Kampf-handlungen führten, fallen nicht unbedingt in die Kategorie 'heiliger Krieg'.
Im nun Folgenden wird zunächst der 'heilige Krieg' aus christlicher Perspektive, daran anschließend das diesbezügliche Verständnis aus islamischer Sicht behandelt, wobei insbesondere die wichtigsten und nachhaltigsten konzeptionellen Veränderungen bzw. Brüche im Mittelpunkt der Ausführungen stehen werden.
Zwei Aussagen Jesu könnten die vermeintlich pazifistische Botschaft des Neuen Testaments bekräftigen: 'Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Auge für Auge und Zahn für Zahn. Ich aber sage euch: Leistet dem, der euch etwas Böses antut, keinen Widerstand, sondern wenn dich einer auf die rechte Wange schlägt, dann halt ihm auch die andere hin.' In ähnlich starkem Kontrast zur Verständniswelt des Alten Testaments steht die zweite Aussage: 'Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Du sollst deinen Nächsten lieben und deinen Feind hassen. Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde und betet für die, die euch verfolgen, damit ihr Söhne eures Vaters im Himmel werdet;' Darf man diese überlieferten Worte noch als eine rein pazifistische Grundstruktur der Botschaft Jesu auslegen, so lässt folgende Aussage jedoch entgegengesetzte Interpretationen zu: 'Denkt nicht, ich sei gekommen, um Frieden auf die Erde zu bringen.
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