2Dämmmaßnahmen im und am bestehenden Gebäude
Viele Gebäude im Bestand sind inzwischen in die Jahre gekommen und sanierungsbedürftig – die richtige Zeit, um über sinnvolle energetische Maßnahmen nachzudenken. An Dach und Außenwand, im Kellerbereich, bei den Fenstern und selbst in der Heizungsanlage lassen sich dämmtechnisch Verbesserungen durchführen.
Abb. 2.1: Energetische Sanierungsmaßnahmen am und im Gebäude.
Sind Instandsetzungsmaßnahmen aber nicht primär erforderlich, können Sie frei wählen, welche Energiesparmaßnahmen an Ihrem Haus zuerst durchgeführt werden sollen. Je nachdem, welche finanziellen Mittel und Möglichkeiten zur Verfügung stehen, muss auch nicht alles in einem Zug gemacht werden, sondern kann in Stufen durchgeführt werden. Dabei ist dann die Gesamtplanung besonders wichtig. Die einzelnen Konstruktionen müssen aufeinander abgestimmt sein, damit sie mit den für einen späteren Zeitpunkt vorgesehenen Maßnahmen harmonieren und nicht zu Fehlinvestitionen oder zu Bremsblöcken werden.
2.1Das Dach – Schutz nach oben
Das Dach hat die Aufgabe, das Gebäude, die Bewohner und das Inventar vor den Einflüssen der Außenwelt zu schützen. Diese Funktion übernimmt die regensichere Dachhaut. Im unausgebauten Dachraum (zumeist Kaltdach) können Schäden an Dachhaut und -konstruktion gut auch von innen kontrolliert werden. In der Regel verfügen solche Dächer über eine ständige Querlüftung (von Giebel zu Giebel). Kleine Mengen eintretender Niederschlagsfeuchtigkeit oder Kondenswasserbildung unter der Dachhaut werden durch diesen Luftstrom abgelüftet, waren und sind damit unproblematisch.
Abb. 2.2: Energetische Maßnahmen im Bereich des Dachs
Als Kaltdach wird ein Dach bezeichnet, in dem der Dachraum offen (durchlüftet) ist und meist als Lagerfläche oder zum Wäschetrocknen verwendet wird. Im Winter entspricht die Temperatur im Dachraum in etwa der Außentemperatur. Der Dachraum diente früher (bevor man über Dämmung nachdachte) als Puffer zwischen dem Außen- und dem Wohnbereich.
Warum kann aber eine Dämmung im Dachbereich so sinnvoll sein? Warme Luft steigt nach oben und entweicht durch den kleinsten Ritz im Dach. Entscheidend ist beim Dachraum aber, ob dieser bewohnt werden soll oder als Dachboden zur Lagerung und zum Wäschetrocknen benutzt wird.
Abb. 2.3: Dach und Spitzboden, oberste Geschossdecke.
Vor einem geplanten Dachausbau sollten generell alle Holzteile gründlich auf einen möglichen Befall durch Holz zerstörende Insekten und Pilze untersucht werden. Befallene Holzteile sind entsprechend der DIN 68800 (Holzschutz) zu sanieren bzw. zu ersetzen.
Besteht nicht die Absicht oder die Möglichkeit, den Dachraum als Wohnraum zu nutzen, ist es wirtschaftlicher, lediglich die oberste Geschossdecke (Fußboden des Dachraums) zu dämmen und den Dachraum als Kaltdach zu belassen. Hier ist die Fläche kleiner und somit die Dämmung preiswerter und damit wirtschaftlicher (siehe Abschnitt 2.3.12 „Dämmung der obersten Geschossdecke“). Soll der Dachraum bewohnt werden, sollte die evtl. vorhandene Decke zum Spitzboden ebenfalls gedämmt sein. Ist der Spitzboden auch als Wohnraum nutzbar, ist die Dämmung bis in den Spitzgiebel hinein auszuführen.
Abb. 2.4: Dämmung bis in den Spitzgiebel.
Ein geeigneter Zeitpunkt zur Dachdämmung ist ein geplanter Dachausbau oder eine Erneuerung der Dacheindeckung. Im Umkehrschluss sollten Sie sich vor einer energetischen Dachsanierung Gedanken machen, ob das vorhandene Dach (Dachstuhl, Ziegel) saniert werden soll oder vom Zustand her erhaltenswert ist.
Ein gut gedämmtes Dach kann die Wärmeverluste des gesamten Hauses um rund 15 bis 20 % mindern. Im Winter könnten Sie bei einem schlecht gedämmten Dach zur Not noch heizen. Im Sommer dagegen schützt eine gute Dämmung vor übermäßiger Hitze. Bei intensiver Sonneneinstrahlung können unter den Ziegeln Temperaturen von über 60 °C entstehen. Wenn aber das Dachgeschoss in den Sommermonaten zur Sauna wird, lässt es sich schlecht nutzen.
Abb. 2.5: Nutzung des Dachraums.
2.1.1Geneigtes Dach
Das geneigte Dach unterscheidet sich vom Flachdach. Beim geneigten Dach kann sowohl von innen als auch von außen gedämmt werden. Die funktionalen und arbeitstechnischen Unterschiede werden nachfolgend erläutert.
Zunächst lassen sich beim geneigten Dach Auf-, Zwischen- und Untersparrendämmung unterscheiden. Während die Aufsparrendämmung – wie der Name besagt – oberhalb der Dachsparren und von außen angebracht ist, wird die Dämmung bei der Zwischen- bzw. Untersparrendämmung in der Regel von innen montiert, und zwar zwischen bzw. unter den Sparren, also den von der Traufe zum First laufenden Balken bzw. Trägern des Dachstuhls.
Abb. 2.6: Übersicht der Dämmungsvarianten: Auf-, Zwischen- und Untersparrendämmung.
Dämmung von außen mit Erneuerung der Dacheindeckung
Bei der Aufsparrendämmung werden Dämmmaterialien als druckfeste Dämmplatten oberhalb der Sparren so eingebaut, dass die Dämmschicht eine durchgehende Fläche bildet, auf die anschließend die Eindeckung (Ziegel) kommt. Der Vorteil aus bauphysikalischer und wärmeschutztechnischer Sicht liegt in der durchgehenden Dämmung. Da keine Sparren die Wärmeschicht unterbrechen, gibt es weniger energetische Schwachstellen in der Dämmhülle. Ein weiterer Vorteil: Bei einer Dachsanierung bleibt ein eventuell schon ausgebautes Dachgeschoss weitestgehend ungestört. Entscheidend für die Wahl einer Aufsparrendämmung ist auch die Optik im Dachraum. Durch die äußere Anbringung der Dämmung bleibt das Gebälk raumseitig erlebbar und kann so zu einer behaglichen Wohnatmosphäre beitragen.
Prüfen Sie vorab, ob für die Aufsparrendämmung eine Genehmigung erforderlich ist. Auskünfte erteilt die zuständige Baubehörde.
Es gibt viele sinnvolle Gründe, warum eine Dämmung von außen anzuraten ist.
Vorteile:
Ein optimales Unterdach und damit Feuchtigkeitsschutz kann eingebaut werden.
Die Dicke der Dämmschicht kann optimal gewählt werden.
Der Dachraum wird durch die Dämmmaßnahme nicht verkleinert.
Ein eventuell vorhandener Ausbau des Dachs bleibt unberührt.
Nachteile:
Ein höherer Aufwand bringt auch höhere Kosten mit sich.
Ziegel müssen aus- und eingedeckt werden.
Der Dachraum ist vorübergehend der Witterung ausgesetzt.
Eine Gerüststellung ist erforderlich.
Verschiedene Anschlussarbeiten (Dachrinne, Blecharbeiten, Dachfenster, Schornsteine usw.) sind erforderlich.
Der Baukörper vergrößert sich, die Proportionen verändern sich, evtl. sind auch Genehmigungen erforderlich.
Grobe Kosten für eine beauftragte Aufsparrendämmung einschließlich neuer Dacheindeckung: 220 bis 250 €/m2
Abb. 2.7: Prinzipschnitt der Aufsparrendämmung und des Dämmübergangs zur Hauswand
Eine Dämmung über den Sparren wird gern bei Neubauten und bereits ausgebauten Dächern im Bestandsbau gewählt. Die Aufsparrendämmung ist die effektivste Dämmung für das Dach und lohnt sich besonders dann, wenn das Dach neu eingedeckt werden muss. In der Regel kommen hier aufeinander abgestimmte Systeme zum Einsatz. Sie bestehen aus Dämmplatten, Halterungen und Folien (Unterspannbahn außen sowie Dampfbremse innen). Während die tragende Dachkonstruktion (Sparren) erhalten bleibt, entsteht nach außen hin ein völlig neues Dach. Es ist besonders auf eine ausreichende statische Verbindung zwischen den Sparren, der Aufsparrendämmung und der Lattung für die Ziegel zu achten, ohne dass dabei Wärmebrücken entstehen. Die statische Verbindung ist vor allem dann technisch zu lösen, wenn das Dämmmaterial nicht lastabtragend ist.
Abb. 2.8: Schubsicherung bei Materialien wie Zellulose und Hanf: a) Prinzipschnitt, b) praktische Ausführung (Quelle: Homatherm)
Die Luftdichtheit zwischen Dämmung und Dach und zwischen Sparren und Innenraum ist auch hier sorgfältig auszuführen. Achten Sie vor allem auf die luftdichten Anschlüsse zwischen Dach- und Fassadendämmung. Hier können im Bereich der Sparrendurchdringungen spezielle luftdichte Manschetten oder Klebebänder verwendet werden.
Zwischensparrendämmung
Die Dämmung zwischen den...