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Das Abenteuer, nach dem du dich sehnst

Wer auf dem Wasser gehen will, muss aus dem Boot steigen.

AutorJohn Ortberg
VerlagGerth Medien
Erscheinungsjahr2014
Seitenanzahl288 Seiten
ISBN9783961221509
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis8,99 EUR
Ein Mann steigt aus der Sicherheit des Bootes und geht auf dem Wasser. Unmöglich? In diesem Buch steht der Glaubensschritt von Petrus als Einladung an alle, die wie er im Glauben losgehen und mehr von Gottes Gegenwart und Kraft erleben wollen. John Ortberg verspricht, dass unser Ja auf Gottes Einladung eine geistliche Dynamik in Gang setzt, die weit über unsere Vorstellungskraft hinausgeht. Wenn Sie dieser Einladung folgen, entdecken Sie, dass Unmögliches möglich wird.

John Ortberg, ist Autor, Redner und Seniorpastor der Menlo Park Presbyterian Church im Großraum San Francisco Bay. Er hat zahlreiche Bestseller geschrieben und hält Vorträge und Predigten auf Konferenzen und in Gemeinden überall auf der Welt. John und seine Frau Nancy haben drei erwachsene Kinder und lieben den Pazifik.

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Leseprobe

Kapitel 2

„Petrus verließ das Boot und ging
auf dem Wasser auf Jesus zu“

(Matthäus 14,29).

Boot-Hocker

Solch elend Leben müssen

Die trüben Seelen jener Menschen führen,

Die ohne Lob und ohne Schande lebten.

Vermischt sind sie mit jenem bösen Chore

Der Engel, die einst, weder abgefallen

Von Gott, noch ihm getreu, allein gestanden.

Dante Alighieri6

Einige Zeit nach dem Tod meiner Großmutter väterlicherseits machte mein Großvater meiner Mutter ein ungewöhnliches Angebot.

„Kathy“, sagte er mit seinem schwedischen Akzent, „ich habe die Sachen von Florence durchgesehen und dabei eine Kiste mit altem Geschirr entdeckt. Eigentlich wollte ich es wegwerfen, aber dann habe ich gesehen, dass es blau ist. Das ist doch deine Lieblingsfarbe. Sieh dir das Zeug doch mal an, vielleicht willst du es ja haben. Sonst gebe ich es der Heilsarmee.“

Meine Mutter fuhr zu ihm und erwartete alten Plunder. Doch als sie die Kiste öffnete, erblickte sie das schönste Porzellanservice, das sie je gesehen hatte. Das Geschirr war in einer bayrischen Manufaktur handgefertigt worden, die im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde, daher war es auch noch unschätzbar wertvoll.

Meine Mutter war seit 20 Jahren Mitglied der Familie, doch dieses Service hatte sie noch nie gesehen und auch ihr Großvater hatte nicht gewusst, dass seine Frau so etwas besaß.

Von einem älteren Familienmitglied erfuhren sie schließlich die Geschichte des Porzellans. Als Florence noch sehr jung gewesen war, hatte sie das Geschirr Teller für Teller und Tasse für Tasse über die Jahre als Aussteuer geschenkt bekommen. Die Familie war nicht sehr wohlhabend und es war ein ausgesprochen teures Porzellan. Zu jedem Fest – Geburtstag, Konfirmation, Schulabschluss – bekam Florence ein Stück.

Warum haben meine Eltern es nie zu Gesicht bekommen? Dazu muss man den Charakter des Schweden an sich näher beleuchten. Wir sind ein vorsichtiger Menschenschlag und neigen nicht zu Verschwendung. Zum Beispiel wohnten zwei meiner Großtanten 80 Jahre lang in einem schönen viktorianischen Haus, das mein Urgroßvater im 19. Jahrhundert gebaut hatte. Der prächtigste Raum im ganzen Haus war ein Zimmer, das eigens für ganz besondere Gäste reserviert war. Doch da niemals ein Gast ins Haus kam, der „besonders“ genug für dieses Zimmer war, wurde es nie benutzt.

Wann immer Florence ein weiteres Teil des Geschirrs bekam, wickelte sie es sorgfältig in weiche Tücher, denn es war ja so wertvoll und hätte bei Benutzung zerbrechen können. Sie verstaute es in der Kiste und stellte diese auf den Dachboden – für besondere Gelegenheiten. Doch auch in ihrem Leben kam nie eine Gelegenheit, die „besonders“ genug gewesen wäre. Und so benutzte meine Großmutter das schönste und wertvollste Geschenk, das sie besaß, nicht ein einziges Mal.

Meine Mutter erbte also das Porzellan, und sie benutzte es – zu jeder passenden und unpassenden Gelegenheit! Endlich wurde das Geschirr aus seiner Kiste befreit und zu dem eingesetzt, wozu es gemacht wurde.

Zwei Möglichkeiten

Jedes Mal, wenn man ein Geschenk bekommt, hat man zwei Möglichkeiten, damit umzugehen. Zum einen, dass man sich sagt: „Dieses Geschenk ist so wertvoll, dass ich es nie verwenden sollte.“ Diejenigen, die so reagieren, wissen sehr gut, dass es immer ein Risiko birgt, das Geschenk aus der Kiste zu nehmen und zu benutzen. Vielleicht passiert etwas Unvorhergesehenes. Vielleicht geht jemand unsachgemäß damit um. Vielleicht wird es nicht so geschätzt, wie wir uns das wünschen. Vielleicht geht es sogar kaputt. Auf jeden Fall ist es riskant!

Die zweite Möglichkeit ist folgende Überlegung: „Dieses Geschenk ist so wertvoll, dass es unbedingt eingesetzt werden sollte!“ Diejenigen, die das denken, begreifen, dass das Geschenk nie seiner Bestimmung gerecht wird, wenn es nicht aus der Kiste genommen wird. Damit würde man das ignorieren, was der Schenkende damit im Sinn gehabt hat. Es gibt wenig, das tragischer ist als ein nicht geöffnetes Geschenk!

Vielleicht haben Sie auch ein Geschenk bekommen. Wir werden im nächsten Kapitel darüber sprechen, wie Sie die Kiste öffnen können, um zu sehen, was drin ist – zu entdecken, womit Gott Sie begabt hat und wozu Sie berufen sind. Doch jetzt möchte ich Sie dazu einladen, eine mutige Selbstanalyse vorzunehmen. Zusammen mit Ihrem Geschenk haben Sie auch die Wahlmöglichkeit bekommen – werden Sie es aufmachen und benutzen oder nicht?

Petrus wählte die zweite Alternative. Dale Brunner schreibt: „Es ist wichtig zu sehen, dass Petrus Jesus nicht um ein Versprechen bat – zum Beispiel: „Versprich mir, dass ich nicht untergehen werde!“ Er forderte keine Garantie dafür, dass er nicht untergehen würde. Er wollte einen Befehl: ,Herr, wenn du es bist, dann befiehl mir, auf dem Wasser zu dir zu kommen.‘“7

Die Jünger, die im Boot blieben, waren wie meine Großmutter Anhänger der ersten Möglichkeit. Sie wollten nicht riskieren, zu versagen oder Wasser zu schlucken. Sicherheit war ihnen wichtiger als Wachstum. Der Herr wollte „an ihnen vorüberziehen“ und ihnen ein Stück seiner Herrlichkeit zeigen. Doch sie wollten das Abenteuer lieber von der Seitenlinie aus beobachten. Sie wollten, dass er einfach nur an ihnen vorbeiging. Ich denke, sie stehen für all diejenigen, die keinen Marschbefehl wollen, sondern ein Versprechen; keine Mission, sondern eine Garantie.

Ihnen war durchaus klar, was es kosten würde, aus dem Boot zu steigen. Die Gefahr der Blamage war ihnen nur allzu bewusst; auch die Möglichkeit, dass sie dabei sterben würden.

Aber was ihnen nicht so deutlich vor Augen stand, war ein anderer Preis – der Preis, den es sie kosten würde, wenn sie im Boot sitzen blieben!

Der hohe Preis eines Lebens als Boot-Hocker

Wenn ich ein einziges Wort hätte, um den Preis zu beschreiben, den es kostet, wenn man ein Leben als Boot-Hocker zubringt, dann stünde auf dem Preisschild „Wachstum“.

Im Grunde gibt es wenige Dinge, die so anziehend auf uns wirken wie der Gedanke voranzukommen. Wir sind zum Wachsen geboren, und wir lieben es, uns weiterzuentwickeln. Wir pflanzen Gärten an, forsten Wälder wieder auf, freuen uns an den ersten Krokussen im Frühling … das Wunder des Wachstums fasziniert uns!

Ist es nicht toll zu beobachten, wie Kinder wachsen? Unsere erste Tochter verdreifachte ihr Gewicht innerhalb ihres ersten Lebensjahres. Ich habe das mal ausgerechnet – wenn sie so weitergemacht hätte, hätte sie mit 4 Jahren 486 Pfund gewogen!

Denken Sie an die Aufregung von Eltern, deren Kind sein erstes Wort spricht. Gestern konnte es nur brabbeln und weinen – heute gehört es zur Riege derer, die sprechen können! Seine Eltern sind begeistert. Zwar werden sie das in Zukunft manchmal bereuen, wenn es Schimpfworte benutzt, aber heute freuen sie sich. Sie beobachten das Wunder des Wachstums!

Denken Sie an das gute Gefühl eines Firmenchefs, dessen Unternehmen gesunde Wachstumszahlen aufweist, sein Geschäftsfeld ausdehnt und den Gewinn steigert. Das Wunder des Wachstums!

Sehen Sie die ekstatische Freude eines Jugendlichen, der seine Führerscheinprüfung bestanden hat. Gestern war er noch Fußgänger oder Radfahrer. Heute ist er eine Gefahr für die anderen Verkehrsteilnehmer. Wie wunderbar – er entwickelt sich weiter!

Auf der anderen Seite gibt es wenige Dinge, die trauriger sind als Stagnation.

Denken Sie an eine Ehe, die voller Hoffnungen und Träume geschlossen wurde und sich nun auf einem Level eingependelt hat, wo die Gefühle verblasst sind und die Dinge sich festgefahren haben. Statt das Problem anzupacken, dem Schmerz in die Augen zu sehen und sich Hilfe zu suchen, findet sich das Paar mit der Mittelmäßigkeit ab und lebt als „vertraute Fremde“ zusammen.

Stellen Sie sich einen Mann mittleren Alters vor, der seine Abende vor dem Fernseher verbringt. Er hatte einmal große Pläne für die Zukunft und viele Träume und Sehnsüchte dafür, was er in seinem Leben erreichen wollte. Doch irgendwo auf dem Weg ist ihm der Brennstoff ausgegangen und er hat sich für den bequemen Weg entschieden. Seine Träume hat er einem La-Z-Boy und flackernden Bildern aus der Bildröhre geopfert. Er ist die Verkörperung von ungenutztem Potenzial.

Dies ist der Weg, der zum Stillstand führt – nicht genutzte Möglichkeiten, unerfüllte Träume. Er führt schließlich zu dem Gefühl, dass ich gar nicht mein Leben lebe; das Leben, das ich eigentlich führen sollte. Er führt zu Langeweile, zu dem, was Gregg Levoy die „gewöhnliche Erkältung der Seele“ nennt.8

Zu sündhaften Verhaltensmustern, die nie aufgedeckt und geändert werden. Zu Fähigkeiten und Begabungen, die nie weiterentwickelt und eingesetzt werden. Wochen und Monate lang. Monate werden zu Jahren, und eines Tages schauen Sie zurück auf ein Leben voller tief gehender, intensiver, magenverdrehend ehrlicher Gespräche – die Sie nie geführt haben. Voller großartiger, mutiger Gebete – die Sie nie ausgesprochen haben. Risiken und Abenteuer – die Sie nie eingegangen sind. Opfer – die Sie nie gebracht haben. Leben – die Sie nie berührt haben. Und Sie sitzen in einem Fernsehsessel und Ihre Seele ist verschrumpelt. Ihre Träume vergessen. Und Sie begreifen plötzlich, dass es da draußen eine Welt voller verzweifelter Nöte...

Blick ins Buch

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