Das Attentat auf Papst Leo III. am 25. April 799 ist eine Herausforderung für die Geschichtsforschung. Die meisten zeitgenössischen Geschichtsschreiber berichten, die Verschwörer hätten den Papst geblendet, ihm die Zunge abgeschnitten und Gott habe ihn geheilt. Nur wenige erzählen, die Attentäter hätten die Verstümmelung nur vorgehabt, obwohl das Opfer selbst diese Version beeidet hat. Ähnlich widersprüchlich sind die Rekonstruktionen des Geschehens durch Historiker. Hier drei Thesen renommierter Mediävisten: Leo habe blutüberströmt so getan, als sei er seiner Augen und der Zunge schon beraubt, damit die Verschwörer glauben, sie hätten ihr Vorhaben bereits erfolgreich durchgeführt. Leo sei vor dem Altar einer Klosterkirche abgesetzt worden. Karl der Große habe das Attentat inszenieren lassen, damit der Papst ihn zum Kaiser kröne. Darstellungen des Geschehens aus dem 19. Jahrhundert, unverkennbar von Nationalstolz geprägt, beeinflussen auch heute noch die Sichtweise der Veröffentlichungen.
Dr. phil habil., Mittelalterhistoriker, Geboren 1954, 1973-80 Student in München, 1978/79 Stipendiat,1982-84 Mitarbeiter am Deutschen Historischen Institut in Rom, 1985 Habilitationsstipendium der Deutschen Forschungsgemeinschaft, 1985-95 Akademischer Rat an der Ludwig-Maximilians-Universität München, Lehrstuhlvertretungen an den Universitäten München, Regensburg, Erlangen und Cremona. Autor zahlreicher wissenschaftlicher und populärwissenschaftlicher Bücher und Aufsätze sowie eines historischen
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